Verbraucherschutzstaatssekretärin Quart fordert Umdenken in der Tierhaltung und Agrarpolitik
„Gerade beim Genuss des Feiertagsbratens sollte man sich bewusst machen, dass Verbraucherentscheidungen maßgeblichen Einfluss auf Haltung und Produktion von Fleisch haben. Fragen der Qualität, des Tierwohls und der Umweltbelastung hängen eng miteinander zusammen und beschäftigen viele Verbraucherinnen und Verbraucher”, sagte Verbraucherschutzstaatssekretärin Anne Quart im Vorfeld der Osterfeiertage. Ob traditioneller Lammbraten oder Filet von Rind oder Schwein, Fleisch müsse bewusst und mit Verantwortung genossen werden.
Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik aus der vergangenen Woche habe eine radikale Wende in der Tierhaltung gefordert, so Quart: „Die Studie bestätigt die berechtigte Skepsis vieler Menschen gegenüber der Intensivtierhaltung und zeigt, dass grundlegende Veränderungen unerlässlich sind. Die Forderung des Brandenburger Landtages nach einem Tierschutzbeauftragten ist richtig. Es ist an der Zeit Konsequenzen aus der Evaluierung der Agrarinvestitionsförderung zu ziehen. Auch einem Verbandsklagerecht stehe ich persönlich weiterhin offen gegenüber.” Das Urteil der Wissenschaftler sei eine klare Absage an die gegenwärtige Agrarpolitik: „Es ist Warnung und Auftrag zugleich unsere Landwirtschaft nachhaltiger und damit zukunftsfähig zu gestalten. Ein einfaches „Weiter so” bei der Tierhaltung darf es nicht geben”, so Quart weiter.
Wirtschaftsinteressen könnten dabei nicht weiter über den Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher stehen. Dies bedeute auch den Handel stärker in die Pflicht zu nehmen, denn viele Bäuerinnen und Bauern könnten aufgrund des Preisdrucks ohne Subventionen nicht überleben. Tiefpreise entsprächen heute der Regel und seien daher mittlerweile eine Grunderwartung. Doch diese Art des Konsums befördere ein System, in dem das Wohl des Tieres nachrangig sei. Ein Ausbruch aus dieser Spirale sei deshalb dringend nötig. Die unter der Schirmherschaft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft koordinierte Tierwohl-Initiative unter Beteiligung von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel sei deshalb nur ein beispielhafter kleiner erster Schritt. Die Bezuschussung freiwilliger tiergerechterer Haltung reiche aber nicht aus, notwendig seien auch weitergehende gesetzliche Regelungen. „Es müssen Erzeugerpreise möglich sein, mit denen Agrarbetriebe nicht nur Ihre Kosten decken, sondern auch weiterhin in nachhaltigere und tiergerechtere Produktion investieren können.” appellierte Quart. „Ich bin überzeugt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher auch bereit sind für mehr Tierwohl und nachhaltigere Erzeugungsbedingungen mehr zu bezahlen.”
Zugleich warnte Quart davor, dass die Veränderungen nicht dazu führen dürften, dass z.B. Fleisch zu einem Luxusgut werde: „Mindestlohn und eine bedarfsgerechte Grundsicherung müssen die Ausgaben für eine ausgewogene und gesunde Ernährung decken. Wichtig ist es zudem, dass Kinder und Jugendliche schon bei der Schul- und Kindergartenverpflegung lernen, mit regionalen Produkten leckeres und gesundes Essen zuzubereiten und dabei auch den Fleischkonsum kritisch zu hinterfragen.”
Quelle & Bild: Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz