Rund 300 Kulturbegeisterte sind am Sonntag zum dritten Fahrradkonzert auf Tour gegangen. Die erste Überraschung wartete am Start, denn das kleine Holzboot „Mia“ in Cottbus-Merzdorf, vom dem maritime Akkordeonmusik erklang, kannten wie wenigsten. Dabei waren neben Berlinern und Sachsen auch viele Einheimische am Start. Von dort aus ging‘s mit Startnummer auf dem Rücken zum Tagebauaussichtspunkt in Neuendorf. Zwar nur ein kleines akustisches Echo, aber ein riesiges emotionales bei den Zuhörern ernten die beiden Alphornspieler vom Staatstheater Cottbus, die ihre drei Meter langen Instrumente gegen die Canyons der Kohlegrube erklingen ließen. Wer hier nicht schon staunend hängen blieb, kämpfte sich als nächstes durch die Peitzer Querdämme durch die Teiche und musste zuweilen Sturmschäden über- oder unterqueren, um zur Fischerhütte von Vattenfall zu gelangen. Dort stärkte ein gutes Mittagessen nach dem Abenteuer und nAund trötete dazu den Blasmusiktakt. Wem das auf die Ohren ging, der wurde im Peitzer Hüttenwerk auf zauberhafteste entschädigt: Florian Betz spielt die seltene Pantam mit Marimba und der metallisch warme Glockenklang der Steeldrum mischte sich mit dem Mühlenwasserrauschen. Für Viele war das die Entdeckung des Tages – drei Konzerte waren jedes Mal gut besucht und nicht wenige taten einen Blick von der Dachlaternen in die wunderbare Teichlandschaft rundum.
Ganz anders und trotzdem zu Herzen gehend erwärmte KMD Wilfried Wilke in der nächsten Station, dem Festungsturm die musikalischen Gemüter. Gemeinsam mit der größten Radlergruppe sang er Volkslieder und Kanons, wo einst Kanonen tonangebend waren. Dazwischen erklang für kleinere Nachzüglergruppen Cembalo und Flügel im Wechsel – gekonnt improvisiert, so dass auch Vogelstimmen oder Räderquietschen als lebendige Inspiration dienten. Leise Töne zum Schmunzeln nach turbulenten Eindrücken auf bislang schon 20 Kilometern. Noch einmal ein Angriff auf den „Erpelparka“ war das Konzert des „Pulsartrio“ in der Peitzer Kirche, die von ihrem gleichnamigen Gänsehaut-Album wunderbare Soundmixturen aus Flügel, Schlagzeug und indischer Sitar in das wabernde Echo der Kirche setzten, und selbst ganz begeistert waren vom Resultat. Als dann der seichte Regen einsetzte, lagen noch rund 10 Kilometer Heimweg vor dem meisten. So reichten die großen Schirme im Waldhotel Cottbus, um die letzten Gäste zum Abschlusskonzert vor Nässe zu bewahren. Das „Trio Scho“ aus Berlin mit Wurzeln in der Ukraine fand ebenfalls drunter Platz und sang in kleiner zauberhafter Salonbesetzung vom „Putin on the Ritz“ und der Entstehung des „Beef Stroganoff“, bis alle Gäste wieder im Gleichklang wackelten und den regen vergaßen.
Da wurden schon die nächsten Pläne geschmiedet: 2016 soll es von Cottbus in Richtung Süden gehen.Erste Infos dazu wieder im Frühling unter www.fahrradkonzert-cottbus.de.