Nach einer Bolzplatzprügelei im Cottbuser Stadtteil Ströbitz am Sonntag, den 1. Oktober 2017 unter fünf Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren wurden Vorwürfe in einer Cottbuser Wochenzeitung gegen das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus und den Umgang bei Vorfällen mit Ausländern laut. In dem Vorfall wurden zwei Cottbuser Kinder im Alter von 12 und 13 von drei syrischen Jugendlichen verprügelt, ein 14 und ein 15-Jähriger konnte durch die Polizei festgestellt werden. Im “Märkischen Boten” äußerte der Cottbuser Stadtverordnete Rüdiger Galle (CDU) Vorwürfe im Zusammenhang mit der Behandlung eines der Opfer im CTK: „Und alles, was hier mit Ausländern schief läuft, wird immer bagatellisiert“. Die Zeitung schreibt weiter: “Im CTK war die Behandlung schnell vorbei. Dem Vater drückte man eine CD mit den Röntgenaufnahmen in die Hand: Die bewerte man hier nicht, das möge der Hausarzt machen. Mühsam mussten die Eltern den Jungen aufbauen, um ihn am Wochenanfang für den Weg zur Schule zu ermutigen. Die Mutter hätte sich einen Beobachtungstag im Krankenhaus gewünscht. Das ging nicht. Vermutlich, weil dann der Fall von der Bagatelle zur schweren Tat aufgewertet worden wäre.” Wir haben Rüdiger Galle zu seinen Äußerungen im Märkischen Boten schriftlich um Hintergründe und Belege gebeten, er wollte sich jedoch nicht äußern.
Das CTK wiederum bezog zu den Vorwürfen Stellung: “Die beiden Kinder kamen am Sonntagnachmittag (1. Oktober) in unsere Notaufnahme. Beide wurden gründlich von einem HNO-Arzt und einem Chirurgen untersucht. Bei beiden Kindern gab es keine Anhaltspunkte für Gehirnerschütterungen, Brüche oder andere schwere Verletzungen. Für beide Kinder wurde das „Merkblatt bei Kopfverletzungen“ mitgegeben, auf dem umfassend erläutert wird, bei welchen Symptomen man sich erneut in die Notaufnahme begeben sollte – wohlgemerkt Symptome, die zum Zeitpunkt der Untersuchung bei beiden Kindern nicht vorlagen. In beiden Fällen wurde auch mündlich nochmals darauf hingewiesen, dass man sich bei einer Verschlechterung des Zustandes sofort wieder in die Notaufnahme begeben soll. Offensichtlich war das nicht nötig, was die Diagnosen unserer Ärzte bestätigt.
Das CTK verwehrt sich ausdrücklich gegen Anschuldigungen, wir würden solche Fälle bagatellisieren. Die Mitarbeiter der Notaufnahme würden niemals einen Patienten entlassen, ohne ihn gründlich untersucht zu haben und eine schlimmere Verletzung oder Krankheit ausschließen zu können. Die Nationalität von Opfer oder Täter spielt dabei überhaupt keine Rolle. Die Mitarbeiter unseres Hauses haben sich mit der Wahl ihres Berufes dazu verpflichtet, Menschen zu helfen. Gerade die Mitarbeiter der Notaufnahme vollbringen dafür jeden Tag ganz enorme Leistungen. Alle Beteiligten sollten froh sein, dass die Verletzungen nicht schlimmer waren – und nicht gegen diejenigen Vorwürfe erheben, die die beiden Jungs medizinisch gut versorgt haben.” sagt Susann Winter, Pressesprecherin des Hauses. Sie ergänzt: “Man könnte nach den Vorwürfen gegen unser Haus das Gefühl bekommen, manche hätten sich gewünscht, die Verletzungen wären schlimmer gewesen, um den Fall weiter aufbauschen zu können.”
Auf die beiden Andeutungen, die Kinder trotz Wunsch der Mutter nicht über Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung behalten zu haben und das Röntgenbild nicht ausgewertet zu haben reagiert das CTK wie folgt: “Wir können nur Patienten stationär aufnehmen, bei denen die Diagnose dies auch zulässt. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen prüft solche medizinischen Entscheidungen regelmäßig. Wird in diesen Gutachten festgestellt, dass eine Behandlung für eine bestimmte Diagnose nicht angemessen war, erstattet uns die Krankenkasse die Kosten nicht und die Mutter hätte ca. 600 Euro selbst tragen müssen. Die Eltern haben den Arztbrief mitbekommen, dort steht der Befund des Röntgenbildes (auf CD dabei) drin. Hier sollte ja ausgeschlossen werden, dass etwas gebrochen ist, und genau dieser Ausschluss einer Fraktur steht in dem Arztbrief auch drin.”
Der Ströbitzer Bürgervereinsvorsitzende Detlef Buchholz lobt die bisherige Integrationsarbeit im Cottbuser Stadtteil und Rüdiger Galle fordert mehr Hilfe vom Bund für die Integrationsarbeit. Dazu äußerte sich auf Nachfrage nun der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch: “Wir gehen davon aus, dass die Ermittlungsbehörden den Hergang dieser Prügelei unter Jugendlichen zügig aufklären können, da die Beteiligten bekannt sind. Grundsätzlich fordern wir für Cottbus schon seit Monaten mehr finanzielle Unterstützung durch Bund und Land, um die Integrationsstrukturen schaffen und halten sowie den Zuzug besser steuern zu können. Seit Monaten wird unsere Forderung nach einer Zuzugssperre oder einer Wohnsitzauflage für einen bestimmten Personenkreis ignoriert. Das Geld muss dahin, wo die Menschen sind sowie integriert und betreut werden müssen. Viele Systeme stoßen an Grenzen. Integration, aber auch das Kennenlernen gängiger Regeln und Normen sind langwierige Aufgaben. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass Integration an sich künftig jede Sportplatz-Prügelei verhindern kann.”