Die Bürgerinitiative „Stadtpromenade für alle“ setzt sich für die Vergesellschaftung der Cottbuser Innenstadt-Brache ein. Zum Auftakt ihrer Aktionsreihe zeigt sie vom 20. bis 25. März gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung die Wanderausstellung „Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale“ in der BÜHNE acht. Begleitet wird die Veranstaltungswoche von einem vielfältigen Rahmenprogramm.
Ausstellung stellt Treuhand-Betroffene in den Mittelpunkt
Die Wanderausstellung der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit dem Titel „Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale“ macht im März in Cottbus Station. Im Zentrum der Ausstellung stehen die persönlichen Geschichten von Betroffenen, deren Lebenswege maßgeblich durch die Aktivitäten der Treuhand geprägt wurden. Sie sind aber auch eng verbunden mit 13 ausgewählten Branchen und Betrieben, die von der Treuhand abgewickelt wurden. Zusammen bilden die Ausstellungstafeln exemplarisch die große Bandbreite der Zerstörungen und Schicksalsschläge ab und machen sie durch ihre große persönliche Nähe besonders greifbar.
Erzählsalon, Lesungen und Musikprogramm zum Thema Treuhand
Das Begleitprogramm umfasst unter anderem einen Erzählsalon von Rohnstock Biografien, eine Lesung mit dem ehemaligen Staatstheater-Schauspieler Michael Becker sowie die Vorstellung der Buchneuerscheinung “Das Treuhandtrauma. Spätfolgen der Übernahme” von Kultursoziologin Dr. Yana Milev. Insbesondere zum Erzählsalon „Meine Erfahrungen mit der Treuhand-Politik“ sind alle Cottbuserinnen und Cottbuser herzlich eingeladen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Der Eintritt ist für alle Veranstaltungen frei.
Bürgerinitiative fordert Vergesellschaftung in Cottbus
Die große Brachfläche in der Cottbuser Stadtpromenade motivierte die Bürgerinitiative „Stadtpromenade für alle“, die Ausstellung nach Cottbus zu holen. Die Initiative fordert einen konsequenten Neuanfang zur Lösung des seit Jahren schwelenden Konflikts um die Brache. Sie wollen durch die Vergesellschaftung der Fläche sicherstellen, dass die Stadtpromenade im Sinne des Gemeinwohls wieder aufgebaut wird. Die Bürgerinnen und Bürger sollen dabei über Gestaltung und Nutzung entscheiden.
„Die Treuhandliegenschaftsgesellschaft ermöglichte die Privatisierung wichtiger Teile des Stadtzentrums und legte damit den Grundstein für ihren Abriss. Sogenannte Investoren versprachen viel und hielten nichts. Heute haben wir statt einer intakten Stadtpromenade eine hässliche Brache. Alles geschah über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger hinweg. Diese Zerstörungen und Ignoranz sind typisch für die Nachwendezeit. Wir wollen hier ernst genommen werden. Die Stadtpromenade gehört zurück in die Hände der Cottbuser!“, so die Sprecherin der Bürgerinitiative, Annalena Hesshaus. Die Wanderausstellung zeige die Parallelen zwischen den schmerzhaften Erfahrungen mit Treuhand und Privatisierungen in Cottbus und anderen Orten auf. Diese emotionale Dimension dürfe bei der Debatte um die Zukunft des Cottbuser Stadtzentrums nicht vernachlässigt werden.
Ein Loch im Herzen der Stadt
Die Innenstadtbrache in Cottbus hat eine ereignisreiche Geschichte. Erbaut in den 1960ern und 70ern wurde die Stadtpromenade als städtebauliches Vorbildprojekt über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Nach der Wende wurden zwei Areale privatisiert. Zwischen 2006 und 2011 wurde die Stadtpromenade dann regelrecht entkernt. Die Fußgängerbrücke mit der blauen Uhr, die Milch-Mokka-Bar „Kosmos“ – liebevoll „Sternchen“ genannt – und die Geschäfts- und Theaterpavillons wurden abgerissen. Zuvor hob man dafür den Denkmalschutz auf. Tausende Unterschriften der Bevölkerung gegen den Abriss wurden ignoriert. Neben dem Blechen-Carré wollten Investoren ein weiteres Einkaufszentrum errichten. Dazu kam es nie. Die Verantwortlichen umzäunten lediglich die zunehmend verwildernden Fundamente der nun zerstörten Gebäude. Zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner, Parteien und Initiativen machten in den letzten Jahren ihrem Unmut über die sinnlose Zerstörung ihrer Innenstadt Luft.
Ausstellungstermine im Überblick:
Datum | Öffnungszeiten Ausstellung | Begleitprogramm |
20.03. | 18:00 – 23:00 Uhr | 18:30 Uhr Buchvorstellung „Das Treuhandtrauma“ mit Dr. Yana Milev |
21.03. | 15:00 – 23:00 Uhr | 20:00 Uhr Liedermacherabend |
22.03. | 15:00 – 20:00 Uhr | 16:00 Uhr Lesung mit Michael Becker „Brief an Birgit Breuel“ |
23.03. | 17:00 – 21:00 Uhr | |
24.03. | 17:00 – 21:00 Uhr | |
25.03. | 16:00 – 18:30 Uhr | 18:30 Uhr Erzählsalon „Meine Erfahrungen mit der Treuhandpolitik“ (Bitte pünktlich erscheinen!) |
pm/red