Justin und Anni Wenzke aus Cottbus sind derzeit auf einer Weltreise, zu der sie am 6. August mit ihren vollgepackten Fahrrädern in Sielow aufgebrochen sind. Wir haben zu den beiden in großen Abständen Kontakt gehalten. Letztmalig haben sich die zwei aus Zypern gemeldet, bevor es per Flug nach Abu Dhabi ging. Nun bereiten sich die zwei auf ihren zweiten Flug-Transfer vor.
Fast 6.000 Kilometer geschafft!
NL-Sportreporter Georg Zielonkowski hat mit Anni und Justin telefoniert:
Ich grüße Euch aus der bitterkalten Heimat, denn wir sind deutlich unter der Minus-zehn-Grad-Marke angekommen. Mit welchen Temperaturen könnt ihr „kontern“?
Anni: Oh, das hörst sich ja gruselig an. Wir können hier in Maskat mit 25 bis 30 Grad dagegenhalten, perfektes Sommerfeeling und perfektes Radfahrwetter haben wir also. So sind wir auch gut vorangekommen und liegen heute knapp unter unserer 6.000-Kilometermarke.
Justin: Das wird dann auch die Endmarke für unseren Besuch in der arabischen Welt sein. Wir sind nämlich gerade dabei, all unser Gepäck flugfertig zu machen, damit wir problemlos vom Oman rüber nach Indien zum Flughafen Mangalore kommen.
Gibt es bei einem Wechsel in eine so ganz andere Welt Dinge besonders zu beachten?
Justin: Eigentlich nicht, bis auf eine einzige, aber nicht so ganz schöne Sache. Weil man Angst vor Spionage hat, mussten wir bereits unseren GPS-Checker nach Hause schicken. Bisher hatten wir dieses Gerät immer bei uns, damit konnten die Eltern daheim immer genau verfolgen, wo wir gerade sind.
Anni: Du kannst Dir ja sicher vorstellen, dass es unseren Eltern Sorgen macht, weil sie nun nicht mehr unsere Position verfolgen können. Da müssen wir uns halt telefonisch oder über die Medien einmal mehr nach Hause funken. Aber wir hoffen, dass die Post nicht zu sehr bummelt, damit wir in etwa zwei bis drei Monaten das Gerät wieder in den Händen haben, wenn wir dann in Vietnam angekommen sind.
Vor der Zukunft wollen wir aber auf den letzten Monat schauen, in den ja Weihnachten und Neujahr eingebettet waren. Wie schwer waren diese Tage für Euch so ganz weg von der Familie?
Anni: Ich glaube, für uns war das alles sehr viel leichter, als für die Lieben daheim. Man muss wissen, dass hier in den Emiraten und im Oman nach dem Mondkalender gelebt wird, in dem es eben kein Weihnachten und Silvester gibt. So waren das Tage, wie all die anderen zuvor auch.
Justin: So blöd es klingt, aber wir haben wirklich nirgends einen Weihnachtsbaum gesehen. Aber wir zwei haben uns hier im Oman nahe Manah in ein Gästehaus eingemietet und haben gut gegessen und natürlich mit zu Hause telefoniert. Für uns waren die Dialoge zum Fest leichter zu ertragen, als für die Familie daheim. Die eben Weihnachten 2023 auf den üblichen Besuch der Kinder verzichten mussten.
Anni: Silvester war es ähnlich, bloß umgekehrt, da haben wir unsere Freunde und Bekannten vermisst, mit denen wir ja üblicherweise stimmungsvoll ins Neue Jahr starten. Dafür haben wir mit ein paar anderen Touristen abgeschottet in der Wahiba Sands Wüste am Feuer gesessen und in die schwarze Nacht geschaut, denn hier gab es nicht einen einzigen Feuerwerkskörper zu sehen.
Wenn ihr auf die Zeit in Arabien zurückschaut, was wird Euch in Erinnerung bleiben?
Justin: Eine ganze Menge und nur Gutes und sehr Gutes. Beispielsweise trafen wir in den Emiraten Ali. Er hat uns am Abend ungefragt mit Essen, Kaffee und Tee versorgt, morgens ein wunderbares Frühstück zum Zelt gebracht und mir dann zum Abschied noch eine dort übliche Kopfbedeckung geschenkt.
Anni: Ich fand es besonders toll, wie uns Said mit zu sich auf seinen Riesenhof mitgenommen hat, auf dem x Tierarten gehalten wurden. Vögel, Truthähne, Strauße Pferde, alles in großer Zahl. Wir sind dort auf seinen Pferden geritten, abgelehnt haben wir aber sein Angebot, mal einen Ritt auf dem Strauß zu probieren. Der Respekt und die Angst haben da bei uns gesiegt. Super war aber, dass wir mit seinem Quad im Sand fahren durften Ich habe zwar abgelehnt, aber Justin hatte Spaß.
