Der Cottbuser Ortsteil Döbbrick entwickelt sich in den kommenden Wochen zu einem wahren Mekka der Kultur. Treten doch im dortigen „Traditionshaus“ auf dem Gelände des Sportplatzes innerhalb von vier Wochen in ihrer Art recht unterschiedliche Künstler auf. Bevor Stefan Krähe (der frühere „SIX“-Frontmann) mit seiner Band am 21.März seine Visitenkarte in Döbbrick hinterlässt und „Hans die Geige“ gemeinsam mit Olaf Petersen (4.April) aufspielt, kommt mit Lucy van Kuhl am 14.März eine Unterhaltungskünstlerin nach Döbbrick, die im letzten Monat des Vorjahres mit einem Kabarettpreis geehrt wurde. Natürlich ging neben der nachträglichen Gratulation auch gleich die erste Frage unseres Reporters in die Richtung der Verleihung des Preises.
Sie haben in Passau einen Preis mit einem außergewöhnlichen Namen gewonnen, der da „Scharfrichterbeil“ heißt. Bitte beschreiben Sie doch für uns, war sich hinter dem ungewöhnlichen Namen verbirgt und wie Sie zu der Ehre kamen, Nachfolgerin eines früheren Preisträgers namens Hape Kerkeling zu werden.
Ich freue mich sehr über den Preis, vor allem, weil ich neben dem Jury- auch den Publikumspreis bekommen habe. In der Laudatio hieß es, dass ich mit meiner natürlich-authentischen Art meine Gäste sehr gut erreiche. Die Leute würden sich in meinen Liedern und Geschichten wiederfinden, hieß es. Im Übrigen bedeutet mir dieser Preis auch deshalb sehr viel, weil es mein erster Preis überhaupt ist, abgesehen von Ehrungen bei „Jugend musiziert“ in der Rubrik „Klassisches Klavierspiel“. Aber so ein Preis macht nichts anderes aus einem, man ist vorher und danach genauso gut oder schlecht. Aber die Aufmerksamkeit der Leute für einen nimmt schon durch so einen Preis zu. Zum Namen des Preises kann ich nur sagen, dass das „Scharfrichterbeil“ ein Kabarettpreis ist, der seit 1983 im Rahmen der Passauer Kabaretttage an Nachwuchskabarettisten vergeben wird und vom Scharfrichterhaus in Passau vergeben wird.
Sie bezeichnen sich selbst als Klavier-Kabarettistin. Bedienen Sie zu gleichen Teilen Ihr Publikum?
Ich mach ja zweierlei. Auf der einen Seite ruhige Songs, die in die Richtung Liedermacher gehen. Zum anderen aber auch klavierkabarettistische Sachen mit Alltagssituationen, die auf die Schippe genommen werden und in denen sich das Publikum auch wiederfindet. Den Preis, von dem wir eben sprachen, habe ich aber für meine kabarettistische Seite bekommen.
Sehen Sie sich denn in einer Reihe der großen deutschen Liedermacher, wie Konstantin Wecker, Hannes Wader oder Reinhard Mey?
Ach wissen Sie, es sollen mich bei Bedarf Andere in dieser Reihe sehen und mich bewerten. Ich selbst möchte das nicht tun. Denn die Leute, die zu mir kommen, sollen sich ein eigenes Bild machen und von mir aus mich so oder so bewerten. Viel wichtiger ist mir, dass sich die Leute ihr persönliches Urteil bilden, sie nach meinen Auftritten glücklich sind und lächeln. Aber natürlich freue ich mich, dass ich mir nach so kurzer Zeit einen Namen in der Szene gemacht habe.
Gerade ist die fünfte Jahreszeit zu Ende gegangen. Als geborene Kölnerin muss ich Sie fragen, wie es um ihre Nähe zum Karneval steht …
In der Schulzeit habe ich Karneval feiern müssen und bin da auch beim Zug mitgegangen. Aber die ganz große Liebe war es halt nicht. Als ich dann aber später in München studiert habe, habe ich schon ganz gern mal in Richtung Rhein geschaut und im kleinen Kreis gefeiert. Ich bin auch heute noch ab und zu gern in der alten Heimat und genieße die Lockerheit und Fröhlichkeit, die man den Rheinländern nachsagt; Und genau die habe ich wie ich meine bis heute tief in mir.
Am 14.März werden Sie im Cottbuser Stadtteil Döbbrick am Rande des dortigen Sportplatzes gastieren. Müssen Sie sich für diesen Auftritt komplett umstellen, denn der Lausitzer kommt ja längst nicht so fröhlich daher, wie die Leute aus ihrer Heimat?
Das ist ja lustig, dass ich, wie Sie sagen, am Sportplatz spiele. Ich habe ja auch eine Vergangenheit als Fußballerin. In Berlin habe ich beim 1.FC Berlin 06 in der Bezirksliga gespielt, was auch eine tolle Erfahrung war. Aber irgendwann musste ich mich entscheiden, ob nun Sport oder die Kultur mein Leben bestimmen soll. Heute sehen Sie ja, in welche Richtung das Pendel ausgeschlagen hat. Zum Thema Publikum im Osten kann ich Ihnen sagen, dass ich ja noch weiter östlich, nämlich im „Kuckuck“ und der „Waldeule“ bei Forst gastiert habe, mir also die Leute nicht unbekannt sind. Ich würde generell keinen Unterschied zwischen dem Publikum in Essen oder Cottbus machen. Die Leute sind doch gleichermaßen aufgeschlossen für Dinge, die ihr Herz bewegen. Dennoch glaube ich, dass man im Osten einen größeren Zugang zu Liedermachern hat, weil man hier schon früher mehr auf die Worte gehört hat.
Sie haben hier und jetzt die Chance, das Publikum von Döbbrick und Umgebung auf Ihr Gastspiel am 14.März neugierig zu machen …
Ich nehme die Leute auf eine Reise mit, im wirklichen Sinne: in die Luft, auf Bahn- und Kreuzfahrten. Im übertragenen Sinne z.B. auf Reisen in die Seele von Dingen. Es wird auch ein Lied geben über einen Koffer, der sich verliebt. Aber ich werde auch über die Reisen in mein Herz singen, so dass der gesamte Abend wohl allumfassend für Körper und Seele sein wird. Und darum nenne ich das Ganze auch ab und an als „Yoga für die Bauchmuskeln“ mit Anspannen und Entspannen mit dem anschließenden Glücksgefühl, das sich einstellt. Ich jedenfalls freue mich auf mein Gastspiel bei Ihnen!
Auch hier rund um Cottbus herrscht Vorfreude, erst recht nach diesem sehr netten Telefongespräch
„Lucy van Kuhls Art zu musizieren und zu singen begeistert mich, ihre Worte sind poetisch und ironisch. Sie schafft ausdrucksstarke Bilder und setzt sie musikalisch ganz zauberhaft um.”
(Konstantin Wecker)
Traditionshaus Döbbrick
am 14.03 Lucy van Kuhl und Olaf Petersen
am 21.03 Krähe und Band
am 04.04 „Hans die Geige“ und Olaf Petersen
Veranstaltungsbeginn: jeweils 20.00 Uhr Einlass: 18.00 Uhr
Eintrittspreise : Lucy van Kuhl 22 € Vorverkauf / Abendkasse 26 €
Krähe 16 € Vorverkauf / Abendkasse 20 €
Hans 18 € Vorverkauf / Abendkasse 22 €
Interview: Georg Zielonkowski
Foto: Paul Zimmer