Indonesien ist kein Geheimtipp mehr. Jährlich tummeln sich Millionen Menschen an den langen, weißen Stränden und genießen dabei leckere, günstige Cocktails. Was die meisten Touristen jedoch nicht wissen: Indonesien wurde einst von den Niederlanden kolonisiert. Aus dieser 350 Jahre andauernden Herrschaft sind noch einige Zeugnisse erhalten. Wer sich für diesen fast vergessenen Teil der Geschichte interessiert, muss – stellenweise – raus aus den Touristengebieten und rein in den indonesischen Dschungel. Wohin genau? Dazu geben wir Ihnen in diesem Artikel reichlich Tipps.
Architektur als Spiegel der Zeit: Von Batavia bis Semarang
Mit dem Einmarsch der Niederländer im 17ten Jahrhundert wurden die Indonesier nicht nur mit einer fremden Kultur, sondern auch Architektur konfrontiert. Neue prächtige Regierungsgebäuden reihten sich neben ganze Straßen an Wohnhäusern – und so wurden viele indonesische Inseln mit einem Hauch von Westen versehen. Viele dieser Gebäude stehen noch und lassen sich auf Touren besichtigen. Die meisten wurden jedoch abgerissen. Nicht nur, um diesen Teil der Vergangenheit auszulöschen, sondern auch um Platz für neue große Städte zu machen und den Aufschwung Indonesiens zu unterstützen.
Kota Tua: Wo die Vergangenheit auf Moderne trifft
Es gibt aber auch Städte, die die kolonisierte Kultur mit in den Aufbau neuer Städte integriert haben. Der Stadtteil Kota Tua in Jakarta zum Beispiel ist wie ein lebendiges Museum. Besuchen kann man hier das alte Rathaus, Kirchen und auch Handelshäuser, die den Baustil des 17. und 18. Jahrhunderts widerspiegeln. Wer sich dafür interessiert, sollte sich vorab über die Öffnungszeiten und den Zustand der Gebäude zu informieren, da nicht alle jederzeit zugänglich sind oder restauriert wurden.
Und apropos vorab informieren: Wir raten dazu, den kompletten Indonesienurlaub so gut es geht im Voraus zu planen und nichts dem Zufall zu überlassen – besonders, wenn es ums Inselhopping geht. Die Planung sollte mit dem digitalen Beantragen eines IDPassPro beginnen. Online lassen sich meist auch bessere und aktuellere Informationen zu Einlass und Genehmigungen für spezifische historische Stätten finden.
Semarang: Geschichte erleben
Semarang auf Java ist ein weiteres Beispiel für eine Stadt mit reichem Kolonialerbe. Architekturfans sind besonders vom Viertel Kota Lama (Altstadt) begeistert, denn hier gibt es viele gut erhaltene Gebäude, die den Übergang vom Klassizismus zum Art Deco zeigen. In der Stadt verteilt gibt es weitere historisch wertvolle Bauten wie die Lawang Sewu (Tausend Türen), das ehemalige Hauptquartier der niederländischen Eisenbahngesellschaft. Interessant sind auch die alten Handelshäuser und Kirchen, die zum Großteil besichtigt werden können. Wer diese Gebäude nicht verpassen möchte, sollte sich jedoch vorher informieren, denn nicht alle sind als “historisch” markiert, stehen leer oder werden für andere wirtschaftliche Zwecke genutzt. Das Internet hilft – oder noch besser lokale Führer. So unterstützt man die Gemeinde gleich mit.
Padang, Banda Neira und weitere verborgene Stätten
Wer auf Städteurlaub steht, dem bietet Indonesien bereits einiges an architektonischen Augenschmäuschen. Richtig interessant wirds jedoch in den etwas abgelegenen Orten des Landes, die dennoch ein wichtiger Teil der Geschichte und frühen Entwicklung des Landes sind. Einer davon: Padang auf Sumatra. Früher ein Hotspot des Gewürzhandels im Indischen Ozean, hütet der Ort noch heute seine Zeitzeugen in Form von niederländischen Gebäuden und Plätzen. Im Stadtzentrum und Hafenbereich stehen nach wie vor alte Lagerhäuser und Gebäude, die den einstigen Reichtum der Region erahnen lassen. Auch hier ist es wichtig, sich mit Informationen bepackt auf den Weg zu machen, um das meiste aus der Stadt herauszuholen.
Wem eher nach Inselhopping ist, kann sich nach einer Fahrt zu den Banda-Inseln erkundigen. Im 17. Jahrhundert war Banda Neira das globale Zentrum des Muskatnuss anbaus – und leider auch Schauplatz brutaler Kolonialherrschaft. Zurückgeblieben sind gut erhaltenen Forts wie Fort Belgica und die alten Plantagenhäuser, die eine düstere Geschichte von Eroberung und Ausbeutung erzählen. Es ist logistisch nicht ganz einfach, nach Banda Neira zu kommen, da Flüge und Fähren nur sehr unregelmäßig angeboten werden. Wer flexible ist, sollte sich diesen Ort jedoch nicht entgehen lassen.
Herausforderungen und Empfehlungen für Reisende
Eins ist klar: Wer sich beim Reisen für Geschichte und Architektur interessiert, hat in Indonesien einiges auf der to-do-Liste – und sollte sich auf ein Abenteuer einlassen, denn viele der historischen Stätten sind nicht gerade einfach zu erreichen. Aufgrund des mangelnden touristischen Interesses sind viele der alten Gebäude auch nicht so gut erhalten, wie in den größeren Knotenpunkten. Anders als es in Cottbus oder anderen Städten der Fall ist, gibt es relativ wenige Informationen zu den Gebäuden und Plätzen vor Ort – wenn man es aufgrund der ausbaufähigen Infrastruktur überhaupt dorthin schafft.
Deswegen: Recherchieren und auch die Rückfahrt einplanen, bevor man zu einer vergessenen Kolonialstadt aufbricht. Bargeld und ein paar wichtigste Floskeln in Indonesisch sind ebenfalls ratsam. Renommierte Reiseleiter sind immer eine gute Idee! Eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind zudem von Vorteil, da Reisepläne sich aufgrund lokaler Gegebenheiten ändern können.
Beim Besuch und Betrachten historischer Städte ist es immer wichtig, mit einem offenen Ohr und Sympathie an die Sache heranzugehen. Die Geschichte Indonesiens ist facettenreichen und sehr düster. Verständnis und Respekt sind deswegen wichtig – Vorurteile sollten besser mit dem Gepäck im Hotel bleiben. Es geht nicht nur darum, alte Gebäude zu besichtigen, sondern zu verstehen, wie sie sich in die Geschichte und auch die Gegenwart einreihen und Teil des Alltags geworden sind.