Zu salzig, zu viele Zusatzstoffe und wie auf der Verpackung sieht das fertig zubereitete Gericht meist auch nicht aus. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) untersuchte in einer Stichprobe 12 Tiefkühl- und Fertigprodukte auf ihre Nährwerte, Inhaltsstoffe und die Ähnlichkeit des Fertiggerichts mit seiner Verpackungsabbildung. Gänzlich überzeugen konnte am Ende keines der Produkte. Fazit: Verbraucher, die sich mit Convenience-Gerichten einigermaßen gesund ernähren wollen, müssen ganz genau hinsehen. Die Hersteller machen es ihnen nicht leicht. Um Fett und Salz in Fertiggerichten langfristig zu reduzieren, fordert die VZB die Politik auf, verbindliche Ziel- und Zeitvorgaben zu schaffen. Die aktuelle Initiative aus dem Bundesernährungsministerium greift zu kurz.
Im September 2018 untersuchte die Verbraucherzentrale Brandenburg in einer Stichprobe 12 Convenience-Gerichte auf ihre Nährwerte, Inhaltsstoffe und verglich die Verpackungsabbildungen der Fertigprodukte mit dem zubereiteten Gericht. Ausgewählt wurde aus typischen Mittagsmahlzeiten verschiedener Produktgruppen – vegetarische Gerichte, Mahlzeiten aus mehreren Komponenten und Tiefkühlgerichten.
Um die Optik zu beurteilen, wurden Verpackungsabbildung des Fertiggerichts und fertig zubereitetes Gericht auf ihre Ähnlichkeit verglichen. Ausgangspunkt für die Beurteilung der Salzgehalte war die Empfehlung der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Sie empfiehlt Erwachsenen die Aufnahme von maximal 6 Gramm Salz pro Tag. Mit der Mittagsmahlzeit sollten Erwachsene zudem etwa ein Drittel der täglich empfohlenen Nährstoff- und Energiemenge zu sich nehmen. Demnach wurde bei der Beurteilung die 1/3-Regel zugrunde gelegt – Gerichte mit mehr als 2 Gramm Salz fielen durch. Zusatzstoffe sind nach Auffassung der VZB fast immer unnötig, demnach konnte ein Produkt bei der Beurteilung nur überzeugen, wenn es ohne Zusatzstoffe auskam.
Abbildungen fallen beim Realitätscheck durch
Die Abweichungen zwischen Verpackungsabbildung und zubereiteten Gerichten sind auffällig. Gerade bei Hauptkomponenten wie Roulade oder Würstchen fällt auf, dass diese deutlich kleiner als abgebildet sind. Stattdessen ist der Anteil der Soße in der Realität höher. Auch die Sättigungsbeilagen und das Gemüse können bei den 3-Komponenten-Gerichten nicht mit der Präsentation der Hersteller auf der Verpackung mithalten: Spätzle sind verklumpt, Erbsen blass oder der Blattspinat eingefallen und grau. „Innerhalb von Sekunden entscheidet der Verbraucher, ob er das Gericht auf der Verpackung appetitlich findet und es kaufen wird. Die große Enttäuschung erlebt er dann zu Hause“, so Silke Vollbrecht, Verbraucherberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Positiv aufgefallen sind die Tiefkühlfertiggerichte mit einem hohen Gemüseanteil. Sie entsprachen optisch ihrer Abbildung und blieben auch nach dem Erhitzen knackig.
- 8 von 12 Gerichten weisen zum Teil deutliche Abweichungen von der Abbildung auf.
Hersteller salzen ihre Gerichte zu stark
„Bei der Betrachtung der Nährwerte fällt besonders auf, dass die meisten Fertiggerichte zu stark gesalzen sind“, fasst die Verbraucherberaterin die Ergebnisse zusammen. Sechs Gramm Salz sollte ein Erwachsener maximal pro Tag zu sich nehmen, so die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Nahezu alle Fertiggerichte der Stichprobe deckten diese Menge an Salz bereits mit einer Portion zum großen Teil oder sogar vollständig ab“, so Vollbrecht. Ein zu hoher Salzkonsum kann negative gesundheitliche Folgen wie Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. „Wir fordern die Hersteller daher auf, den Salzgehalt ihrer Gerichte deutlich zu reduzieren, ohne alternativ auf Aromen oder Geschmacksverstärker zurückzugreifen“, sagt die Ernährungsexpertin.
- 11 von 12 Gerichten enthalten zu viel Salz.
Zusatzstoffe in fast allen Gerichten
In fast allen untersuchten Fertiggerichten stecken Emulgatoren, Stabilisatoren, Geschmacksverstärker, Verdickungsmittel oder andere Zusatzstoffe. Sie übernehmen verschiedene Aufgaben im Produkt, zum Beispiel sorgen sie für einen gleichbleibenden Geschmack oder die Konsistenz. „In der Regel bringt der Einsatz solcher Zusatzstoffe insbesondere Vorteile für den Hersteller, da sie Produktion, Lagerung und Transport erleichtern und verbilligen“, sagt Vollbrecht. „Nur ein Produkt in unserer Stichprobe kam ohne Zusatzstoffe aus. Der Spitzenreiter enthielt 11 verschiedene“, bemängelt die Expertin. Einige der gefundenen Zusatzstoffe können jedoch Allergien oder andere gesundheitliche Probleme auslösen.
Einige Hersteller verwenden Aufdrucke wie „Natürlich – ohne Geschmacksverstärker, ohne Farbstoffe, ohne Konservierungsstoffe“. Der Blick ins Zutatenverzeichnis zeigt aber, dass dennoch viele andere Zusatzstoffe enthalten sind. „Von der beworbenen ´Natürlichkeit` bleibt so nicht viel übrig“, kritisiert Vollbrecht.
- 11 von 12 Gerichten enthalten Zusatzstoffe.
Tipps für Verbraucher
„Tiefkühl- und Fertigprodukte sind nicht per se ungesund. Als ausgewogene, aber auch schnelle Mittagsmahlzeit eignen sich vor allem Fertigprodukte mit einem hohen Gemüseanteil, wie unserer Test zeigt“, so Vollbrecht. Verbraucher sollten auf den Fett- und Salzgehalt der Mahlzeiten achten und die Informationsquellen auf dem Etikett nutzen. Fertiggerichte lassen sich mit frischen Zutaten wie Kräuter oder Tiefkühlgemüse ergänzen oder mit einem Salat kombinieren.
Weitere Informationen rund um das Thema Convenience Food und zu den Ergebnissen der Untersuchung finden Sie (ab 22.10.18) unter: www.verbraucherzentrale-brandenburg.de/fertiggerichte