„Ich singe weil ich ein Lied hab“ – so sang es einst Konstantin Wecker und gesungen, weil er ein Lied hat, hat Björn Casapietra am 28. November in der Kreuzkirche – Weihnachtslieder – oder Christmas Love Songs, wie auch seine Weihnachtstournee heißt. Am Klavier begleitete ihn Peter Forster.
Manch einer mag sich fragen, wie denn Christmas Love Songs und das Konstantin Wecker Zitat zusammen passen mögen – weil Weihnachtslieder?! Nun schlichtweg indem man sie so singt und so würdigt wie sie es verdienen oder anders gesagt, indem man sie so interpretiert wie Björn Casapietra. Keine durcharrangierten, aufgepeppten Neuarrangements, der berühmte alte Wein in neuen Schläuchen, oder sonstiger Weihnachts-Heckmeck. Pianist, Tenor und sonst nix – außer viel Gefühl und Leidenschaft, Ehrlichkeit und Natürlichkeit und ein Hauch von Magie, natürlich. So gibt es alle Lieder an diesem Abend auch überwiegend in ihrer Originalversion. Französisch, Deutsch, Italienisch, Englisch, Keltisch, Jiddisch … Und es gab sie dargeboten, wie man sie selten erlebt und wie man auch Björn Casapietra selten erlebt hat. Er wirkt sichtlich gereift, ernst und stark, aber leidenschaftlich und bewegt, aber auch ein wenig geheimnisvoll.
Immer wieder schaut er seine kleine Tochter Stella an, die in der ersten Reihe sitzt und immer wieder zaubert sie ihm ein Lächeln ins Gesicht. Und es wirkt fast so, als sänge er nur für sie. Doch als restliches Publikum fühlt man sich das keineswegs ausgeschlossen, sondern magisch angezogen von dem Band, das die beiden vereint. Als sie dann zu einem Duett ansetzen, ist die Entzückung perfekt.
Und es ist genau diese Magie, die mich an das obige Zitat erinnert hat. Denn Björn Casapietra leistet mit seinen Christmas Love Songs nicht etwa seinen Beitrag zum Weihnachtskommerz oder nutzt ihn, weil in der Vorweihnachtszeit das Bedürfnis nach solchen Abenden stärker ist und das Geld da eh lockerer sitzt. Er nutzt sie vielmehr für eine Botschaft, die sich auch schon im Namen verbirgt. Love – die Liebe. Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Güte aber auch der Vergebung – diesen eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes transportieren „seine“ Lieder. Weihnachten ist nicht das Fest der tollen und immer größeren Geschenke. Es geht um das Füreinander-da-Sein, darum sich mit seinen Liebsten zu umgeben aber auch sich an die zu erinnern, die nicht mehr da sind und schmerzlich fehlen. Denn viel zu oft geht all dies in Belanglosigkeiten unter. Die Lieder an diesem Abend machen darauf aufmerksam, dass alles Schenken, alles Materielle doch nichts wert ist – ohne eben jene – niente per sempre. In jedem einzelnen wunderschön gefühlvoll gesungenen Ton wird dies an diesem Abend deutlich. Und so ist es wundervoll endlich mal eine Weihnachtsveranstaltung besucht zu haben, die auch tatsächlich ihrem Namen gerecht wird! Eine Weihnachtsveranstaltung, die die Vorweihnachtszeit noch ein bisschen schöner gemacht hat.
So ist sein Lied das von Weihnachten – vom echten Weihnachten, und siehe da uns gefällt‘s. Danke für so viel natürliche Ehrlichkeit Björn Casapietra!
Achtung-Tipp: Zusatztermin am 1.1.2015, Forst, „Forster Hof“