An unserem sechsten Drehtag – nach einwöchiger Pause – ging’s richtig zur Sache: Wir haben den großen Boxkampf gedreht, den wir im Film erzählen. Der steht im Drehbuch am Ende. Wir drehen ja insgesamt zehn Tage und sind jetzt am sechsten. Die Frage, warum man ihn dann nicht am Ende dreht, lässt sich leicht beantworten. Ganz selten wird beim Film in der chronologischen Reihenfolge des Drehbuchs gedreht. Dreharbeiten und damit auch die Drehreihenfolge des Drehbuchs richten sich nach einer Vielzahl von Faktoren. Besonders wichtig für die Planung in der Vorproduktion ist die Verfügbarkeit der Darsteller und die Organisation und Belegung der Locations. Aber auch die Zusammenstellung einer Crew und die logistischen Rahmenbedingungen müssen bei der ganzen Sache stimmen.
Es ist die Aufgabe der Produktion in Zusammenarbeit mit der Regie im Vorfeld der Dreharbeiten aus dem Drehbuch zu entnehmen, für wieviele Tage man einen Schauspieler benötigt oder wie lange man an einem Drehort drehen möchte. Haben sie das mit allen Komponenten im Drehbuch bestimmt, können sie einen Drehplan erstellen, der sich danach richtet. Unseren Hauptdarsteller brauchen wir zum Beispiel an allen zehn Drehtagen. In der Lausitzhalle Hoyerswerda haben wir nur gestern mit knapp 40 Komparsen gedreht. An dieser Stelle noch einmal vielen herzlichen Dank! Diesen Drehtag konnten wir also relativ frei einplanen – könnte man meinen?! Da sind die anderen Darsteller und Komparsen, die wir für die Szene brauchen. Ein ganzes Team von Cottbus nach Hoyerswerda zu kriegen, die Komparsen zu organisieren und bei Laune zu halten ist auch nicht gerade einfach. Manchmal dauert es etwas, bis ein Schlag für die Kamera und Regie richtig sitzt. Wiederholungen und Kamerapositionswechsel gehören zur Tagesordnung. Man merkt schnell, das ist eine logistische Glanzleistung der Produktion, wenn dann alles klappt und am Ende des Drehs alle Szenen im Kasten sind. Die ganze Planung führt dazu, dass die Szenen völlig durcheinander über die Zeit der Dreharbeiten gedreht werden. Es kann also vorkommen, dass man Szene 1 am letzten Drehtag dreht. Das versucht ein Regisseur aber wegen der Stimmung der Darsteller und der Crew zu vermeiden.
Genauso wie man Szenen durcheinander dreht, dreht man auch Einstellungen nicht in der richtigen Schnittreihenfolge – aber das verdient eine gesonderte Erklärung. Spontane Umbesetzungen und “Beförderungen” von Komparsen oder des Drehteams zu Statisten, gehörten genauso zum Drehtag wie Erklärungen für alle Laiendarsteller was am Set passiert. Auch echte Profis aus dem Boxport und ein Choreograph für Filmboxen standen zur Verfügung. So konnten der Ringrichter Peter Kellner und der Trainer des Hauptdarstellergegners Ron Radlow, wertvolle Tipps zum Ablauf eines Boxkampfes geben. Die Maske zeigte zum Ende des Kampfes ihr Können, indem Verletzungen und sonstige Kampfspuren dargestellt werden mussten, um es realistisch zu gestalten. Nach sechs Runden war der Kampf beendet. Wer gewonnen hat? Das wird erst mit der Premiere in Cottbus verraten.
Unser Drehtag ging, grob gesagt, von dunkel bis dunkel. Am Ende des Tages waren alle platt, aber auch zufrieden alles geschafft zu haben. Der am Samstag aufgebaute Boxring musste Montag wieder abgebaut werden. Hier half unter anderen Peter Kuß, Vorsitzender vom Boxring Hoyerswerda und Nebendarsteller als Begleiter für den Boxer Phillip Nsingi. Ab Dienstag ist das Team zurück in Cottbus, um das Boxtraining zu drehen.
Amrei Kriener/Benjamin Andriske
Fotos: Holger Bergmann/Benjamin Andriske