Es war ein Auf und Ab für die Beschäftigten des Cottbuser Bahnwerks “RAW”. Im letzten Sommer war noch von einer Reduzierung der Arbeitsplätze die Rede, im Dezember gab es erste Lichtblicke, als Hybridloks in den Fokus rückten, die in Cottbus umgerüstet werden könnten, nun ist es Gewissheit. “Pläne der DB sehen vor, den Standort Cottbus in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig für die Umrüstung von Diesel-Rangierloks aus dem Güterverkehr auf einen elektromechanischen Hybridantrieb zu nutzen. Das macht die Loks umweltfreundlicher, effizienter und auch leiser. Im Werk sichert das nach aktueller Planung bis zu 500 Arbeitsplätze, die dort bis etwa Mitte der 2020er Jahre mit Aufträgen ausgelastet sind.” heißt es vom Pressesprecher der Deutschen Bahn AG Burhard Ahlert.
Das Cottbuser Werk der DB Fahrzeuginstandhaltung beschäftigt laut Bahn derzeit 400 Mitarbeiter und ist Kompetenzcenter für die Instandhaltung dieselhydraulischer und dieselelektrischer Schienenfahrzeuge und für deren Komponenten. “Mit fortschreitender Elektrifizierung nimmt der Markt für diese Fahrzeuge und deren Instandsetzung jedoch absehbar ab.” sagt der Pressesprecher. Die Umstellung des Werks auf Hybridloks bedeutet also auch eine Arbeitsplatzschaffung von bis zu 100 Mitarbeitern in den kommenden Jahren. Es handelt sich um bis zu 280 Dieselloks der Baureihe 294 (wie im Titelbild zu sehen). Bereits im Dezember hatte Niederlausitz aktuell berichtet, dass die Deutsche Bahn “Investitionen und eine Neuausrichtung am Standort Cottbus plant. Das Bahnwerk soll nun nachhaltig zukunftsorientiert aufgestellt werden, kündigte damels der Konzernbevollmächtigte für die Region Ost Dr.-lng. Joachim Trettin an.
Weiterhin prüft die Bahn, den Standort Cottbus perspektivisch auch durch den Aufbau von Kapazitäten für elektrische Triebzüge zu stärken. Damit verbunden wären Investitionen in eine neue Instandhaltungshalle sowie die Einstellung und Qualifizierung zusätzlicher Mitarbeiter.
Hintergrund zum Projekt “HELMS”, der Umrüstung der Cargo-Dieselloks auf Hybridloks (laut DB)
Das Projekt HELMS (Hybrid Electronic Mechanical Shunter) steht für eine innovative und energieeffiziente Modernisierung.
Mit diesem Projekt schlagen wir eine ganz neue Richtung ein.
Das bisherige dieselhydraulische Antriebskonzept der Baureihe 294 wird durch einen elektromechanischen Hybridantrieb ersetzt und ein zukunftssicheres Energiemanagementsystem wird etabliert. Dabei werden Traktionseigenschaften, wie zum Beispiel die Zugkraft beibehalten.
Das herkömmliche Strömungsgetriebe wird durch ein Hybrid-Planeten-Getriebe ersetzt, das die Leistungsübertragung optimiert und durch eine Hybridsteuerung den effizienten Verbrauch ermöglicht. Der Einsatz eines Li-Ion Energiespeichers senkt den hohen Leerlaufanteil des Dieselmotors und ermöglicht sogar ein temporär emissionsfreies Fahren.
Durch den Einsatz der neuen Komponenten und deren Zusammenspiel konnte der Diesel-Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß (gemäß Nachhaltigkeit) um 20% reduziert werden. Darüber hinaus konnte temporär ein emissionsfreier Betrieb hergestellt werden sowie eine Reduzierung der durchschnittlichen Lärmemission.
Neben dem “grünen” Nutzen wird auch dem wirtschaftlichen Aspekt Rechnung getragen. Es wird mit einer Verlängerung der Lebensdauer um mindestens 16 Jahre gerechnet. Die Dieselmotoren, Rahmen und Drehgestelle können weiterhin verwendet und die Instandhaltungskosten können gesenkt werden. Der bisherige Dieselmotor muss nicht zwingend getauscht werden, was zu weiteren Einspareffekten führt.
Für den Einbau der neuen Komponenten musste eine Versetzung, bzw. Verkleinerung der verbliebenen Komponenten, wie z.B. die Bremstafel vorgenommen werden, was eine große Herausforderung darstellte.
Um diese Modernisierung nachweislich zu erproben, wird das technische Konzept bis Ende 2017 an zwei Fahrzeugen erprobt. Ab 2020 soll es als technische Lösung für dieselhydraulische Rangierloks in Serie gehen.
Zwei Partner aus der Industrie, Toshiba und Henschel sind für die Lieferung der Hauptkomponenten verantwortlich.
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