Annett Goertz – mittlerweile knapp 30 Jahre im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus beschäftigt – begleitet seit 2007 eine junge Frau auf ihrem beschwerlichen Weg der Bewältigung einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung.
In der 8. Klasse musste Annett Goertz für längere Zeit ins Krankenhaus. Dieses Erlebnis war ausschlaggebend für ihre spätere Berufswahl, denn fortan kam für die heute 47-Jährige nur der Beruf der Krankenschwester in Frage. Gesagt getan, 1983 begann sie ihre Ausbildung und nach dem absolvierten Staatsexamen fing sie 1986 im CTK an und ist seitdem in der Kinderklinik tätig, zunächst auf der Frühgeborenen-Station mittlerweile in der sogenannten Funktionsdiagnostik. Dort kümmert sie sich unter anderem um die Stationsaufnahme von kranken Kindern, ist bei Spezialsprechstunden dabei und führt spezielle Funktionsuntersuchungen durch. „Auch nach so vielen Jahren macht mir die Arbeit immer noch sehr viel Spaß“, sagt Annett Goertz. „Nicht nur weil Vielfalt und Abwechslung groß sind, sondern auch weil es einfach toll ist, Menschen helfen und Ihnen ein bisschen das Gefühl von Wärme und Geborgenheit geben zu können.“
Ein Pflegefall in der Familie war für die Mutter von zwei Kindern aus Kolkwitz ein weiterer Meilenstein in der beruflichen Entwicklung. Als das Berliner Kinderhospiz „Sonnenhof“ interessierte Familienbegleiter im Rahmen der Hospizarbeit suchte, war Annett Goertz sofort mit Begeisterung dabei. Die 1-jährige Ausbildung absolvierte sie mit Bravour. 2007 übernahm sie sofort die Begleitung der an Mukoviszidose erkrankten Katharina aus Cottbus. Für diese aufopferungsvolle, ehrenamtliche Arbeit wurde Annett Goertz ein Jahr später sogar als „Cottbuserin des Jahres“ ausgezeichnet, eine Ehrung, „die ich stellvertretend für alle ehrenamtlich tätigen Familienbegleiter in Empfang genommen habe“, so die bescheidene Kinderkrankenschwester. Bis heute kümmert sie sich um Katharina, anfangs 2-3 mal die Woche, mittlerweile, nach einer erfolgreichen Lungentransplantation ihrer Patientin, ist der Aufwand geringer geworden. Denn die heute 30-Jährige, kann in guten Krankheitsphasen in ihrer eigenen Wohnung viel selber machen und erledigen. Aber regelmäßig vorbeischauen, nach dem Rechten sehen, Medikamente besorgen oder einfach mal reden, dass steht natürlich immer noch regelmäßig auf der Tagesordnung. „Früher haben die meisten an dieser Krankheit Leidenden kaum das 18. Lebensjahr erreicht, heute kann man durchaus auch 40 Jahre und älter werden. Das hängt natürlich vom Verlauf und den jeweiligen Lebensumständen der einzelnen Patienten ab. Es gibt gute und schlechte Phasen, was Annett Goertz bei ihrer Begleitung aber immer wieder begeistert ist die Kraft, die ihre Patientin hat, um für das Leben zu kämpfen. Das findet sie beeindruckend und mahnt, was sind unsere Zipperlein und Kleinigkeiten gegen dieses Krankheitsbild?
Damit die Familienbegleiter selbst das Erlebte auch verarbeiten können, braucht es nicht nur ein stabiles Familienumfeld, sondern zusätzlich den Austausch unter Kollegen. Am Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum gibt es deshalb regelmäßige „Supervisionen“ bei der Mukoviszidose-Sprechstunde. Dort tauscht man sich unter Kollegen und Ärzten über die Patientenfälle aus, bespricht Vorgehensweisen und natürlich auch notwendige Handlungsansätze. „Wir, die Kinderklinik des CTK, sind zertifiziertes Mukoviszidosezentrum und betreuen rund 20 Betroffene. Für die Patienten kann über die stationären Aufenthalte und Versorgungen hinaus durch die ehrenamtlichen Familienbegleiter eine Betreuung gewährleistet werden, die gar nicht hoch genug anerkannt werden kann“, so CTK-Geschäftsführer Dr. Andreas Brakmann.
Für Kinderkrankenschwester Annett Goertz ist diese ehrenamtliche Begleitung mittlerweile Berufung, denn „man selbst bekommt von den Betroffenen soviel zurück, das kann man nicht mit Zeit und Geld aufwiegen.“ Ein Lächeln ist eben manchmal mehr wert als tausend Worte und ein finanzieller Ausgleich.
Foto: Julia Brauer
Quelle: Kleitz Wirth media GmbH