Digitaler Kraftakt: Rechenzentrum in Lübbenau
Die Digitalisierung erzeugt stetig wachsende Datenmengen, die nach deutschen und europäischen Standards verarbeitet werden sollen. Nach Angaben von Schwarz Digits entsteht in Lübbenau einer der modernsten Standorte für digitale Infrastruktur und Cloud-Services in Europa. Der Campus wird zum fünften Rechenzentrum des unternehmenseigenen Cloud-Anbieters STACKIT und soll die Grundlage für eine unabhängige, hochverfügbare Cloud-Infrastruktur am Standort Deutschland bilden.

Bundesdigitalminister Dr. Karsten Wildberger betonte zum Auftakt, Deutschland brauche deutlich mehr Rechenleistung, um bei Anwendungen der Künstlichen Intelligenz mithalten zu können. Leistungsfähige Rechenzentren gälten als zentrale Voraussetzung, um KI-Anwendungen im großen Maßstab einzusetzen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dass mit Schwarz Digits ein deutsches Unternehmen in einen heimischen Standort investiert, wird von der Politik als Signal für den Aufbau eigener technischer Fähigkeiten gewertet.
Schwarz Digits selbst stellt das Projekt in den Kontext europäischer digitaler Resilienz. Die eigene Cloud-Lösung STACKIT, das Angebot der Marke XM Cyber für Cybersicherheit sowie Partnerschaften mit Akteuren wie Aleph Alpha im Bereich Künstlicher Intelligenz und Wire für sichere Kommunikation sollen auf dem neuen Campus zusammenwirken. Ziel ist es nach Unternehmensangaben, sich als erster europäischer Hyperscaler zu etablieren und zugleich öffentliche Hand wie Privatwirtschaft mit souveränen digitalen Diensten zu versorgen.

In Fachdebatten zu sogenannten KI-Gigafactories wird Lübbenau seit einiger Zeit als Referenzprojekt genannt. Mit der geplanten Leistung von bis zu 200 Megawatt und einer Zielgröße von bis zu 100.000 Grafikprozessoren ordnen Branchenbeobachter den Standort in der Spitze der europäischen Rechenzentrumsprojekte ein. Der Campus gilt damit als Kandidat für eines der größten Rechenzentren Europas, gemessen an der für KI-Anwendungen vorgesehenen Rechenkapazität.
Technische Dimensionen und KI-Rechenleistung
Nach Informationen von Schwarz Digits ist das Schwarz Digits Datacenter Lübbenau auf sechs Module ausgelegt, die jeweils eine Geschossgrundfläche von etwa vier Fußballfeldern haben. Der Bauantrag wurde bereits im Dezember 2024 eingereicht, der Baubeginn ist zum 1. Oktober 2025 terminiert. Die Baufertigstellung der ersten drei Module der Bauphase I ist für Ende 2027 vorgesehen, die Inbetriebnahme im Geschäftsjahr 2027.

Die Anschlussleistung des Rechenzentrums ist mit bis zu 200 Megawatt geplant. Die Anlagen sollen in der Verfügbarkeitsklasse 3 betrieben werden, was einen hochverfügbaren Betrieb mit mehrfach redundanter Glasfaseranbindung und stark ausgebauten Sicherheitsmechanismen vorsieht. Innerhalb der Schwarz Gruppe soll die Rechenleistung durch den neuen Campus nach Unternehmensangaben auf das Siebenfache des heutigen Niveaus steigen.
Zentral ist die Ausrichtung auf Anwendungen der Künstlichen Intelligenz. Im Vollausbau können nach Angaben des Unternehmens bis zu 100.000 GPUs im Schwarz Digits Datacenter Lübbenau installiert werden. Diese sollen sowohl für das Training großer KI-Modelle als auch für die KI-Inferenz eingesetzt werden. Damit reagiert das Unternehmen auf den stark steigenden Bedarf an spezialisierter Rechenleistung für datenintensive Anwendungen in Industrie, Forschung, Verwaltung und Handel.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Daniel Keller betonte in seiner Rede zum Spatenstich die Wichtigkeit der Investition, um die Region Berlin-Brandenburg zum KI-Zentrum Europas zu machen. „Mit der Investition könnten wir uns an die Spitze in Deutschland schieben, dazu haben wir die höchste Grünstromproduktion pro Kopf in Deutschland. All das zusammen sind wichtige Pfeiler für die wirtschaftliche Zukunft der Region.“
Mit dem neuen Standort ergänzt Schwarz Digits das bestehende Rechenzentrumsnetz der Gruppe, das bislang vor allem im Raum Heilbronn sowie in Österreich verankert ist. Die Verteilung der Kapazitäten auf verschiedene Regionen soll die Ausfallsicherheit erhöhen und georedundante Infrastruktur schaffen. Auch bei großräumigen Störfällen sollen die Daten der Kunden nach Unternehmensangaben abgesichert bleiben.

