Mit einem Brandbrief, in dem sie rechtsextreme Vorfälle an der Burger Oberschule schilderten, wandten sich die beiden Lehrkräfte Laura Nickel und Max Teske hilfesuchend an die Öffentlichkeit (wie berichtet). Dies sorgte deutschlandweit für Aufmerksamkeit, Schlagzeilen und Diskussionen. Unter anderem auch nach anhaltenden Anfeindungen gegen ihre Personen werden sie die Schule nun aber verlassen.
Zum letzten Schultag vor den Sommerferien riefen am Mittwochvormittag mehrere Aufkleber im Bereich der Grund- und Oberschule in Burg die Polizei auf den Plan. Die Aufkleber zeigten ein Foto der beiden Lehrkräfte mit der Aufschrift „pisst Euch nach Berl*in“. Die Märkische Allgemeine Zeitung hatte zuerst darüber berichtet. Wer bzw. welche Gruppe hinter der Tat steckt, ist noch unklar. Wie die Polizei am Nachmittag mitteilte, ermittelt der kriminalpolizeiliche Staatsschutz nun wegen des Tatverdachts der Beleidigung, des Verstoßes gegen das Kunsturhebergesetz, Sachbeschädigung sowie wegen illegalen Plakatierens.
Unterdessen zogen die beiden Lehrkräfte nun Konsequenzen und beantragten ihre Versetzungen. Seit sie ihre Identitäten nach dem Verfassen des Brandbriefs preisgaben, sahen sie sich immer wieder Anfeidungen und Vorfwürfen aus der Umgebung ausgesetzt. Zuletzt soll auch ein anynomer Elternbrief adressiert an die Schulleitung aufgetaucht sein, in dem Eltern die Entlassung der beiden Lehrkräfte forderten. Darin unterstellten die Verfasser den Lehrern zudem, ihrer eigenen Ideologie zu folgen sowie die Schule und das ganze Dorf durch ihr Verhalten in den Schmutz zu ziehen.
Daran angeknüpft feierte der Cottbuser AfD-Vorsitzende Jean-Pascal Hohm in einer Twittermeldung am Mittwoch den Weggang von Max Teske als Erfolg von bürgerlichem Engagement. In seinem Text bezeichnete er den Lehrer als linksradikalen Denunziant, der zusammen mit einer Genossin Schüler bei der Presse denunziert haben soll. Seinem Postingtext waren Bilder des besagten Elternbriefes sowie ein Bild der Abschiedsnachricht von Max Teske an die Elternschaft seiner Klasse hinzugefügt.
Bürgerliches Engagement wirkt: Linksradikaler Denunziant verlässt #Burg|er Schule.
Zusammen mit einer Genossin denunzierte er Schüler (zunächst anonym) bei der Presse. Es folgte eine Hetzkampagne gegen die Lausitz.
Nun verlässt der „Lehrer“ – nach Eltern-Protest – die Schule. pic.twitter.com/m4EAc4wsoS
— Jean-Pascal Hohm 🇩🇪 (@JeanPascal_Hohm) July 12, 2023
Bildungsminister Steffen Freiberg reagierte am Mittwoch kurz in einem TV-Interview mit rbb24: “Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Situation in der Gemeinde sehr schwierig ist. Die Begleitung durch das Land war intensiv und all dem angemessen, was eine Landesbehörde an dieser Stelle tun kann. Dass es jetzt auf dieser Ebene so eskaliert und die Kollegen und Kolleginnen dann daraus den Rückschluss gezogen haben, Versetzungsanträge zu stellen, das habe ich jetzt zur Kenntnis genommen. Und wir werden dann versuchen für die Kollegen und Kolleginnen gute Wege zu finden”, so Freiberg. Gute Wege, die bisher offenbar nicht gefunden wurden.
Bei einer Protestkundgebung vor dem Cottbuser Schulamt Anfang Mai sicherte auch Schulamtsleiter Uwe Mäder Unterstützung zu, um die Situation zu begleiten (wie berichtet).
Das Amt Burg positionierte sich in einer ersten Reaktion damals gegen Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz, sah durch die mediale Berichterstattung aber auch den Ruf des Kurortes und des Schulstandortes geschädigt. “Wir werden als Schulträger alles daransetzen, unseren Schulstandort attraktiver zu gestalten, und nicht nachlassen, im vorliegenden Fall auf eine zügige Aufklärung zu drängen. Die Burger Schule ist, wie wir mittlerweile wissen, kein Einzelfall. Vielmehr handelt es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, wie es auch der neue Bildungsminister des Landes Brandenburg einschätzt. Wenn man also dem Brandbrief etwas Positives abgewinnen möchte: Eine neue Debatte ist angeschoben, aber wir brauchen auch konkrete Maßnahmen im Bildungsbereich!”, hieß es damals von Amtsdirektor Tobias Hentschel. Wenige Tage später produzierte das Amt einen Videofilm mit verschiedenen Akteuren, um ein Zeichen für Toleranz, Weltoffenheit und gegen Rechtsextremismus zu setzen (wie berichtet).
Red. /Presseinfo