Das Theater neue Bühne Senftenberg versucht immer wieder Stücke auszuwählen um die Zuschauer, Erwachsene, Kinder und Jugendliche, für Gegenwartsprobleme zu sensibilisieren. So etwa mit dem Gräuel des Nationalsozialismus. Aber dabei wird nicht der Holzhammer benutzt, sondern es werden spannende fantasiereiche Fabeln erzählt. So kann man jetzt das preisgekrönte Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ von Jens Raschke sehen. Das Nashorn und viele andere Tiere leben in einem Zoo, der in einen KZ liegt. In Buchenwald gab tatsächlich einen Zoo zur Unterhaltung der Bewacher und ihrer Kinder. Raschke erzählt in seinen Stück, was die Tiere im Zoo erleben. In Senftenberg wurde es sensibel und spannend von Alice Asper inszeniert. Das Bühnenbild und Kostüme wurden von Holger Syrbe geschaffen. Die Inszenierung ist ein Meisterwerk. Die Zuschauer werden von Anfang an miteinbezogen. Eine bunte Gauklertruppe (Anja Kunzmann, Friedrich Rößiger, Michael Zehenter Roland Kurzweg, Nicole Haase) stürmt in den Saal und macht Späße, zeigt Kartentricks und bläst Seifenblasen in die Luft. Auf der Bühne angekommen, werden sie ernst und beginnen zu erzählen: „Es war einmal Zoo, schwarz-weiß“. Die Schauspieler verwandeln sich Tiere. Jeder stellt mehrere Tiere da. Das ist ganz großartig. Es gibt das naive Murmeltiermädchen, das immer Hunger hat und beim Schlafen alles vergisst, die eitlen Schwäne, die Mufflons und der Papa Pavian, ein Opportunist, der gerne Chef sein möchte. Den Tieren geht es gut, solange sie die Gestiefelten und ihre Kinder gut unterhalten und sich nicht dafür interessieren, was die Gestiefelten mit den Gestreiften auf der anderen Seite des Zauns tun. Papa Pavian passt auf, dass ordnungsgemäß verläuft. Dann kommt ein junger Bär in den Zoo. Der Bär ist neugierig, er kann den Rauch der aus dem Schornstein des Krematoriums nicht ertragen, er will wissen was auf der anderen Seite des Zauns geschieht und er macht keine Späße für die Gestiefelten. Die Tiere fürchten um ihr Leben. Sie haben Angst, dass ihnen genauso geht, wie dem Nashorn als es über den Zaun schaute. Am Ende klettert der Bär auf den Schornstein, der Schornstein stürzt ein, Bomben fallen auf das Lager, die Gestreiften jubeln und die Gestiefelten verschwinden. Das Spiel ist aus. Ein Stück zum Lachen, denn die Tiere sind wirklich, wie wir Menschen alle komische Typen, aber auch zum Weinen. Manche Träne fließt im Zuschauerraum, wenn das Publikum die ganze Tragik der Geschichte erfasst.
Nächste Vorstellung am 12.11. um 10.00 Uhr
Foto: Steffen Rasche