Beim Umpflügen eines Feldes im Cottbuser Ortsteil Kahren an der A15 wurde gestern eine deutsche Panzermine aus dem zweiten Weltkrieg gefunden. Nachfolgende Untersuchungen des Ackers brachten weitere 17 Granatenfunde deutscher Bauart mit sich. Laut vorliegenden Informationen muss gesprengt werden und dafür die A15 zwischen Cottbus und Roggosen voraussichtlich ab 11 oder 12 Uhr komplett gesperrt und der Verkehr umgeleitet werden. Wie lange die Sperrungen andauern, hängt davon ab, ob noch weitere Fundstellen dazukommen und wie die Beseitigung vorankommt.
Der Morgenfrost der vergangenen Tage brachte die Weltkriegsmunition wahrscheinlich nahe an die Erdoberfläche, so dass sie durch die Arbeiten ans Tageslicht gefördert wurden.
Die A15 musste in diesem Jahr bereits zweimal gesperrt werden. Im Juni wurde eine Bombe bei Dubrau im Spree-Neiße-Kreis erfolgreich entschärft. Im April sorgte ein vermeintlicher Fund für tagelange Sperrungen zwischen Roggosen und Cottbus. Bei Vortriebarbeiten mittels eines Rohres unter der Autobahn deformierte sich das Rohr wahrscheinlich an einem Findling so, dass es von innen wie eine Bombe aussah. Die Autobahn musste geöffnet und nach erfolgloser Suche wieder repariert werden.
Update (08:20 Uhr): Gebäude in Kahren müssen nicht evakuiert werden. Gesperrt werden der Frauendorfer und der Neuhausener Weg im Ortsteil. Beides sind Sackgassen. Eine Umleitung für die Autobahn ist ausgeschildert. Zudem wird für die Zeit der Arbeiten durch den KMBD der Luftraum gesperrt.
Der Bau der Reichsautobahn Berlin – Breslau – Oberschlesien begann am 21.03.1934 mit dem ersten Spatenstich bei Breslau-Hartlieb und wurde von der OBR Breslau sukzessive in Richtung Westen vorangetrieben. Auf dem Gebiet der OBR Berlin setzte der Autobahnbau erst im Dezember 1936 ein und wurde umgekehrt vom Berliner Ring aus in Richtung Breslau betrieben. Die Arbeiten bewegten sich also von zwei Seiten auf Cottbus zu, wo im Dezember 1939 der letzte Lückenschluß feierlich eröffnet werden sollte. Mit der Verkehrsfreigabe des Abschnittes zwischen den Anschlußstellen Teupitz und Forst im Juli 1940 war die Strecke von Berlin bis Breslau durchgehend befahrbar,. Im April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, lieferten sich die vorrückende Rote Armee und die auf dem Rückzug befindlichen deutschen Truppen zwischen Bunzlau und Freiwalde nachweislich schwerste Gefechte. Um ein direktes Vorstoßen der Russen auf Berlin zu verhindern, wurden in diesen Tagen fast ein Viertel aller Brückenbauwerke gesprengt bzw. schwer beschädigt. Von diesen Kampfhandlungen zeugten bis 1949 zahlreiche liegengebliebene Fahrzeug- und Panzerwracks entlang der Strecke. Darüber hinaus diente die Fahrbahn als Abschußbasis für Panzer, Kanonen und andere Geschütze.
Foto: Wikipedia, CC 2.5 Lizenz; A15 bei Cottbus