Nahezu jede Branche hat unter den Folgen der Corona-Pandemie direkt oder indirekt zu leiden, das zeigen die entsprechenden Kurseinbrüche in diversen Branchen der Weltwirtschaft. Doch es gibt auch Branchen, die auf der Gewinnerseite stehen – die Medizintechnik beispielsweise. Wie sieht es mit der Security-Branche aus?
Damit verbundene Fragen beschäftigen sich vor allem mit der Nachfrage, die durch die Corona-Regeln in den Markt induziert wurde, aber auch mit den Folgen für den Arbeitsmarkt und beispielsweise die für die Arbeit als Sicherheitsfachkraft obligatorische Sachkundeprüfung nach § 34a: Führte Corona den Großteil der Unternehmen in die Insolvenz oder sorgte die Pandemielage mit den resultierenden Regelungen und der Kontrollen für ein Umsatzplus? Wie wirkt sich die Lage auf den Arbeitsmarkt im Security-Sektor aus?
Coronapandemie führt zu Regeln, die von der Sicherheitsbranche kontrolliert werden
3G am Arbeitsplatz und im Nahverkehr; 2G im Einzelhandel: Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, damit umzugehen. Sicherheitsdienste werden zur Unterstützung herangezogen, aber die Branche klagt über Engpässe. Sicherheitsdienste erleben aufgrund der verschärften Corona-Vorschriften einen Boom. Führenden Anbietern zufolge ist die Nachfrage von Unternehmen, Einzelhändlern und Transportunternehmen, die Hilfe bei den 2G- und/oder 3G-Vorschriften benötigen, erheblich gestiegen.
Einzelhändler brauchen Personal zum Verkaufen
Die Ministerkonferenz (MPK) hatte im Dezember 2021 einmal mehr die Corona-Vorschriften verschärft. Die 2G-Regel trat in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens in Kraft. In Kinos und Theatern, Sport- und Großveranstaltungen, Restaurants und Sportvereinen erhielten nur noch eingeschränkte Personenkreise, beispielsweise geimpfte oder getestete Personen, Zutritt. Der Bund-Länder-Beschluss besagte, dass Geschäfte den Zugang kontrollieren müssen. Das ist ein Problem für viele Einzelhändler, die damit oft überfordert sind: Nach Angaben des BDSW können selbst die Sicherheitsdienste die steigenden Anforderungen wegen Personalmangels nicht erfüllen. Vor Corona gab es 13.000 unbesetzte Stellen. In der Branche sind rund 260.000 Menschen beschäftigt. Durch die Pandemie wird sich die Lücke noch vergrößern, so der Verband.
Umsatzsteigerung durch die Coronapandemie
In den Jahren 2020 bis 2021 steigt der Umsatz in der Branche deutlich an. Viele Unternehmen und Organisatoren müssen Kontrollen durchführen. Bei diesen Kontrollen kann es sich um Personenkontrollen, Einlasskontrollen oder andere Arten von Kontrollen handeln, die vom gesetzlichen Rahmen abhängen. Diese Kontrollen werden häufig von externen Sicherheitsunternehmen und nicht von der Polizei und den Ordnungshütern durchgeführt. Aufgrund des jahrzehntelangen, stetigen Wachstums und der Zunahme der angemeldeten Sicherheitsunternehmen im Jahr 2019 besteht eine höhere Nachfrage nach langjährigen Fachkräften.
Arbeiten in der Security: 40-Stunden-Kurs als Mindestqualifikation
Aber selbst für einfache Tätigkeiten wie den Objektschutz muss ein 40-stündiger Kurs bei den Kammern und Handelskammern zu Themen wie Haus- und Öffentlichkeitsrecht absolviert werden. Diejenigen, die zur Kontrolle von Menschenmengen eingesetzt werden, müssen eine Prüfung zu rechtlichen Themen und Fragen ablegen. Die sogenannte Sachkundeprüfung nach § 34a. Während der Pandemie fielen viele Kurse aus, und das Personal kann nicht so schnell geschult werden.
Nicht alle Unternehmen in der Sicherheitsbranche erleben ein Umsatzplus
Trotz der freigewordenen Kapazitäten der Veranstaltungsbranche ist dieser Bedarf nicht spontan zu decken, zumal sich viele Mitarbeiter, die bei Konzerten oder in Clubs gearbeitet haben, während der Corona-Pause umorientieren mussten. Das heißt auch, dass viele Sicherheitsunternehmen, die sich gerade in diesen Bereichen spezialisiert hatten und entsprechende Aufträge verloren, schnell in eine finanzielle Notlage gerieten. Die Coronapandemie ist daher trotz der hohen Nachfrage im Allgemeinen kein Boost für jedes Unternehmen in der Security-Branche.
