Frank Wedekinds Kindertragödie „Frühlingserwachen“ wurde jetzt von Samia Chancrin im Studio der neuen Bühne Senftenberg inszeniert. Das Stück über das Leben heranwachsender Kinder und Jugendlicher, mit ihrer Pubertät, ihren Stress in Elternhaus und Schule. Gesprochen wird auch über Aufklärung, Kinderkriegen und Abtreibung und die Liebe zwischen den Geschlechtern. Wedekind hat das 1891 geschrieben. Damals ein Skandalstück. Aber die Probleme sind heute irgendwie immer noch aktuell. Die Regisseurin und der Ausstatter Andreas Hartmann geben der Geschichte zeitlos modernen Rahmen, der durch die Musik von Robert Eder einfühlsam illustriert wird. Zu beginn werden die Schauspieler und die Figuren in Videoeinspielungen vorgestellt. Das ist wichtig für den Zuschauer, denn jeder spielt mehrere Rollen. Er ist mal Kind, mal Lehrer, mal Vater, mal Mutter. Dieses Rollenspiel absolvieren die jungen Schauspieler Alrun Herbing, Marianne Helene Jordan, Christina Berger, Sebastian Volk, Michael Zehentner, Daniel Borgwardt und Patrick Gees ganz toll. Sie geben jeder Figur einen unverwechselbaren Charakter. Der Zuschauer kann ihre Gefühle, ihre Schwächen und Stärken unmittelbar miterleben. Das ist Wendla (Alrun Herbing) ein Mädchen auf dem Weg zur Frau. Für ihre prüde dominante Mutter (Marianne Helen Jordan) ist sie immer noch unmündig. Kinder bringt der Klapperstorch. Als Wendla ein Kind bekommt, muss sie abtreiben. Melchior (Sebastian Volk) der unwissend zum Vater wird. ER liebt Wendla. Aber was Liebe ist weiß er nicht. Sein Freund Moritz (Michael Zehentner) kann ihm nur theoretische Vorträge halten. Moritz ist eine tragische Figur, ein Mensch der an Stress und Mobbing in Schule zerbricht. Auch für Melchior endet die Geschichte tragisch. Er kommt trotz des Protestes seiner Mutter (Christina Berger, wunderbar) in die Erziehungsanstalt. Er versteht gar nichts mehr und dann steht auf dem Friedhof an den Gräbern von Wendla und Moritz. Ob es eine Zukunft für die Jugend gibt bleibt offen. Eine wahrhaft tragische Geschichte, gespielt mit Liebe und Empathie. Es gibt auch komische Momente. Ganz toll ist Karikatur der Lehrer mit Über-Kopf-Puppen und einer hohlen Sprache. Eine ganz tolle Inszenierung. Das Premierenpublikum jubelte minutenlang.
Nächste Vorstellung am 21.12. um 19.30 Uhr
Foto: Steffen Rasche