Ja – wir geben es zu. Die obige Ankündigung in der Headline ist etwas erklärungsbedürftig. Wieso Bergspreewald? Eigentlich ganz einfach: Bergspreewald wird regional und auch in der Literatur der Teil des Unterspreewaldes genannt, der die Krausnicker Berge umfasst. Deshalb also auch die Präposition „auf“ im „Unter“-Spreewald. Und Unterspreewald? – Weil das der Teil des Spreewaldes ist, in dem die Spree höhenmäßig schon weiter unten fließt – auch ganz einfach…
Aber Bergspreewald und Muskauer Faltenbogen – wie geht denn das zusammen? Auch wieder ganz einfach – weil Beides landschaftlich noch zur Niederlausitz gehört, wenn auch in den Grenzbereichen – der Bergspreewald im Nordwesten und der Muskauer Faltenbogen (teilweise) im Südosten. Und zusammen ist Beides auch nicht, denn im oder auf dem Bergspreewald wandern wir am Sonnabend, den 14. März 2009, und im Geopark Muskauer Faltenbogen sind wir am Mittwoch, den 18. März 2009, unterwegs. Zu beiden Touren laden wir, Die Niederlausitzer Wandergurken, wieder viele Wanderfreunde aus Nah und Fern ganz herzlich ein.
In oder auf dem Bergspreewald wandern wir am 14.3. auf der bekannten Route von Köthen an den Ufern der Heideseen entlang bis zum Wehlaberg. Während einer Rast wollen wir wieder den schönen Aussichtsturm besteigen, um danach die Tour durch das Endmoränengebiet bis zum Luchsee fortzusetzen. Zurück geht es vorbei an der Örtlichkeit „Bunter Stil“. Der Bunte Stil war einst ein Grenzpfahl, welcher die Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg markierte. Heute erinnert ein Stein mit Inschrift an diese Zeit. Zuletzt waren wir auf dieser Strecke am 26. April 2008 unterwegs (siehe auch die Presseinformation zu dieser Tour 2008 hier unter: www.niederlausitz-aktuell.de – „Archiv/Suche“ – Stichwort „Bergspreewald“ eingeben)
Mit der Erkundungstour am 18.3. wollen wir etwas vollenden, was wir im vergangenen Jahr begonnen, aber nicht ganz geschafft hatten – die Erkundung des Föhrenfließes mit seinen einstigen Mühlenstandorten. Föhren – das ist die regionale Bezeichnung für Kiefern. Man findet sie häufiger in Sachsen, aber u.a. auch in Österreich.
Das Föhrenfließ selbst fließt aus einer Wasserscheide ab, die sich in 128,1 m Höhe ÜNN südsüdwestlich von Tschernitz genau auf der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen befindet (Quelle: TK 1:50.000 L 4552 Weißwasser). Zuflüsse zu dieser Wasserscheide kommen als Wolschengraben aus dem westlichen Muskauer Faltenbogen (Groß Düben) und als ein in der Karte nicht benannter Graben aus dem südwestlichen Muskauer Faltenbogen (Kromlau). Interessant ist dabei, dass sich die Wasserscheide etwa im Mittelpunkt eines glazialen Gletschertores in diesem Teil des Muskauer Faltenbogens befindet. Der gesamte Muskauer Faltenbogen ist inzwischen grenzüberschreitend (Sachsen-Brandenburg-Polen) als Geopark anerkannt. Seine Erhaltung, Revitalisierung und Nutzung wird entsprechend gefördert.