Justin: Für mich hat sich natürlich auch Mohammad ins Gedächtnis gebrannt. Das war ein Mann um die 40, der in Izki im Oman mit seiner Frau und vier Töchtern lebt. Er betreibt nicht nur seine Fahrradgeschäfte, er ist auch sonst ein umtriebiger, aber herzlicher Mensch, bei dem sich alles ums Cycling dreht. Ich hatte am 7.1. meinen 26. Geburtstag, wovon er wusste. Darum hat er uns am Abend in einen ganz elitären Club eingeladen und uns alles spendiert, obwohl wir ja mit unseren Radklamotten so gar nicht in die Szene dort gepasst haben.
Wenn man von den Emiraten redet, denkt man doch zumeist eher an Dubai und Abu Dhabi, habt ihr auch dort Station gemacht?
Anni: Ja zum Teil. Wir waren zwar nicht in Dubai aber dafür in Abu Dhabi. Es war eine irre Erfahrung, dort unter den Wolkenkratzern herum zu radeln. Aber die Menschen mit ihren riesigen Autos sind uns immer sehr, sehr respektvoll begegnet. Es ist schon schwer, auf einem siebenspurigen Highway zu radeln und man will nur geradeaus fahren, wenngleich von rechts auch die Autos auf sieben Spuren auf unseren Weg einbiegen wollen. Da braucht man Geduld und am Ende auch ein wenig Mut, um sich da einzufädeln.
Justin: Für mich war es besonders schön, endlich wieder mal ein Fußballspiel live zu erleben. Es war ein Spiel der 1. Liga in einem Stadion, das 40.00 Leute fasst. Es waren aber nur etwa 3.000 da und am meisten Stimmung haben die 20 Gästefans gemacht.
Es zieht ja manche Bundesliga-Kicker am Ende ihrer Laufbahn in die dortigen Vereine, hast Du da Bekannte ausgemacht?
Justin: Tatsächlich hat bei Al Jazira ein Karim Rekik mitgespielt, der ein paar Jahre bei Hertha BSC gespielt hat. Ich hatte ihn tatsächlich auch schon live im Olympiastadion in Berlin auflaufen sehen, weshalb er mir hier in der Aufstellung auffiel.
Gab es im letzten Monat sorgenvolle Begebenheiten in Bezug auf die Einheimischen?
Anni: Nein sorgenvoll nicht. Es war nur bissel besonders, als wir im Oman in einem kleinen Wäldchen nahe der Stadt Quriyat unser Zelt zur Nachtruhe aufgeschlagen hatten. Ich wollte eigentlich einen anderen Ort suchen, weil es rundum aussah wie in einem Horrorfilm. Aber die Müdigkeit hat gesiegt. Wir waren fast eingeschlafen, da haben wir immer näherkommende Stimmen gehört.
Justin: Ich bin dann aus dem Zelt raus und sah eine Gruppe Männer mit Taschenlampen, die wissen wollten, was wir da tun. Ich habe dann erklärt, dass wir weltreisende Touristen sind und hier nur übernachten, dann verschwinden wir wieder. Das fanden die Männer ok. Sie haben auch noch ihre Hilfe angeboten. Die brauchten wir glücklicherweise nicht. Danach haben wir uns nett verabschiedet und wir konnten in Ruhe schlafen.
Wann immer wir miteinander telefonieren, schwärmt ihr von der Gastfreundschaft in den einzelnen Ländern. Könnt ihr mit dem Blick auf die vergangenen fünf Monate eine Liste besonderer Herzlichkeiten erstellen, mit denen die einheimischen euch überrascht haben?
Anni: Oh, dass ist schwer, wir haben bisher so viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit erlebt auf der Tour. Aber dennoch glaube ich, dass es im Oman so ganz besonders war. Allein wenn ich an den Geburtstag von Justin denke, als Mohammad für ihn eine Torte zaubern ließ mit einem Bild von Justin mittendrin. Das war schon etwas Besonderes. Fast auf eine Stufe zu stellen sind unsere zehn Tage in dem Vereinigten Emiraten. Dann würde ich die Türkei mit der natürlichen Herzlichkeit nennen und auch in Serbien war es bezüglich der Gastfreundschaft sehr schön.
Ihr habt schon von Indien als nächstes Ziel geredet. Wie habt ihr Euch denn auf dieses Ziel vorbereitet?
Justin: Wir werden nach Indien fliegen, in eine sicher sehr, sehr andere Welt. Wir haben dort etwa zwei Monate geplant. Besonders freuen wir uns darauf, in Goa und Mumbai an der Westküste die Eltern von unseren Freunden zu treffen. Weitere Stationen sollen dann, wenn alles klappt wie gewünscht Kathmandu in Nepal und Kalkutta wieder in Indien sein. Wir sind schon sehr gespannt.
Na dann – Guten Flug und liebe Grüße in die Ferne. Seid weiter behütet und bleibt gesund. Danke und wir hören uns in rund einem Monat wieder – bis dahin wünsche ich Euch eine pannenfreie Radreise!
Heute in der Lausitz – Unser täglicher Newsticker
Mehr News, Content und Videos aus der Lausitzer und Südbrandenburger Region von heute findet ihr in unserer Tagesübersicht –>> Hier zur Übersicht
Red. / Georg Zielonkowski