Die Sicherheitsbranche erfordert qualifizierte Arbeitskräfte
Eine Aus- oder Weiterbildung kann die notwendigen Qualifikationen für die Arbeit in dieser Branche vermitteln und die Bedarfslücke schließen. Sicherheitsfachkräfte lernen nach der Ausbildung, wie sie in Stresssituationen reagieren können. Nach Angaben des BDSW ist der Objektschutz die wichtigste Aufgabe. Auch der Personenschutz, der Streifendienst und der Schutz bei Veranstaltungen sind wichtige Aufgaben. Potenzielle Arbeitgeber finden sich über den Objektschutz und ähnliche Aufgaben auch in der IT-Sicherheitsbranche und bei Detekteien.
Nach Angaben des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) hat der Objektschutz einen Marktanteil von 50%. Es folgen die Flughafensicherheit mit 11% und die Notrufzentrale mit 10%. Schutz- und Sicherheitsbahnen, Safety&Rail und Detekteien. Revier- und Einzelhandelskontrolldienste liegen zwischen 7% und 4%. In diesen Statistiken ist die IT-Sicherheit nicht enthalten, sie vermitteln jedoch einen Eindruck vom Umfang und von den Anforderungen des Berufs: Beschäftigte in der Sicherheitsbranche müssen die Fähigkeit haben, Tätigkeiten wie die der Flughafensicherheit oder andere Positionen mit großem Einfluss und großer Verantwortung auszuüben.
Sachkundeprüfung nach § 34a GewO
Die Sachkundeprüfung nach § 34a der Gewerbeordnung (GewO) ist ein wichtiger Schritt in der Sicherheitsausbildung. Diese Prüfung kann in vielen Szenarien eingesetzt werden. Dies ermöglicht eine größere Flexibilität für den Arbeitgeber. Die Prüfung nach § 34a ermöglicht Streifengänge in öffentlichen Bereichen wie Fußgängerzonen und Einkaufszentren. Sie erlaubt auch Personenkontrollen in Diskotheken. Die Sachkundeprüfung nach § 34a GewO setzt datenschutzrechtliche und gewerberechtliche Kenntnisse voraus. In der vorgeschalteten Ausbildung werden Grundkenntnisse in der Sicherheitstechnik und im Umgang mit Waffen vermittelt. Dies kann eine Fortbildung oder Umschulung sein. Zu den sozialen Inhalten gehören soziale Kompetenzen, die das Verhalten in Gefahren- und Konfliktsituationen vermitteln. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf Deeskalationstechniken gelegt. Die Sachkundeprüfung nach § 34a der Gewerbeordnung (GewO) ist auch eine theoretische rechtliche Basis für Sicherheitskräfte: Sie lernen das Bürgerliche Gesetzbuch, das Straf- und Strafprozessrecht sowie das Recht der öffentlichen Sicherheit und Ordnung kennen. Besondere Bedeutung hat das Wach- und Sicherheitsgewerbe im Hinblick auf die Unfallverhütungsvorschriften.
Aufgrund des Booms in der Branche sind alle Ausbildungsstufen gefragt
Wer Sicherheitsfachkraft werden will, hat zwei Möglichkeiten: Studieren oder eine Ausbildung machen. Beides kann gleichzeitig gemacht werden. In dieser Branche gibt es sowohl hochqualifizierte als auch niedrigqualifizierte Tätigkeiten. Interessenten können Sicherheitsmanagement oder Sicherheitstechnik studieren, um die Spitze der Karriereleiter zu erreichen. Ein Hochschulabschluss ist in der Regel erforderlich, um eine Stelle als Führungskraft in einem Sicherheitsunternehmen oder als Lehrer in einem verwandten Bereich anzutreten. Studenten können auch Cybersecurity oder andere Studiengänge in Betracht ziehen: Diese Kurse umfassen sowohl allgemeine als auch spezielle Informatik- und Informationstechnologiekurse.
Was folgt nach der Coronapandemie?
Wie sich die Umsätze in der Security-Branche nach der Coronapandemie bzw. mit den entsprechenden Lockerungen und dem Wegfallen der Kontrollnotwendigkeit verändern, ist noch nicht belegt. Allerdings ist hinsichtlich des Arbeitskräftebedarfs wohl zumindest ein Stück weit mit der Umkehr zum vorigen Stand zu rechnen: Es werden mehr Sicherheitskräfte für Großveranstaltungen wie Messen oder ähnliches gebraucht und wieder weniger für Kontrollen. Sicherheitsunternehmen müssen darauf rechtzeitig reagieren.