Wandern wir im Geeopark oder in den Geopark hinein, dann also „in“… Sehen wir den Geopark Muskauer Faltenbogen als Relief oder Fläche, als bergiges Gelände mit Höhen und Tiefen, dann „auf“…
Wasserscheide auch deshalb, weil es von dem genannten Gefällpunkt 128,1 m ÜNN einen weiteren Abfluss gibt, den so genannten Neuen Graben, vorbei führend an Jämlitz Hütte. Das Föhrenfließ mündet unterhalb Bad Muskau zwischen Köbeln und Pusak in die Lausitzer Neiße, hier einfach Neiße genannt, weil die anderen „drei Neißen“ weiter weg sind und sich innerhalb Polens befinden – also die Glatzer Neiße (Nysa Kłodzka), die Wütende Neiße (Nysa Szalona), rechter Nebenfluss der Kaczawa (Katzbach) und die Kleine Neiße (Nysa Mała) als linker Nebenfluss der Wütenden Neiße…
Der Neue Graben speist die Räderschnitza in etwa 126 m Höhe ÜNN bei Jämlitz Hütte an der B 115 auf sächsischem Territorium. Diese fließt durch die Stadtrandsiedlung und dann am Nordrand von Bad Muskau ebenfalls der Neiße zu (Quelle: TK 1 : 50.000 L 4554 Bad Muskau). Die Bezeichnungen „Neuer Graben“ und „Jamlitz Hütte“ lassen den Gedanken aufkommen, dass es zwischen beiden evtl. einen Zusammenhang gibt. Der Graben war irgendwann neu, deshalb Neuer Graben. Die Hütte und die dazu gehörenden Wohnhäuser waren auch einmal neu. Hermann von Pückler-Muskau ließ die Glashütte und die Häuser 1815 erbauen. Und für eine Glashütte brauchte man Wasser. Die Räderschnitza floss aus dem Sächsischen über Gablenz kommend ganz in der Nähe vorbei, aber die Hütte wurde hart an der Grenze zu Sachsen auf Niederlausitzer Territorium gebaut und das Föhrenfließ war schon zu weit weg. Man konnte das Wasser für die Hütte schlecht von dort den Berg wieder hoch leiten. Und dann war das alles in dem so wichtigen Jahr 1815, als Sachsen die Niederlausitz an Brandenburg-Preußen abtreten musste…
Einst trieb das Wasser des ca. 10,8 Kilometer langen Föhrenfließes auch mehrere Mühlen an – fließabwärts die Hirtenmühle, die Herrmannsmühle, die Weißmühle und die Sell-Mühle oder Kleine Mühle. Neben der Erkundung der Wege im Tal des Föhrenfließes haben wir uns natürlich auch vorgenommen, zu sehen, was von den einstigen Bauwerken vorindustrieller Kultur noch übrig ist. Im Zusammenhang mit dem Mühlenbetrieb entwickelten sich kleine Ortslagen. Lesematerial gibt es dazu wenig, aber uns hat schon ein Kenner der Materie angerufen. Eines wissen wir allerdings schon durch unsere Recherchen zu der Gegend und das ist sehr unrühmlich, traurig und tragisch. Dieses Gebiet war Anfang 1945 zum bevor stehenden Ende des 2. Weltkrieges schwer umkämpft und mit vielen Opfern auf beiden Seiten der Front verbunden.
Allem voran stellen wollen wir aber, wenn es sich mitten in der Woche einrichten lässt, den Besuch der Heimatstube „Rote Schule“. Der für dieses kleine Museum verantwortliche Heimatverein in Tschernitz hat sich auch den Namen des Föhrenfließ gegeben und damit seine Verbundenheit mit diesem Fließgewässer zum Ausdruck gebracht.
Während dieser Tour werden wir uns also wieder einmal als Grenzgänger fühlen (zwischen Brandenburg und Sachsen), was im Zusammenhang mit unserer Erkundungstour natürlich einen positiven Hintergrund hat.
Da es sich hierbei um eine Erkundungstour handelt und wir die Strecke nur von der topographischen Karte her kennen, haben wir dazu verständlicherweise auch noch keine Fotos, die „veröffentlichungsreif“ sind…
Weitere Einzelheiten (wie Treffpunkte und Beginn) werden wie immer bei der persönlichen Anmeldung unter der Rufnummer 03542-3792 bis zum Vorabend oder auf Anfrage mitgeteilt. Alles Andere ist wie sonst auch bei unseren vorangegangenen 17 Wanderungen 2009 und in den zurück liegenden Jahren: Ge-wandert wird familiär auf einem Rundkurs; keine Teilnahmegebühr; kein Versicherungsschutz; Rucksackverpflegung für einen Stehimbiss im Freien; am Ziel persönliche Urkunde zur Erinnerung für gutgelauntes und blasenfreies Mitwandern; festes aber bequemes Schuhwerk; um einen Obolus in unseren Fontane-Wanderhut wird am Ziel gebeten; auf Wunsch gedruckter Wanderplan 2009 als Heft A5; Informationen über uns sowie unser Programm 2009 findet man auch unter www.cottbus-und-umgebung.de sowie über 2.800 Fotos von uns über die Niederlausitz hier in „Bilder der Region
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz
Lübbenau/Spreewald
Am Luchsee
Gedenkstein Bunter Stil
Panoramablick über den Pichersee