11 Milliarden Euro werden investiert
Die angekündigten Investitionen von 11 Milliarden Euro verteilen sich nach Unternehmensangaben auf mehrere Phasen und wirken weit über den eigentlichen Bau hinaus. Für den ersten Bauabschnitt mit drei Modulen, der bis Ende 2027 realisiert wird, sind rund zwei Milliarden Euro Baukosten vorgesehen. Die weiteren drei Module der zweiten Ausbaustufe gehören ebenfalls zu dieser Summe, sind zeitlich jedoch noch nicht final terminiert. Darüber hinaus umfasst die Gesamtinvestition langfristige Ausgaben für technische Modernisierung, Instandhaltung sowie den regelmäßigen Austausch der GPU-Infrastruktur bis mindestens 2045. Damit bildet die Summe nicht nur die Baukosten ab, sondern den kompletten technologischen Lebenszyklus eines der größten Rechenzentrumsprojekte Europas.
Lübbenaus Bürgermeister Gerhard Wenzel freute sich sichtlich über den Baubeginn und betonte, dass diese Investition weitere nach sich ziehen wird und lokale Unternehmen davon profitieren werden.

Nachhaltigkeit, Abwärme und regionale Wirkung
Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf nachhaltiger Flächennutzung und Ressourcenschonung. Statt eines Neubaus auf unberührter Fläche setzt Schwarz Digits in Lübbenau auf eine Brownfield-Entwicklung. Das Areal des ehemaligen Kraftwerks wurde dafür umfangreich zurück gebaut und vorbereitet. Nach Unternehmensangaben wurden rund 20.000 Kubikmeter Beton und Steine recycelt sowie etwa 140.000 Kubikmeter Boden aufbereitet. Insgesamt wurden über 300 Tonnen Materialien, darunter rund 110 Tonnen Stahl und asbesthaltige Bauteile, getrennt und in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt.
Das Rechenzentrum soll im Regelbetrieb vollständig mit Grünstrom betrieben werden. Auf dem Campus sind Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 580 Kilowatt peak geplant, die die jährliche Stromproduktion vor Ort ergänzen. Das Verwaltungsgebäude soll komplett mit überschüssiger Abwärme beheizt werden. Zudem werden moderne Wassermanagementkonzepte umgesetzt, die eine vollständige Versickerung und Rückhaltung von Regenwasser auf dem Gelände vorsehen.
Für den laufenden Betrieb setzt Schwarz Digits auf eine innovative freie Kühlung im Direct-Liquid-Cooling-Verfahren. Dabei wird die Umgebungsluft genutzt, um die verbauten Server effizient zu kühlen. Die dabei entstehende hochwertige Abwärme mit Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius wird nicht ungenutzt abgeführt, sondern ab 2028 in das Fernwärmenetz des regionalen Energieversorgers SÜLL eingespeist. Nach Unternehmensangaben ist perspektivisch die Versorgung von bis zu 75.000 Haushalten mit dieser Abwärme möglich.

Das Projekt ist eng mit der regionalen Entwicklung in der Lausitz verknüpft. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich bereits seit 1996 ein Kaufland-Logistikzentrum mit rund 1.100 Beschäftigten. Mit dem Schwarz Digits Datacenter Lübbenau sollen zusätzliche hochqualifizierte Arbeitsplätze entstehen und die Region als digitale Zukunftsregion profiliert werden. Die Verbindung von Digitalisierung, KI-Infrastruktur und Nutzung der Abwärme für die städtische Fernwärme zeigt nach Unternehmenssicht, wie industrielle Transformation und kommunale Daseinsvorsorge zusammenwirken können.
Auch im überregionalen Vergleich fügt sich der Standort in ein dynamisch wachsendes Umfeld ein. Nach aktuellen Branchenangaben verfügen deutsche Rechenzentren derzeit über eine Gesamtleistung von rund 2,4 Gigawatt und gelten damit als führend in Europa, liegen im internationalen Vergleich aber weiterhin deutlich hinter den USA und China. Projekte wie das in Lübbenau sollen dazu beitragen, die eigene Position im Wettbewerb um KI- und Cloud-Infrastruktur auszubauen und zugleich die Energie- und Klimaziele im Blick zu behalten.
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