Die Zahl der Organspender in Deutschland ist in diesem Jahr gesunken. In Brandenburg ist der Rückgang besonders deutlich. Berlin trotzt erfreulicherweise dem Trend. Noch immer warten viele Menschen in der Region auf ein Leben rettendes Organ. Darauf weist die Techniker Krankenkasse (TK) hin und bezieht sich auf Zahlen der Stiftung Eurotransplant. Aktuell stehen 437 Patienten in der Hauptstadt und 332 in der Mark auf der Warteliste. Darunter sind zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren in Berlin und fünf in Brandenburg. Bundesweit hoffen fast 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan.
750.000 Menschen in Berlin und Brandenburg werden informiert
“Die Organspende ist in den vergangenen Jahren stärker in den Fokus der öffentlichen und politischen Diskussion gerückt. Aber angesichts der großen Anzahl von Menschen, die dringend auf ein Spenderorgan warten, dürfen wir nicht nachlassen”, sagt Susanne Hertzer, TK-Chefin in Berlin und Brandenburg. Seit November 2012 sind die Krankenkassen verpflichtet, alle Versicherten ab 16 Jahren regelmäßig über das Thema zu informieren. Die TK startet ab sofort den Versand ihres Mitgliedermagazins mit einem großen Sonderteil rund um die Organ- und Gewebespende. Hertzer: “Nur ein informierter Mensch kann eine Entscheidung treffen – egal, ob für oder gegen eine Organspende. Keine Entscheidung ist aber die schlechteste Entscheidung. Wichtig ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, eine Entscheidung zu treffen und diese auch zu dokumentieren.” Ist der Wille des Patienten nicht dokumentiert, werden nahe Angehörige befragt.
Spenderzahlen: Berlin im Plus, Brandenburg im Minus
Die Zahl der Organspender in Deutschland ist in diesem Jahr gesunken. Laut Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) spendeten von Januar bis Oktober 775 Menschen ihre Organe, im Vorjahreszeitraum waren es 787. In Brandenburg ist der Rückgang besonders deutlich: von 33 auf 17. Berlin trotzt erfreulicherweise dem Trend: Hier stieg die Zahl der Organspender von 40 auf 46.
Verlässliche digitale Dokumentation
Die Einstellung der Versicherten zur Organspende wird derzeit im Organspendeausweis dokumentiert. “Langfristig macht es Sinn, die Entscheidung ‘Ja oder Nein’ in der elektronischen Patientenakte zu hinterlegen. So hat jeder Hoheit über seine Daten und kann die Entscheidung jederzeit individuell anpassen, ohne großen bürokratischen Aufwand”, so Hertzer.
Widerspruchslösung oder Entscheidungslösung?
Politisch werden aktuell zwei Gesetzesentwürfe diskutiert, um die Organspenderzahl zu erhöhen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wirbt für eine doppelte Widerspruchslösung. Demnach ist jeder Bundesbürger nach seinem Tod automatisch Organspender, wenn er oder seine Angehörigen nicht aktiv widersprechen. Andere setzen sich für eine verbindliche wiederkehrende Abfrage ein, zum Beispiel in den Bürgerämtern.
Hintergrund:
Die Stiftung Eurotransplant ist verantwortlich für die Zuteilung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern und arbeitet hierzu eng mit den Organspende-Organisationen, Transplantationszentren, Laboratorien und Krankenhäusern zusammen. Die DSO ist die bundesweite Koordinierungsstelle für die postmortale Organspende. Sie organisiert alle Schritte des Organspendeablaufs von der Mitteilung eines möglichen Spenders im Krankenhaus bis zur Übergabe der Organe an die Transplantationszentren.