Es gibt ein neues Weltreise-Update: Anni und Justin Wenzke aus Cottbus haben seit August 2023 rund 10.800 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Mittlerweile sind die beiden in Chiang Mai in Thailand angekommen. Trotz gesundheitlicher Rückschläge haben sie Vietnam, Laos und Thailand bereist und bereiten sich nun auf ihren Flug nach Seattle vor, um von dort aus nach San Francisco zu radeln. Die Reise führt sie anschließend wieder zurück nach Europa, wo sie Freunde und Familie besuchen, bevor sie nach Deutschland zurückkehren. Die Vorfreude auf die Heimat und den Alltag wächst, während sie ihre letzten Etappen planen.
Über 10.000 Kilometer geschafft: Weltreise-Update von Cottbuser Ehepaar
Rund 10.800 Kilometer haben Anni und Justin Wenzke seit Anfang August 2023 mit ihren Rädern heruntergestrampelt, so dass das Ende der Reise durch beinahe alle Teile der Welt allmählich näher rückt. Und damit die Vorfreude auf die Heimat und auf die Familie, die Freunde und Bekannten. Dieser Tage hatte unser Reporter Georg Zielonkowski nach einer zweimonatigen Pause wieder einmal telefonischen Kontakt mit den Weltenbummern.
Garantiert ist seit unserem letzten Kontakt eine Menge passiert, ich hoffe nur angenehmes. Denn ich war zuletzt schon etwas in Sorge, weil die vorherige Kontaktaufnahme missglückte. Waren die Sorgen berechtigt?
Justin: Nein, um uns braucht sich niemand Sorgen zu machen. Unser letzter Kontakt war ja vor rund zwei Monaten, als wir noch in Vietnam waren. Dann sind wir über Laos nach Thailand mit dem Fahrrad gefahren, wo wir jetzt auch sind.
Anni: Dennoch müssen wir zugeben, dass unsere letzten Wochen zu einem relativ großen Teil von Krankheit geprägt waren. Doch davon lassen wir uns nicht unterkriegen.
Wie habt ihr euch denn dann kuriert?
Justin: Naja im Prinzip wie zuhause – je nach Schweregrad der Krankheit mussten wir entweder einfach nur einen Tag Pause einlegen oder zum Arzt gehen und Medikamente einnehmen. Aber auch das stellt keine große Herausforderung dar, denn selbst in den weniger besiedelten Gebieten gab es bislang immer Apotheken, wenn unsere eigene nicht mehr ausreichte. Es war auch nichts Gravierendes. Es ist oft nur nervig am weiterfahren gehindert zu werden wegen einer Lebensmittelvergiftung, Erkältungen oder einer hartnäckigen Entzündung, wo man sich doch mal um Antibiotika kümmern musste.
Anni: Zwar müssen wir die Kosten für Behandlungen und die Medikamente manchmal vorstrecken, aber im Vergleich zu den westlichen Preisen sind diese hier wirklich erschwinglich und unsere Auslandskrankenversicherung ist so fix, in wenigen Tagen haben wir die Auslagen zurückbekommen.
Musstet ihr deshalb Bangkok weglassen oder nur verkürzt besuchen?
Anni: Nein, im Gegenteil. Wir sind trotz ein paar gesundheitlicher Hindernisse früher in Bangkok angekommen als geplant, sodass wir uns in Ruhe auf den großen anstehenden Flug nach Amerika vorbereiten können. In Bangkok standen daher neben der Stadterkundung auch einige Besorgungen an. Danach haben wir uns auch noch mit meiner Schwester und unserem besten Freund für ein paar Tage in Chiang Mai getroffen und uns quasi „Urlaub vom Fahrradfahren“ genommen. Dort sind wir zurzeit zu viert. Da meine Schwester im Anschluss nach Australien zieht, ist das nochmal ein passender Moment für einen gemeinsamen Urlaub.
Habt ihr nun keine Räder dabei?
Anni: Genau, die Räder stehen noch in Bangkok in einem Lagerraum. Die haben wir schon reisefertig gemacht für den Flug in die USA. Der bringt uns dann in ein paar Tagen von Bangkok nach Seattle. Von dort wollen wir von Nord nach Süd durch die Staaten radeln, also von Seattle nach San Francisco. Wir mussten unseren Plan etwas kürzen, denn wir haben nicht mehr so viel Zeit.
Gibt es denn Gründe, plötzlich so genau auf den Kalender zu schauen, bisher habt ihr ja immer einen sehr entspannten Eindruck gemacht?
Justin: Uns hat während der Reise eine Hochzeitseinladung eines gemeinsamen Freundes erreicht und diese haben wir gerne angenommen. Zusätzlich haben wir dann auch noch ca. einen Monat Zeit in Europa zu fahren. Unser Plan sieht dann vor, in den Niederlanden und Hamburg noch Freunde zu treffen und in Mecklenburg-Vorpommern werden wir noch die Großeltern von Anni besuchen.
Anni: Diese Schlussetappen in Europa haben auch deshalb ihren Sinn, denn so können wir uns besser an Europa gewöhnen, als wenn wir direkt nach Deutschland nach Hause reisen. Ich glaube mit den Schlussetappen wird die Vorfreude auf unsere Familien und Freunde noch mehr steigen, als sie jetzt ohnehin schon ist.
Die Standardfrage nach den bisher herunter gespulten Kilometern darf nicht fehlen …
Justin: Insgesamt sind wir hier in Thailand einen knappen Monat Rad-los. Das war so auch geplant. Dass uns da unsere Krankheiten manch schönen Ausflug gekostet haben, war bedauerlich aber nicht zu ändern. So zeigen unser Kilometerzähler, wenn wir die Räder in Seattle nach dem Flug wieder reisefertig machen, ungefähr 10.800 Kilometern an.
