Laue Windböen ziehen durch den frühen Abend, Straßenlichter ebnen den pfaden Weg und zahlreiche Menschen flüstern sich etwas zu. Die Gedanken eines Menschen spielen in jeder Hinsicht des Lebens eine wertvolle Rolle. Im Rahmen des 22. traditionellen Leseherbstes fand am 30.09.2014 ein besonderes Highlight in der Stadt-und Regionalbibliothek in Cottbus statt. Interessiert und erwartungsvoll nahmen die Besucher ihre Plätze ein und schauten in Richtung Mittelpunkt. Nach einer kurzen Anmoderation von Uta Jacob, Leiterin der städtischen Regionalbibliothek Cottbus, begrüßte der Schauspieldarsteller Jörg Hartmann, bekannt als ,,Tatort-Kommissar Faber‘‘ und als gemeiner Stasi-Offizier der TV-Serie ,,Weissensee‘‘ sein Publikum mit einem strahlenden Lächeln.
Er las aus dem Buch ,,Arbeit und Struktur‘‘ von Wolfgang Herrndorf – ein mit Bedacht gewählter Buchtitel. Doch wie kann man dieses interpretieren? Ist es Schicksal oder Zufall? Der Jugendroman ,,Tschick‘‘ wurde mit Erfolg gekrönt und gleichzeitig erfuhr Herrndorf die Schreckensnachricht der eigenen Krebsdiagnose. Der Puls vibriert durch Panik und der Alptraum spricht mit dir. Vorab beschrieb Hendrik Röder vom Brandenburgischen Literaturbüro die Lebensphilosophie von Wolfgang Herrndorf und wie er als Mensch charakterisiert wurde. Der studierte Maler zeichnete unter anderem für die ,,Titanic‘‘ und widmete sich parallel dazu dem Schreiben von Bestseller-Werken. Überzeugend und ohne Berührungsängste trug Jörg Hartmann einige Episoden aus dem im Rowohlt-Verlag Berlin erschienenen Buch vor.
Mit Sympathie geschmückt und seiner besinnlichen Leseart sprach er über Herrndorfs ersten Krankheitssymptomen und zog nicht die Handbremse vor kessen Details. Das unvermeidliche Ende akzeptieren zu müssen war wohl das schmerzhafteste Eingeständnis seiner selbst. Gedanklich betroffen sowie unwillkürliche Erinnerungen scheuten vor keinen fragend trostlosen Blicken. Auch das Publikum fühlte mit. Doch die fallenden Blätter im Herbst können sich im Windzug langsam wenden und so auch der blühende Abend. Mit einem humorvollen Ausschnitt aus ,,Tschick‘‘ verabschiedete sich der TV-Star Jörg Hartmann von seinem begeisterten Zuhörern und teilte die Erkenntnis der Weisheit mit: Die Hoffnung gehört zum Leben und das Leben zur Hoffnung. Im Anschluss bedankten sich die Besucher für die emotionale Lesung bei ihm und für kleine Smalltalks stand er liebevoll zur Verfügung. Ein weiteres Wiedersehen wünschen sich die Cottbuser sehr.