Es war wieder Wochenende und der Briefkasten füllte sich mit Werbebotschaften. Gerne blättere ich durch die Prospekte, es könnte ja sein, dass ich genau das entdecke, was mein Herz seit geraumer Zeit begehrt.
Zuerst sehe ich mir einen Prospekt eines auswärtigen Fahrradhändlers an. Vielleicht finde ich dort mein Traumrad passend für die neue Saison. Mein Fahrrad ist schließlich schon fast zwei Jahre alt. Möchte in der kommenden Saison ja nicht mit so ‘ner alten Gurke rumfahren. Was sollen die Leute sonst denken.
Der Prospekt begrüßt mich mit den Worten „Mein STYLE … mein BIKE“. Das hört sich schon mal gut an, so modern.
Schon auf den ersten Seiten wird es komplizierter. Auf den Abbildungen sieht das alles nach Fahrrädern aus, sind sie offenbar aber nicht wirklich. Da wird neben einem „SuperLite Disc Trekking Bike“ ein „Retro City Bike“ und auch ein „Cross Rider Fit For Fun“ angeboten. Dann gibt es da so Dinge wie „Ice Tech Bremsen“ oder eine „Rock Shock Gabel“. Ein „E-Bike mit GREEN MOVER Motor“ ist richtig preiswert geworden, um satte 200 Euro reduziert. Kostet nicht mal mehr 4.000 Euro.
… und es gibt Räder, die auf so Namen wie „Sharptail“, „Wildtail“, „Bushtail“ oder „King Cobra“ hören.
Aus meinem Englischunterricht kenne ich ja so manches Wort. ‘tail’ ist das Teil hinten, sozusagen das Hinterteil. Aber wie soll ich mir nun ein Rad mit einem „scharfen oder wilden“ Hinterteil vorstellen. Die Abbildungen klären diese Frage nicht. Spannend wäre es auch zu erfahren, wie sich ein Rad fährt, das auf den Namen ‘Königskobra’ hört. Vermutlich ist der Radweg frei wenn ich angedüst komme weil sich alle sonstigen Radler vorher in Sicherheit bringen.
Na ja, der Prospekt hilft mir in meiner Entscheidungsfindung nicht wirklich weiter.
Denke, ich fahre statt weit weg mal zum örtlichen Fahrradhändler meines Vertrauens und frage ihn. Er sagt mir immer ehrlich in unserer beider Muttersprache was Sache ist. Gut möglich, dass er sagt. „Dein Rad ist doch noch wie neu. Ich sehe das durch und dann kannste noch mehr als diese Saison damit radeln.“
Das Studium dieses einen Prospektes war anstrengend. Lasse die anderen Werbebotschaften auf dem Stapel liegen und fahre los.
Ein paar Schnittblumen wären noch gut für den Tisch.
Werde prompt gleich vor einem Geschäft einer Discounter-Kette fündig. „Tulpenstrauß“ hört sich gut an.
Dann lese ich „20 Stiele“. Na danke auch. Ich möchte nicht nur die Stiele sondern auch die Blüten obendran …..