Im Juni 2014 wurde die Gefäßmedizin in Senftenberg durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin zum anerkannten Gefäßzentrum zertifiziert. Erstmals kommen nun auch modernste Verfahren der interventionellen und endovaskulären Therapie in Senftenberg zum Einsatz. Täglich ist die Vorstellung von Patienten in einer Gefäßambulanz möglich und die Wundambulanz wird nunmehr professionell geführt. Ab 2015 wird zusätzlich ein qualifiziertes Gehtraining innerhalb einer Gefäßsportgruppe angeboten.
Tom Hammermüller, Chefarzt des Gefäßzentrums Niederlausitz, nutzte den 3. Senftenberger Gefäßdialog am Mittwoch (08.10.2014), um das neue Team des Gefäßzentrums, die Strukturen sowie die Kontaktmöglichkeiten vorzustellen. Jeder einzelne Mitarbeiter, von den Ärzten über die Pflegekräfte und Gefäßassistenten bis hin zur Sekretärin, waren anwesend und stellten sich persönlich vor.
Chefarzt Hammermüller erläuterte noch einmal den Weg der Zertifizierung zum Gefäßzentrum Niederlausitz und die damit neu etablierten Angebote und Strukturen der Klinik. „Warum machen wir das alles?“, fragt Chefarzt Hammermüller in die Runde und erläutert, dass die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden und die Sterblichkeit bei diesen Erkrankungen im Vergleich zu anderen Erkrankungen wesentlich erhöht ist. Am häufigsten sind Menschen ab dem sechzigsten Lebensjahr betroffen, insbesondere dann, wenn zusätzliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rauchen eine Rolle spielen.
Detlef Peitz, leitender Oberarzt des Gefäßzentrums Niederlausitz, präsentierte den Teilnehmern die neue Struktur der Wundambulanz. In Deutschland leiden circa 4 Millionen Patienten an chronischen Wunden. Davon sind rund 60 bis 80 Prozent Folgen durch Erkrankungen des Gefäßsystems, so zum Beispiel das diabetische Fußsyndrom. Bei der Behandlung und Versorgung der Wunden ist die fachübergreifende Zusammenarbeit bei der Diagnostik, Therapie und Pflege ein wesentlicher Baustein. Oberarzt Peitz wünscht sich deshalb für die Zukunft eine noch engere Zusammenarbeit mit allen, die an der Behandlung chronischer Wunden beteiligt sind. Dazu zählt insbesondere der Austausch mit den Haus- und Fachärzten sowie den ambulanten Pflegediensten. „An unsere Gefäßambulanz haben wir eine gefäßchirurgisch geführte und von Wundexperten unterstützte, Wundambulanz angeschlossen, die Empfehlungen zur Therapie von chronischen Wunden geben kann. Wir wollen Ansprechpartner sein und im Austausch mit den Ärzten in der Praxis sowie den Pflegediensten voneinander lernen und somit die bestmögliche Versorgung für unsere Patienten anbieten“, so Peitz. Das Gefäßzentrum bietet mit der Wundambulanz sowohl für Patienten als auch für niedergelassene Ärzte eine Beratung und Unterstützung zu Fragen rund um das Thema Wundmanagement. Oberarzt Peitz sichert den Kollegen eine schnelle und unkomplizierte Zusammenarbeit auf dem kurzen Dienstweg per Telefon oder E-Mail zu. Jeden Mittwoch von 9 bis14 Uhr findet die Wundambulanz statt.
Christoph Meißner, ausgebildeter Gefäßassistent und jetzt zusätzlich auch Übungsgruppenleiter für Gefäßsport, erläuterte die Wirksamkeit eines qualifizierten Gehtrainings im Rahmen einer speziellen Gefäßsportgruppe. Diese soll zu Beginn 2015 am Klinikum Niederlausitz etabliert werden. Ziel des Trainings ist die Verbesserung der Gehleistung und damit einhergehend auch der Lebensqualität der Patienten. Sofern es die Indikationen zulassen, kann das Gehtraining sowohl präventiv als auch rehabilitativ angewendet werden. Mit einem gezielten und regelmäßigen Training können die Patienten in ihrem sozialen Umfeld verbleiben und haben dennoch gleichzeitig einen engen Kontakt zur Klinik. Damit auch die Teilnehmer des Gefäßdialoges eine Vorstellung von der Art des Trainings bekommen, aktivierte Gefäßassistent Christoph Meißner alle mit einer kleinen praktischen Übung. Im Anschluss kamen die Teilnehmer ins Gespräch und im Dialog zwischen Praxis und Klinik konnten Fragen geklärt und Wünsche für die zukünftige Zusammenarbeit geäußert werden.
Mit den umfassenden Angeboten von der Gefäßsprechstunde über die Wundambulanz bis hin zur Gefäßsportgruppe will das Gefäßzentrum Niederlausitz für die Patienten sowie Haus- und Fachärzte als „Leuchtturm“ in der Region stehen. Aus diesem Grund wurde die Veranstaltung thematisch passend im Leuchtturm in Geierswalde durchgeführt. Der Leuchtturm steht dabei als Symbol für ein Navigationssystem, das bei der Orientierung helfen soll. „So sehen auch wir uns bei der Betreuung der Patienten mit Gefäßerkrankungen in der Niederlausitz und auch darüber hinaus“, so Hammermüller.
Das Gefäßzentrum Niederlausitz behandelt jährlich auf einer interdisziplinären Station mit 36 Betten etwa 1.100 stationäre Patienten. Behandlungsschwerpunkte sind Aussackungen der Bauchschlagader und die arteriosklerotischen Gefäßerkrankungen, die zu einem Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine führen können. Daneben bilden Dialysezugänge, das diabetische Fußsyndrom und das Krampfaderleiden weitere Schwerpunkte.
Chefarzt Tom Hammermüller (li.) erläutert die Strukturen und Angebote des Gefäßzentrums Niederlausitz
Eine kleine Übungseinheit aktivierte die Teilnehmer und gab Ausblick auf die neue Gefäßsportgruppe für Patienten
Quelle: Klinikum Niederlausitz Fotos: Daniela Graß