Brandenburg bemüht sich ebenfalls um den Standort der angekündigten neuen Gigafactory des amerikanischen Elektroautoherstellers Tesla. Das Unternehmen hat angekündigt, in Europa eine weitere sogenannte Gigafactory bauen zu wollen. Firmenchef Elon Musk favorisiert Deutschland, wie er in einer Twitterantwort an einen User schreibt. Diverse Bundesländer, darunter das Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern buhlen bereits öffentlich um die Gunst des neuen Produktionsstandorts für Batterien und Elektroautos.
“Germany is a leading choice for Europe. Perhaps on the German-French border makes sense, near the Benelux countries.” heißt es in einem Tweet des Firmengründers, auf die Frage eines Users, ob nicht Deutschland die beste Wahl für diesen Standort wäre. Auf Nachfrage von Niederlausitz aktuell wurde durch die Pressesprecherin im brandenburgischen Wirtschaftsministerium, Andrea Beyerlein, bestätigt, dass der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Energie (MWE), Hendrik Fischer bereits vor zwei Jahren ein Schreiben in Richtung Tesla geschickt hat, um Brandenburg in das Blickfeld für einen möglichen Standort zu rücken. Bisher gibt es laut MWE noch keine nennenswerten weiteren Fortschritte. Man beobachte aber die aktuelle Diskussion sehr genau, habe die Initiative gestartet und diese wird weiter verfolgt.
Der BVMW Lausitz hatte unter der Woche kritisiert, dass über eine Bewerbung Brandenburgs in der Sache noch nichts bekannt wäre und im Zuge des Strukturwandels auch Industrieansiedlungen mit internationaler Strahlkraft benötigt werden. “Da wäre ein Aushängeschild wie Tesla, das nur so vor Innovationen strotzt und die technologische Zukunft verkörpert, ein vortrefflicher Fundamentstein für die selbsternannte Energieregion. Strukturwandler gibt es in der Lausitz wahrlich genug. Regierungsbeauftragte, Lausitzrunde, Innovationsregion, Wirtschaftsregion, Zukunftswerkstatt, alle strukturwandeln und planen durch die Lausitz. Am Ende des Wandelweges ist jedoch entscheidend, dass neben den schon jetzt vorhandenen mittelständischen Unternehmen, weitere Industriekerne in der Lausitz angesiedelt werden. Hier kann der Bund zeigen, ob er ernst meint mit der Schaffung von “Alternativ-Arbeitsplätzen”, bevor der Kohlehahn zugedreht wird. Mit Sonderabschreibungen oder Sonderförderungen gibt es auch die passenden Lenkungsinstrumente für das gezielte Ansiedeln von “Ankerunternehmen”. Dass Großinvestitionen längst nicht der Vergangenheit angehören, wie noch vor einigen Jahren von der Landesregierung prophezeit, zeigen die Erweiterungen bzw. Ansiedlungen in Kamenz (Daimler), Schwarze Pumpe (Hamburger) und Dresden (Bosch). Auch wenn Brandenburg und die Lausitz zum Schluss des Bieterwettstreits zwischen den Bundesländern mit leeren Händen dasteht, haben sie es mit Tesla zumindest versucht. Denn wer nicht versucht, hat schon verloren.” heißt es in der Mitteilung.
Das Wirtschaftsministerium sieht gerade die Lausitz, die sich mitten in einer Strukturwandeldiskussion befindet, als Energieregion mit einigen Vorteile für den Firmenstandort. Die Dekra richtet gerade auf dem Lausitzring Europas größtes Testzentrum für autonomes und vernetztes Fahren ein, die BTU Cottbus-Senftenberg bringt deutschlandweit gefragte Informatikstudenten hervor und sieht laut Präsident Professor Steinbach einen künftigen Schwerpunkt in der KI-Forschung. Dazu kommt das in Potsdam angesiedelte Hasso-Plattner Institut, welches in der Kombination mit den weiteren Einrichtungen in der Lausitz hervorragende Ausgangspunkte bietet. Auch die Lage zwischen Berlin und Dresden mit mehreren Flughäfen und Autobahnanbindung sowie viel Platz für solch eine Fabrik spricht laut Ministerium für Brandenburg.
Bereits abgeschlossen sind die Verhandlungen mit chinesischen Behörden über den Bau der Gigafactory 3 nahe Shanghai. Tesla will an dem Standort in den kommenden Jahren über 5,5 Milliarden US-Dollar investieren und ab dem dritten Betriebsjahr 500.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Ähnliche Ausmaße dürfte auch das europäische Projekt haben. In der Gigafactory 1 in Clark, Nevada, USA, sind fast 6.000 Arbeiter beschäftigt. Weiterhin baut Tesla eine Ladeinfrastruktur in den Kreisen und Städten rund um die Fabrikanlage auf, damit die eigenen Fahrzeuge versorgt werden können.
Niederlausitz aktuell hatte bereits scherzhaft den 1.April 2016 genutzt, als es erste Gerüchte um eine europäische Niederlassung des Elektroautobauers gab und der Vorverkauf des Model 3 gestartet wurde, um einen möglichen Standort Cottbus/Lausitz ins Gespräch zu bringen. Vielleicht sind unsere Leser der Zeit voraus.