Anni: Was auch heißt, dass wir die vorsichtig geschätzten 15.000 Kilometer nun nicht mehr erreichen werden, aber das ist uns wirklich egal. Wir haben uns ja nie von solchen Zahlen jagen lassen. Aber ich muss hier und heute sagen, dass ich mein Fahrrad vermisse und ich mich schon sehr darauf freue, wieder im Sattel zu sitzen – auch wenn sich nach der langen Pause unsere Körper erst wieder an das stundenlange radeln gewöhnen müssen.
Südostasien lasst ihr dieser Tage hinter euch, was war dort das Besondere, was ihr während dieser zwei Monate erlebt habt?
Justin: Wir wurden ja lange Zeit zwischen einer unglaublichen Hitze und vielen Regengüssen hin und hergerissen. Teilweise mit Fahrtagen über 50°C, da kamen wir nur in den Morgen- und Abendstunden voran. Aber es war trotzdem so schön, weil die Landschaft so einmalig war. An die Kalksteinfelsen in Vietnam oder den Nationalpark in Thailand werden wir sicher noch lange gern zurückdenken.
Ich stelle es mir als sehr schwierig vor, bei derartigen Temperaturen im Zelt zu übernachten. Habt ihr euch an die Hitze gewöhnen können, um trotzdem gut zu schlafen?
Anni: Also wir haben auf diesem Teilstück extrem selten im Zelt übernachtet, das wäre auch eine Tortur gewesen. Das Problem war, dass die Temperaturen in der Nacht nur auf knapp unter 30°C gefallen sind. Da man immer mit Regen rechnen musste, sollte eben auch das Zelt in voller Montur aufgestellt werden. Das hat natürlich eine noch höhere Temperatur im Zelt zur Folge. Um zu schlafen, haben wir dann sehr oft auf günstige Unterkünfte zurückgegriffen.
Justin: Dort ging es dann oft sehr spartanisch zu. Natürlich haben Insekten mit uns im Zimmer gewohnt. Die Waschbecken hatten teilweise drunter kein Abflussrohr. Und über die Toiletten mag ich hier nicht reden. Aber wenn Du nur umgerechnet 2,50 – 8,00 € für die Nacht bezahlst und im Gegensatz zum Zelt überhaupt budgetschonend schlafen kannst, bist du glücklich und dann nimmt man doch vieles hin.
Gleich seid ihr ein Jahr lang unterwegs, wie steht es um die finanzielle Situation? Junge Leute verdienen sich bei ähnlichen Unternehmungen im Ausland durch Arbeit ihr Geld für das Leben und das Genießen. Auf solche Einnahmen verzichtet ihr ja bewusst…
Justin: Wir sind immer noch gut dabei. Unsere großzügige Sparphase sowie unser berufliches Engagement vor der Reise zahlen sich aus. Unsere großen Ausgaben für die Flüge waren eingeplant, die sind nun auch weg. Auch sind wir noch immer deutlich unter unserem Budget. Besonders Südostasien macht uns die Sache ja auch einfach. Bevor wir in die doch recht teuren Staaten fahren und wir dort vermutlich wieder zu einem Großteil zum Selbstversorger werden, gönnen wir uns hier noch bestes Essen, Smoothies, Kaffees und was die Straßenstände sonst noch zu bieten haben.
Anni: In den USA kann dann ein Hotelzimmer auch schnell ein vielfaches Kosten, von dem, was wir hier in Südostasien gewöhnt sind. Das macht die Reise aber auch wieder ein wenig authentischer, da wir sowohl auf das Zelten angewiesen sind und womöglich auch auf die Offenheit der Menschen. Zum Beispiel wieder über die Plattform „Warmshowers“, wo Einheimische Radtouristen bei sich zu Hause aufnehmen. Für uns geht es quasi wieder zurück zu den Wurzeln.
Das Ziel eurer unglaublichen Radreise rückt allmählich näher. Ihr habt schon gesagt, dass die Vorfreude immer mehr zum Thema wird …
Anni: Dieses Thema beschäftigt uns wirklich sehr. Natürlich betrifft das in erster Linie die Familie, die Freunde, die Heimat eben. Aber es wird uns mehr und mehr klar, dass diese außergewöhnliche Zeit ein Ende haben wird und uns der Alltag einholen wird.
Justin: Aber das ist auch okay und gut so. Auch auf den Alltag freuen wir uns wieder. Wir wollen so schnell wir können wieder eine Arbeit finden, die uns Spaß macht. Wo genau es uns hinziehen wird, wissen wir noch nicht ganz. Davon machen wir dann auch die Wohnsituation abhängig. Zu weit weg von Freunde und Familie wollen wir aber nicht. Ab und zu scannen wir online auch schon ein paar Stellenportale, um uns inspirieren zu lassen.
Gehört zu den Gedanken an daheim bei euch beiden ein ganz besonderer Grund für die riesige Vorfreude?
Justin: Wir versuchen hier die Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der EM live zu verfolgen. Auch wenn das durch die Zeitverschiebung nicht immer ganz einfach ist. Das macht auch wieder richtig Lust auf dem Rasen zu stehen und selbst zu kicken.
Anni: Ganz einfach: Ich will endlich wieder Wasser aus der Leitung trinken können!
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Red. / Georg Zielonkowski
Bilder: Georg Zielonkowski
