In der Nacht zum Freitag ist der ehemalige Innenminister des Landes Brandenburg und langjährige Landes- und Ehrenvorsitzende der Brandenburger CDU, Jörg Schönbohm, im Alter von 81 Jahren in Kleinmachnow an einem Herzinfarkt verstorben. Er war von 1991 bis 1992 Inspekteur des Heeres, nach der Pensionierung 1992 zunächst bis 1996 beamteter Staatssekretär für Sicherheitspolitik, Bundeswehrplanung und Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung und anschließend von 1996 bis 1998 Innensenator in Berlin. Von 1999 bis 2009 war er Innenminister des Landes Brandenburg.
Erste Reaktionen:
CDU-Brandenburg: “Mit großer Bestürzung hat uns die traurige Nachricht vom Tod unseres Ehrenvorsitzenden Jörg Schönbohm erreicht. Seine Verdienste als Bundeswehrgeneral um die Deutsche Einheit und als Politiker um das Land Brandenburg machen ihn als einen der großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte unvergessen. Wir verlieren mit ihm einen engagierten und prinzipientreuen Politiker, einen besonderen Menschen, der sich um seine Heimat verdient gemacht hat und über Parteigrenzen hinweg geschätzt und respektiert wurde. Wir Brandenburger Christdemokraten haben ihm besonders viel zu verdanken und bis zuletzt gern und oft seinen Rat gesucht. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau, seiner Familie und seinen Freunden. Wir wünschen ihnen in diesen schweren Stunden Kraft und Gottes Segen. Wir verneigen uns vor einem großen Brandenburger.”
Der Vorsitzende der CDU Brandenburg, Ingo Senftleben, sagte: „Mit großer Bestürzung hat uns die traurige Nachricht vom Tode unseres Ehrenvorsitzenden, Jörg Schönbohm, erreicht. Seine Verdienste als Bundeswehrgeneral um die deutsche Einheit und als Politiker um das Land Brandenburg machen ihn als einen der großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte unvergessen. Wir gedenken seiner in tiefer Trauer. Unsere Gedanken und Gebete sind in diesen schweren Stunden bei seiner Frau, seinen Kindern und seiner Familie.“
Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter: „Jörg Schönbohm hat sich um seine Heimat vielfach verdient gemacht. Er stand im wohlverstandenen preußischen Sinne für Verlässlichkeit, Pflichterfüllung und Disziplin. Für ihn waren das keine veralteten Werte – und das sind sie auch nicht. Der Dienst am Staat und seinen Menschen, das war für ihn keine leere Floskel, sondern gelebte Verpflichtung.
Schönbohm war ein starker, streitbarer und profilierter Innenminister. Sein Wort hatte auch über Brandenburg hinaus Gewicht. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass es in seiner Amtszeit gelang, den Rechtsextremismus in Brandenburg deutlich zurückzudrängen und zu schwächen. Da ließ es Schönbohm nie an Deutlichkeit fehlen. Und das haben auch seine Kritiker anerkannt. Auch das gehört zu seiner politischen Bilanz.
Obwohl Schönbohm manchmal damit kokettierte, eigentlich eher ein ‚Unpolitischer‘ zu sein, verfolgte er seine Ziele in der Politik doch immer mit großer Leidenschaft und Zielstrebigkeit. Er war zweifelsohne ein Mann der klaren Worte, der sich nicht scheute, dabei auch einmal anzuecken. So verkörperte er ganz persönlich das konservative Prinzip in der Politik, was ihm nicht nur Beifall eintrug – aber auch einen Beitrag dazu leistete, dass Unterschiede in der Politik kenntlich wurden und im demokratischen Meinungsstreit ausgetragen werden konnten. Davon lebt die Demokratie.“
Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Mike Bischoff: „Mit Jörg Schönbohm verliert Brandenburg eine Persönlichkeit, die sich große Verdienste um die Deutsche Einheit und um das Land Brandenburg erworben hat. Er war ein wichtiger Wegbegleiter unseres noch jungen Bundeslandes. Er war stets ein geradliniger und streitbarer Politiker. Von 1999 bis 2009 haben wir zehn Jahre lang vertrauensvoll mit ihm zusammengearbeitet. Diese Zeit war nie frei von Konflikten und Diskussionen. Dennoch war es immer möglich, einen verlässlichen Konsens zum Wohle Brandenburgs zu finden. Unsere Hochachtung genießt Jörg Schönbohm bis heute für seinen Kampf gegen Rechtsextremismus im Land Brandenburg. Wir werden sein Andenken in Ehren halten. Die SPD-Fraktion trauert um diesen großen Brandenburger. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind in dieser schweren Stunde bei der Familie von Jörg Schönbohm.“
Bischof Markus Dröge von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: „Mit Bedauern höre ich vom Tod von Jörg Schönbohm. Voller Dankbarkeit schaue ich auf unsere Begegnungen zurück, die erste bereits in meiner Zeit als Pfarrer in Koblenz. Als bewusster evangelischer Christ, der die Kraft für sein politisches und gesellschaftliches Engagement zugunsten der Menschen im Land aus seinem Glauben geschöpft hat, hat er sich immer für eine konstruktive Zusammenarbeit mit unserer Kirche eingesetzt.
Sein Beitrag zur Wiedervereinigung unseres Landes ist bemerkenswert, sowohl in der Aufgabe als Verantwortlicher für die Zusammenführung von Bundeswehr und NVA, wie auch als Innensenator in Berlin und als Innenminister im Land Brandenburg. Bis zum Schluss blieb er, der 1937 in Brandenburg geboren wurde und in der Bundesrepublik seine eindrucksvolle Laufbahn begann, seiner ursprünglichen Heimat verbunden, kam zurück, engagierte sich hier und verbrachte hier auch seinen wohlverdienten Ruhestand.
Diese Verbundenheit mit Brandenburg spiegelte sich in seinem Engagement für das Projekt Garnisonkirche Potsdam, für das er als stellvertretender Vorsitzender im Kuratorium der Stiftung sowie später als Ehrenkurator tätig war. Dafür gebührt ihm besonderer Dank.
Mein Mitgefühl ist bei seiner Familie und seinen engen Wegbegleitern. Sie, wie wir alle, haben einen außergewöhnlichen Menschen mit einem eindrucksvollen Lebenslauf verloren. Er hat seine Kraft, seinen Willen und sein Engagement zum Wohle Aller eingesetzt. In Dankbarkeit werden wir uns seiner stets erinnern.“
Der Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch würdigt ihn als kantigen Kerl von konservativer Klarheit und Haltung: „Das Land Brandenburg und unsere Partei, die CDU, verlieren eine feste Stimme, die auch Unbequemes nicht scheute.Schönbohm hat in seiner Amtszeit unter anderem eine Kreisgebietsreform umgesetzt, die Cottbus/Chóśebuz stärkte. Noch immer aktuell sei Schönbohms Haltung für ein konsequentes Handeln des Staates zur Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit.“