Das Land Brandenburg will Frauen und Männer mit erheblichen Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben dabei unterstützen, diese abzubauen. Dafür starteten Bildungsminister Günter Baaske und Justizminister Helmuth Markov jetzt ein Förderprogramm, das von Brandenburgs Förderbank ILB angeboten wird. Bis Ende 2020 stehen dafür sechs Mio. Euro aus dem ESF (Europäischer Sozialfonds) und aus Landesmitteln zur Verfügung.
Damit können sieben regionale Grundbildungszentren, beispielsweise an bestehenden Volkshochschulen, aufgebaut werden. Sie beraten Hilfesuchende und ihre Angehörigen und informieren die Öffentlichkeit über Analphabetismus. Zusätzlich bieten Weiterbildungseinrichtungen Kurse zum Lesen, Schreiben, Rechnen und zu weiteren Themen der Grundbildung an. 2015 soll es dafür 7.000 und ab 2016 10.000 Unterrichtsstunden jährlich landesweit geben.
Alphabetisierung und Grundbildung sollen auch an den Brandenburger Justiz-vollzugsanstalten angeboten werden. Eine Koordinierungsstelle steuert und begleitet das Kursangebot auf Landesebene.
Bildungsminister Günter Baaske: „Insbesondere geht es auch darum, Betroffene zu erreichen und ihnen die Hemmschwelle für die Teilnahme an Weiterbildung zu nehmen. Deshalb ist die Unterstützung durch Angehörige, Freunde, Arbeitgeber oder Behörden notwendig.“ Das neue Programm reiht sich auch in die bundesweite Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener ein.
Fachleute schätzen, dass bundesweit etwa 14 Prozent der 18 bis 64-jährigen funktionale Analphabeten sind. Auf Brandenburg übertragen wären dies etwa 230.000 Frauen und Männer. Sie können einzelne Texte lesen und schreiben, sie jedoch oft nicht sinnerschließend verstehen.
Günter Baaske: „Mit dem Programm geben wir Erwachsenen einen Schlüssel zur Teilhabe. Man muss Texte verfassen und verstehen können, um auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen zu haben, umfassend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können und den Alltag gut zu meistern. Wir wollen die Betroffenen erreichen und ermuntern, die Hilfsangebote anzunehmen. Wir wollen ihnen das ganz normale Leben erleichtern – daraus können sich auch neue Jobmöglichkeiten ergeben.“
Justizminister Helmuth Markov: „Bildungsangebote im Justizvollzug sind eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es Gefangenen nach ihrer Haftentlassung gelingt, eine Arbeit zu finden. Bildung ist der Schlüssel dazu, den Alltag auf legalem Wege zu bewältigen und sozialen und persönlichen Halt in der Gesellschaft zu finden. Eine große Zahl von Inhaftierten verfügt nur über eine schlechte schulische Grundbildung. So lange Gefangene aber nur unzureichend lesen, rechnen oder schreiben können, werden sie Misserfolge erleben und es besteht die Gefahr der weiteren Ausgrenzung. Deshalb ist das neue Förderprogramm ein wichtiger Beitrag, Gefangene auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten und dadurch Rückfälle zu verhindern.“
Hinweis:
Die Kurse sind für die Teilnehmenden kostenfrei. Den geförderten Kursen liegt ein Lehrplan zu Grunde. Anträge zur Förderung können an die ILB (Investitionsbank des Landes Brandenburg gerichtet werden). Gefördert werden Kurse für Brandenburgerinnen und Brandenburger ab 16 Jahren mit der Erstsprache Deutsch, darunter auch für Inhaftierte in einer Brandenburger JVA. Projektträger können insbesondere Landkreise und kreisfreie Städte, deren Weiterbildungseinrichtungen sowie freie Träger oder deren Weiterbildungseinrichtungen sein.
Link zur Richtlinie:www.ilb.de und www.ilb.de/alphabetisierung
Quelle: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport