An der Regine-Hildebrandt-Grundschule im Cottbuser Stadtteil Sachsendorf wächst die Sorge um die Sicherheit der Kinder. In einem in dieser Woche öffentlich gewordenen offenen Brief schildert die Elternschaft Gewaltvorfälle, Angst im Schulalltag und deutliche Einschränkungen des Unterrichts. Die Stadt Cottbus bestätigte die Problemlage in einer Stellungnahme und sagte weitere Abstimmungen sowie Unterstützung zu. Zugleich verweist die Stadt auf rechtliche und strukturelle Grenzen sowie auf Zuständigkeiten von Schulamt und Bildungsministerium. Der Elternbrief reiht sich in eine öffentliche Debatte über Gewaltvorfälle, Sicherheit an Schulen und große Herausforderungen bei der Integration ein, die bereits seit dem Frühsommer 2025 die Stadtgesellschaft beschäftigt. Erstmals hatte Oberbürgermeister Tobias Schick die Problemlage Mitte August öffentlich gemacht und Unterstützung auf Landes- und Bundesebene gefordert (wie berichtet).
Angst und Gewalt im Schulalltag
Im offenen Brief berichten Eltern, dass viele Kinder mit Angst zur Schule gehen, bestimmte Wege oder Mitschülergruppen meiden und den Schulweg nicht mehr allein antreten möchten. Teilweise würden Kinder aus Sorge vom Hort abgemeldet oder täglich begleitet. Beschrieben werden unter anderem körperliche Angriffe mit ärztlich behandelten Verletzungen, das Versprühen von Reizgas sowie Drohungen, Erpressungen und massive Beleidigungen unter Kindern. Nach Darstellung der Eltern handelt es sich dabei nicht um Einzelfälle, sondern um eine Entwicklung über mehrere Monate. Die Vorfälle wirkten sich auch auf den Unterricht aus. Ein erheblicher Teil der Lernzeit werde für Deeskalation, Gespräche und die Aufarbeitung von Konflikten genutzt. Gleichzeitig betonen die Eltern ausdrücklich das Engagement von Lehrkräften und Schulleitung, sehen die Schule jedoch ohne zusätzliche Unterstützung an strukturellen Grenzen.
Hohe Belastung und fehlende Ressourcen
Die Regine-Hildebrandt-Grundschule zählt nach Angaben der Eltern rund 464 Schülerinnen und Schüler. Mehr als 40 Prozent der Kinder hätten einen Migrationshintergrund, über 38 Prozent keine deutsche Staatsangehörigkeit. Sprachbarrieren erschwerten aus Sicht der Eltern den Unterricht, die Konfliktlösung und die Zusammenarbeit mit Familien. Zugleich verweisen die Eltern auf Aussagen des Bildungsministeriums, wonach ausreichende Deutschkenntnisse eine zentrale Voraussetzung für Teilhabe und Schulerfolg seien. An der Schule fehlten jedoch zusätzliche personelle und strukturelle Ressourcen, um diese besondere Belastungslage dauerhaft aufzufangen.
Stadt sagt Unterstützung zu und verweist auf rechtliche Grenzen
In ihrer Stellungnahme erklärt die Stadt Cottbus, der Elternbrief bestätige wesentliche Problembeschreibungen, auf die bereits seit Monaten hingewiesen worden sei. Erste Kontakte mit der Schulleitung hätten stattgefunden, weitere Gespräche und Unterstützungsangebote seien verabredet worden. Die Verantwortung für die Sicherheit an Schulen liege demnach gemeinsam bei der Stadt, dem Staatlichen Schulamt des Landes Brandenburg, der Schulleitung, der Schulsozialarbeit sowie dem eingesetzten Sicherheitsdienst. Zugleich verweist die Stadt auf rechtliche und strukturelle Grenzen. Kinder könnten strafrechtlich nicht belangt werden, kurzfristige Suspendierungen änderten nichts an der bestehenden Schulpflicht. Für weitergehende schulorganisatorische Maßnahmen, etwa bei Schulwechseln oder der Beschulung besonders auffälliger Kinder außerhalb der Regelschule, sieht die Stadt insbesondere das Staatliche Schulamt und das Bildungsministerium in der Verantwortung. Dort müssten tragfähige Lösungen entwickelt werden, da der Handlungsspielraum der Kommune begrenzt sei.
Forderungen des Oberbürgermeisters stoßen an Grenzen
Oberbürgermeister Tobias Schick hatte in den vergangenen Monaten wiederholt einen gesellschaftlich neu justierten Umgang mit wiederholt auffälligen Kindern und deren familiärem Umfeld gefordert. In diesem Zusammenhang wurde auch thematisiert, ob bei anhaltenden Problemen weitergehende Schritte gegenüber Eltern möglich sein könnten. In der aktuellen Stellungnahme macht die Stadt jedoch deutlich, dass entsprechende Maßnahmen, etwa Verweisungen in andere Kommunen, zentrale Aufnahmeeinrichtungen des Landes oder aufenthaltsrechtliche Schritte, an hohe rechtliche Hürden gebunden sind und nicht allein in der Zuständigkeit der Stadt liegen. „Wir erleben die Folgen der teils ungeregelten Zuwanderung“, sagte Schick bereits Mitte August mit der Forderungen, die Kommunen bei diesen Herausforderungen besser zu unterstützen.
Debatte begleitet Sachsendorfer Schulen seit dem Sommer
Die aktuelle Situation reiht sich in eine Entwicklung ein, die die Schulen in Sachsendorf bereits seit dem Frühsommer beschäftigt. Nach Gewaltvorfällen, unter anderem an der Sachsendorfer Oberschule, fand im September eine Sicherheitskonferenz mit Stadt, Land, Polizei und Schulvertretern statt (wie berichtet). Vereinbart wurden damals unter anderem Schritte bei Sprachförderung, Schuleinzugsbereichen und Sicherheitsmaßnahmen. Während die Stadt im Herbst von ersten positiven Effekten sprach, macht der nun veröffentlichte Elternbrief deutlich, dass die Lage insgesamt weiterhin angespannt ist. Die Elternschaft hat die Stadtpolitik für den 19. Januar 2026 zu einer Elternsprecherkonferenz eingeladen.
Ganzes Statement der Stadt Cottbus:
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