Unternehmen auf Expansionskurs erfahren seit einem Jahr Unterstützung durch den Südbrandenburger „Russian Desk“. Dieser ist für deutsche und russische Unternehmen zuständig, die im Ausland wachsen möchten. Das gab die IHK Cottbus bekannt und machte deutlich, dass bis zu 60 Prozent der bereits in Russland aktiven Unternehmen ihr Geschäft weiter ausbauen wollen. Ziel ist es, südbrandenburgisch-russische Wirtschaftsbeziehungen zu intensivieren und Export- und Import- sowie Investitionstätigkeiten zu befördern. Informationen finden Interessierte auf der Homepage der IHK Cottbus.
Die IHK Cottbus teilte dazu mit:
Südbrandenburger Unternehmen zieht es nach Russland. Dies geht aus einer IHK-Umfrage aus dem Jahr 2019 hervor: 60 Prozent der bereits in Russland aktiven Unternehmen gaben an, ihr dortiges Geschäft weiter ausbauen zu wollen. 83 Prozent der noch nicht aktiven Unternehmen erklärten, den Markt zu beobachten bzw. ihren Einstieg vorzubereiten. Doch die politische Realität sieht anders aus. Der Markteintritt ist aufgrund der angespannten politischen Situation und durch die seit 2014 bestehenden Sanktionen in den letzten Jahren schwieriger geworden. Handelsbeziehungen sind stark rückläufig. Betroffen sind vor allem die Bereiche Landwirtschaft und Bergbau, verarbeitendes Gewerbe sowie Logistik und Dienstleistungen. Wen verwundert es da, dass sich 88 Prozent der Betriebe eine individuelle Unterstützung bei der Geschäftspartnersuche wünschen?
35 deutsch-russische Unternehmensanfragen im ersten Jahr
Genau hier setzt der „Russian Desk“ an mit dem Ziel, südbrandenburgisch-russische Wirtschaftsbeziehungen zu intensivieren, Export- und Import- sowie Investitionstätigkeiten zu befördern. Das Fazit nach dem ersten Jahr ist positiv: „Trotz der Corona-Pandemie haben wir im letzten Jahr mit unserer Außenstelle – in der Außenhandelskammer Moskau – 35 deutsch-russische Unternehmensanfragen bearbeitet. Dabei ging es um die Vermittlung von Kooperationspartnern, Lieferanten und neuen Vertriebspartnern“, erläutert IHK-Projektkoordinatorin Nataliia Ruda die Netzwerkarbeit. „Anfragen nehmen zu, auch Standortberatungen“, bilanziert Marina Kalintseva, Repräsentantin der Region Südbrandenburg in der Moskauer Außenhandelskammer.
Senftenberger Unternehmen entdeckt den russischen Markt
Ein Unternehmen, welches mit Unterstützung des Russian Desk inzwischen in Russland Geschäfte macht, ist die Industrie-Hydraulik Vogel & Partner GmbH in Senftenberg. Das Unternehmen entwickelt, repariert und sorgt für die Instandhaltung von Maschinen in den Bereichen Hydraulik, Druckluft und Schmiertechnik. Bisher konzentrierte sich Vogel & Partner auf Brandenburg, Berlin und Sachsen, nun investiert es in das Russlandgeschäft. „Wir wollen nicht mehr nur unsere Beratungskompetenz anbieten, sondern unsere gesamte Technik“, so das Ziel des Geschäftsführers Matthias Vogel, der inzwischen bereits verschiedene Bauteile nach Russland liefert. Vogel ist froh, am intensiven Vernetzungsgrad des Russian Desk partizipieren zu können. Neben der IHK Cottbus zählen zu den Netzwerkpartnern die Stadt Guben, die Wirtschaftsförderungs- und Projektsteuerungsgesellschaft ASG Spremberg GmbH, die CIT GmbH Wirtschaftsförderung für den Landkreis Spree-Neiße und die Entwicklungsgesellschaft Cottbus mbH.
Online-Dialoge und Kooperationsbörsen ersetzen aktuell Besuche
Mit der AHK Moskau wird Unternehmen eine qualifizierte Datenbank mit Angeboten, Gesuchen und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit angeboten. Speziell für den Bereich Bergbau, Maschinen und Anlagen sowie Ansiedlungsbedingungen wurden zuletzt mit Unternehmen der russischen Bergbauregion Kuzbass und hiesigen Unternehmen aus dem IHK-Netzwerk „MinGenTec“ der brandenburgisch-sächsischen Bergbau-, Kraftwerks- und Sanierungsbranche Kooperationen ausgelotet. Nataliia Ruda ist bestrebt, den Dialog mit dem russischen Ministerium für Industrie- und Handel im Bereich Bergbau und Maschinenbau zu intensivieren. Eine entsprechende Online-Unternehmensreise nach Westsibirien sowie eine Kooperationsvereinbarung zwischen der BTU Cottbus-Senftenberg und der T.F. Gorbachev Kuzbass State Technical University sind in der Vorbereitung bzw. in der Endabstimmung.
Drohnen für den Schwertransport aus Cottbus
Doch auch für russische Unternehmen, die „Starthilfe“ benötigen, um in Südbrandenburg aktiv zu werden, ist der Russian Desk da: So etwa für das russische Startup VIRA GmbH, das den Technologie- und Industriepark Cottbus nicht ohne Grund für sich als Firmenstandort gewählt hat: „Die Lage ist perfekt, Cottbus befindet sich nahe der Hauptstadt und zum Flughafen Neuhausen, auf dem wir unsere Tests außerhalb dicht besiedelter Gebiete durchführen können“, sagt Geschäftsführer Valeriy Gorshkov. Sein Unternehmen entwickelt Frachtdrohnen für den Schwertransport. „Unsere Flugplattformen sind für die Beförderung von bis zu einer Tonne Nutzlast auf 500 km Luftweg ausgelegt und können bis zu vier Stunden arbeiten ohne tanken zu müssen – ein Vorteil gegenüber Wettbewerbern“, so Gorshkov. Ihr Einsatz sei für verschiedene Wirtschaftszweige interessant, in Deutschland liege der Fokus auf der Logistikbranche und dem Einsatz in der Warenlieferung. In Südbrandenburg sucht er jetzt Partner für die Motorentwicklung und auch im Bereich Wasserstoff. „Die Entwicklungsgesellschaft Cottbus mbH und die IHK haben mich bei der Ansiedlung und beim Antrag auf das Geschäftsvisum gut unterstützt. Aber auch bei der Kooperationsanbahnung mit regionalen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen oder der Präsentation auf internationalen Firmengemeinschaftsmesseständen greife ich auf das Netzwerk zurück“, ergänzt Gorshkov.
Zahlen und Fakten
Eine IHK-Studie aus dem Jahr 2020 beleuchtet die Kosten der Russland-Sanktionen. Ein Ergebnis daraus: ostdeutsche Unternehmen sind von den Sanktionen besonders betroffen. Die Ausfuhren von Brandenburg nach Russland betrugen 260 Millionen Euro im Jahr 2019 (2014: 266 Millionen Euro), bei den Einfuhren von Russland nach Brandenburg liegt die Zahl bei 3,806 Milliarden Euro (2014: 6,068 Milliarden Euro).
Weitere Informationen erteilt Nataliia Ruda, Projektkoordinatorin „Russian Desk“, Telefon: 0355 365 1312, E-Mail: [email protected].
www.cottbus.ihk.de/suedbrandenburger-buero-in-der-ahk-moskau.html
Red. / Presseinfo
Bild: IHK Cottbus