Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
Fotos © www.ideengruen.de
Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
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Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
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Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
Fotos © www.ideengruen.de
Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
Fotos © www.ideengruen.de
Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
Fotos © www.ideengruen.de
Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
Fotos © www.ideengruen.de
Etwa 120 interessierte Anwohner folgten gestern Abend der Einladung zu einer Informationsveranstaltung der Initiative „Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel – Für eine lebenswerte Region“ in das Kulturhaus Gölsdorf (Landkreis Oder-Spree). Im Herbst 2012 wurden Pläne bekannt, dass inmitten der Gemeinde Steinhöfel – zwischen den Dörfern Tempelberg, Gölsdorf und Buchholz – der Agrarbetrieb Komturei Lietzen eine Hähnchenmastanlage mit einem Besatz von mehr als 430.0000 Tieren errichten möchte. Auf der ersten großen Diskussionsveranstaltung zu der in der Region stark umstrittenen Anlage diskutierten neben den Sprechern der Initiative, Kerstin Hellmich und Sven Welk, der Tierarzt Dr. Einhorn, die bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Sabine Niels, sowie die Vertreter des Umweltverbandes BUND Christine Arndt (Geoökologin ) und Axel Heinzel-Berndt (Dipl.-Ingenieur) mit den betroffenen Bürgern der Großgemeinde Steinhöfel.
„Was hier entstehen soll, hat mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun – Das ist Industrie“, kritisierte Kerstin Hellmich. Bestätigt wurde die Sprecherin der Initiative durch den Dipl.-Ingenieur Axel Heinzel-Berndt vom BUND: „Laut den Antragsunterlagen werden die nötigen Futtermittel zum überwiegenden Teil nicht von den Betreibern selbst angebaut. Damit ist die Anlage nicht mehr als landwirtschaftlicher Betrieb anzusehen, sondern als Agrarindustrie“. Der BUND hatte die Planungsunterlagen vom Landesumweltamt erhalten und stellte sie an diesem Abend vor. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde die aus in zwei Teilen bestehende Hähnchenmastanlage nicht von der Komturei Lietzen direkt beantragt, sondern von zwei Unterfirmen, der Tempelberger GmbH und der Charlottenhofer GmbH. In den Ställen sollen demnach 432.000 Hähnchen in einem Intervall von ca. 5 Wochen schlachtreif gemästet werden. Das seien über 3 Millionen Tiere pro Jahr, erklärte Heinzel-Berndt.
Dadurch muss die Region mit verstärkten Schwertransporten rechnen. Hochrechnungen zufolge geht der BUND von etwa 14 LKWs pro Tag aus, die über Buchholz in Richtung Süden zur Schlachtanlage Storkow fahren werden. Auch werden die Anwohner zukünftig häufiger das stechende Gas Ammoniak aus den Hähnchen-Exkrementen riechen müssen. Bei Anlagen dieser Art sei die Geruchsbelastung erheblich, sagte Christine Arndt. Eine im Publikum sitzende Mitarbeiterin der Planungsfirma Eco-Cert bestätige die zu erwartende Belastung. Die Hauptwindrichtung weise nach Tempelberg, daher habe man die Anlage ein klein wenig weiter weg geplant.
Der Tierarzt Dr. Einhorn sprach ebenfalls die Gülle und Exkremente-Belastung an. So fallen seinen Berechnungen zufolge etwa 4200 Tonnen Kot pro „Durchgang“ an, also aller 5 Wochen. Sollte der nicht umweltgerecht entsorgt werden, bestünde die Gefahr einer Kontamination der umliegenden Gewässer. Auch seien die Auswirkungen der Rückstände von Antibiotika auf die Umwelt noch nicht erforscht. Um Erkrankungen der zusammengeferchten Tiere zu verhindern, werden den Hähnchen vorsorglich Antibiotika verabreicht, das diese mit dem Kot wieder ausscheiden, so Dr. Einhorn.
Kritik äußerte Dr. Einhorn auch am Landrat von Oder-Spree, Manfred Zalenga. Auf dem Neujahrsempfang im Januar kritisierte der Zalenga die engagierten Bürgerinitiativen im Kreis mit den Worten „Wir brauchen mehr Mutbürger statt Wutbürger“. Nach Meinung von Dr. Einhorn “gehört eine ordentliche Portion Mut dazu, aufzustehen und für eine lebenswerte Zukunft zu streiten”. Die Proteste gegen die Mastanlage erinnern den Tierarzt an die Zeit von 1989. Auch damals seien die Menschen aufgestanden und haben Missstände angeprangert.
„Sollte die Anlage kommen, droht ein Ausverkauf der ganzen Region“, sagte Sven Welk. Bereits schon heute kommen unzählige Touristen zu uns, ergänzt Kerstin Hellmich. Hundertausende Euro flossen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, wie zum Beispiel zwei mit fünf Sternen zertifizierte Radwege, den Schlösserradweg direkt durch Tempelberg, den international begangenen Jakobsweg oder die Pilgerherberge der Familie Luckas bei Müncheberg. Auch die zahlreichen Bio-Bauerhöfe der Region werden davon betroffen sein.
Durch den Ausbau der Mastanlagen sei diese regionale Erfolgsgeschichte jetzt akut bedroht. Ein Berater der Komturei Lietzen aus dem Emsland beschrieb keine guten Zukunftsaussichten. In Niedersachsen können kaum noch neue Ställe gebaut werden, da dort bereits die „gesamte Landschaft voll sei”. Auch wende sich die dortige neue rotgrüne Regierung gegen Mastanlagen, daher werden Betreiber zukünftig verstärkt nach Ostdeutschland kommen. „Hier besteht dringender Reformbedarf um der Entwicklung Einhalt zu gebieten sagte Sabine Niels, agrarpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion und kritisierte die Privilegierung von Massentierhaltungsanlagen im Bundesbaugesetz. Am 26. Februar diskutiert Niels mit der Bundestagfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen über die Reform des antiquierten Gesetzes auf einer öffentlichen Veranstaltung in Müncheberg: „Wir wollen darüber ins Gespräch kommen, wie die weitere Expansion von Tierfabriken in Brandenburg und anderswo verhindert werden kann. Außerdem wollen wir erörtern, welche Tierhaltung im Einklang mit einer nachhaltigen regionalen Entwicklung stehen kann“, sagte Niels und lud alle Bürger ein, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Foto 1: Kerstin Hellmich und Publikum
Foto 2: von links nach rechts: Sabine Niels, Sven Welk, Kerstin Hellmich, Christine Arndt, Axel Heinzel-Berndt, Dr. Einhorn
Quelle: Dörfergemeinschaft gegen die Hähnchenfabrik in Steinhöfel
Fotos © www.ideengruen.de