Die Brandenburger Wirtschaft sieht in der Digitalisierung eine der größten Herausforderungen für die Zukunft der Unternehmen. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage der drei Brandenburger Industrie- und Handelskammern. Etwa 1.000 Unternehmen der Branchen Industrie, Handel, Dienstleistungen und Bauwirtschaft hatten sich beteiligt. Um für die digitalen Herausforderungen gewappnet zu sein, erwarten sie eine stärkere Unterstützung durch Politik und Wirtschaftsförderung. Die Hauptgeschäftsführer der Brandenburger IHKs senden in diesen Tagen einen Brief an Albrecht Gerber, Wirtschaftsminister des Landes. Darin wird er aufgefordert, gemeinsam mit den Unternehmen den Prozess der Digitalisierung zu gestalten.
„Die deutsche Wirtschaft verliert den digitalen Anschluss, wenn beim bundesweiten Ausbau der digitalen Infrastruktur nicht der Turbo eingelegt wird. Dieser Verlust droht allen voran den ländlich geprägten Regionen in Brandenburg, solange der zeitgemäße Datenaustausch nicht überall gegeben ist. Schließlich wünschen sich fast 60 Prozent der befragten Brandenburger Unternehmen schnelles und leistungsfähiges Internet, um die Digitalisierung weiterer Prozesse im Betrieb voranzutreiben“, macht Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg, deutlich.
Dreiviertel aller Unternehmer wissen, dass die Digitalisierung im täglichen Geschäft künftig eine große Rolle spielen wird. Vorteile werden in einer besseren Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Rund 67 Prozent würden mit Hilfe IT-gesteuerter Prozesse schneller auf Kundenanforderungen reagieren können. Auch die folgenden Kategorien haben eine große Bedeutung: Neukundengewinnung (30 Prozent), intelligente Verknüpfung von Produkt und Dienstleistungen (36 Prozent) und Entwicklung intelligenter Vertriebskonzepte (20 Prozent).
Doch mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht die IT-Sicherheit als größtes Hemmnis für die Umsetzung von IT-Projekten an: Mit zunehmendem Grad der Digitalisierung steigen auch die Anforderungen an die Systeme. Für 35 Prozent der befragten Unternehmen stellen begrenzte zeitliche Ressourcen und fehlende Mitarbeiter zudem ein großes Problem dar. Etwa 24 Prozent beklagen das Fehlen digitaler Standards.
„Die Firmen müssen genau wissen, was sie wollen: Es geht nicht um jeden Hype, sondern darum, von wichtigen Trends und Entwicklungen zu profitieren. Denn wenn praktikable Lösungen für betriebliche Prozesse winken oder gar neue digitale Geschäftsmodelle, Produkte oder vermarktungsfähige Dienstleistungen – dann ist das echter Fortschritt. Die Unternehmen sollten hierzu Rat und Hilfe der IHK in Anspruch nehmen. Schließlich besteht für mehr als ein Viertel der Betriebe laut der Umfrage hoher Aufklärungsbedarf zum wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung“, bietet Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, an.
Die Umfrage zeige klar, dass Seminare und Workshops (30 Prozent) zu Digitalisierungsthemen weit oben auf der Wunschliste der Unternehmerinnen und Unternehmer stehen. Es folgen der Bedarf an Beratung und Fördermitteln (29 Prozent), Informationen zu potenziellen Anbietern (26 Prozent), intensiver Erfahrungsaustausch mit Unternehmen (26 Prozent) sowie Best-Practice-Beispiele (27 Prozent).
„Auf den gewünschten Unterstützungsbedarf der Unternehmen haben die IHKs mit den eBusiness-Lotsen bereits vor Jahren reagiert und vielfältige Veranstaltungen, praxisnahe Hilfestellungen und Handlungsempfehlungen gegeben sowie Netzwerke vorangetrieben. Mehr als 76 Prozent der Wirtschaftstreibenden kennen unsere Leistungen in diesem Bereich und nehmen diese wahr. Darauf sollte das Land Brandenburg noch stärker bauen. Die Unternehmen müssen sich – gerade mit Blick auf den Strukturwandel – der Situation noch konsequenter stellen. Andererseits dürfen sie angesichts der komplexen Herausforderungen nicht allein gelassen werden. Doch die IHKs können dies nicht allein bewältigen. Damit Unternehmen Anforderungen zielgerecht umsetzen und entstehende Chancen nutzen können, ist auch eine umfängliche Unterstützung von Politik und Wirtschaftsförderung durch fachkundige Beratungen und ein gezieltes Förderprogramm notwendig“, erklärt Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus.
pm/red
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