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NIEDERLAUSITZ aktuell

Die Auswirkungen von Perestroika und Glasnost auf die Sorben/Wenden

20:54 Uhr | 17. November 2009
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Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

Vortrag des Vorsitzenden der Maśica Serbska Dr. Peter Schurmann.
Cesćone cłonki Domowiny a Maœice, cesćone gósći! Wjaselim se, až jo zajm za našo zarědowanje tak wjeliki. Wósebnje se wjaselim, až su wukniki DSG pśišli – pśisamem ceły ducent.
Die DDR hat sich in den 40 Jahren ihres Bestehens nicht – schon gar nicht für sich allein – als monolithischer Block erwiesen, der in seiner Struktur festgefügt, ohne Einbuchtungen und Risse gewesen war. Es gab Veränderungen, Krisen und punktuelle Umbrüche, nicht zuletzt auch in der Nationalitätenpolitik, oder wie wir heute sagen Minderheitenpolitik.
Auch in der letzten Dekade der Existenz der DDR gab es Bewegungen. Sie mögen heute unbedeutend erscheinen, gerade weil der ostdeutsche Staat mit seinem alternativen Gesellschaftsmodell zur damaligen BRD, das ungeachtet der Umsetzung durchaus gerechtfertigt war, wenig später scheiterte. Ich will hier nicht von Reformen sprechen, sondern eher von mehr oder weniger zaghaften Neuansätzen innerhalb des Systems!
Eine entscheidende politische Rahmenbedingung bildeten die Veränderungen in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow ab März 1985, die unter den Begriffen „Glasnost“ (Offenheit) und „Perestroika“ (Umbau/Umstrukturierung) zu subsummieren sind. Damit kam deutlich mehr Bewegung in die sogenannten Ostblockstaaten, darunter auch die DDR. Sowjetische Historiker wie Koslow forderten, die Gesellschaft von allen Entstellungen zu befreien und nichts mehr zu verschweigen. Ihm ging es nicht nur um neue Wertungen, sondern „vor allem um ein qualitativ neues Niveau des historischen Denkens bei den Fachhistorikern und den Massen“. Insofern wurde nicht nur eine tiefe Umwälzung in den Geschichtswissenschaften, sondern in der gesamten Gesellschaft propagiert.
Die Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben und das Verhältnis der Domowina zur sorbischen evangelischen sowie katholischen Kirche
Vor, aber auch nach 1961 gab es immer wieder Phasen, in denen nach Ansicht führender Vertreter der Domowina die „staatliche Nationalitätenpolitik“ stagnierte. Im Jahr des Mauerbaus hatten die Sorben erreicht, dass die Minderheitenpolitik auch auf staatlicher Ebene auf eine solide Grundlage gestellt wurde. Doch Kritik an einer zuvor auf deutsch-sorbische Zweisprachigkeit ausgerichteten Politik, die Ende der 50er Jahre auf Druck der SED zurückgenommen wurde, blieben. Dies betraf u. a. die zweisprachige Beschilderung. Fortschritte zeigten hier sich erst wieder ab Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre. Eine neue Qualität wegen des komplexen Herangehens an sorbische Sprache und Kultur bedeutete das Wendische Viertel in Cottbus, wofür 1984 der Grundstein gelegt wurde.
Grundsätzliche Veränderungen, etwa im Bildungs- und Schulwesen, gab es allerdings nicht, wenngleich die Beteiligung am Sorbischunterricht (SU) seit Ende der 60er Jahre wieder stetig anwuchs. Bemängelt wurde noch Mitte der 80er Jahre die geringe Effektivität des sogenannten B-Unterrichts, d.h. des Sprachunterrichts für Schüler ohne muttersprachliche Sorbischkenntnisse. Deshalb sollten z. B. verstärkt Schüler an die SEOS Cottbus delegiert werden, die bereits zuvor am SU teilgenommen hatten. Des Weiteren wurde die mangelhafte Belegung von Sprachlehrgängen an den beiden Zentralen Sorbischen Sprachschulen in Milkel und Dissenchen für die Bezirke Dresden und Cottbus kritisiert, obwohl am letzteren Standort mit den Angebot von Polnisch-Kursen seit dem Ende der 70er Jahre auf Probleme bei der Auslastung reagiert worden war. Darüber hinaus wurde eine „sachgemäße und unverfälschte Pflege der Sitten und Bräuche“ gefordert, was darauf hinwies, dass auch hierbei Mängel zu überwinden waren.
Probleme gab es über die gesamte DDR-Zeit auch hinsichtlich der Akzeptanz der Domowina nicht nur in der deutschen Mehrheitsbevölkerung, sondern auch in den eigenen Reihen. Sie erfüllte wie alle anderen Massenorganisationen auch die Funktion als „Transmissionsriemen der SED“ und bekannte sich als „sozialistische nationale Organisation“ der Sorben. Die Domowina hatte ihre Mitgliederzahl seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich von etwa 7.000 auf über 14.500 Ende 1988 erhöhen können. Der 1. Sekretär der Domowina war daraufhin der Meinung, dass die Lage der Interessenvertretung der Sorben „noch nie zuvor derart stabil gewesen“ sei. Als ein Defizit wurde jedoch hervorgehoben, dass angesichts der Zahl von rund 100.000 Sorben nur etwa 15 % in der Domowina organisiert waren. Vor allem katholische und evangelische Sorben fühlten sich nicht durch den Bund Lausitzer Sorben vertreten, und arbeiteten deshalb vielerorts auch nicht in den Ortsgruppen mit, obwohl diese flächendeckend im gesamten Siedlungsgebiet der Ober- und Niederlausitz und darüber hinaus in den Städten Berlin und Dresden existierten. Als weiteres Problem wurde offengelegt, dass der prozentuale Anteil der Abgeordneten sorbischer Nationalität, die Mitglieder der Domowina waren, durchschnittlich bei 50 Prozent lag. Dieser war zudem regional sehr unterschiedlich.
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens führte die Domowina am 18. September 1987 eine Konferenz durch, auf der sich Fachleute und Funktionäre gleichermaßen zu deren Entwicklung äußerten. Der Vertreter der Domowina-Führung bestätigte, dass die Domowina ihrem Charakter nach weiterhin als „sozialistische nationale Organisation“ gelte, die die vorrangige Aufgabe habe, „die politischen und ökonomischen Anforderungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR zu erfüllen und ihre Mitglieder für die Ziele einer sozialistischen Gesellschaft zu gewinnen“. Aufgegriffen wurde die auf dem XI. Bundeskongress einige Monate zuvor erstmals nach 1950 getroffene Aussage, dass in der Domowina alle Sorben ihren Platz hätten, „ob Arbeiter, Genossenschaftsbauer, Angehöriger der Intelligenz oder auf anderen Gebieten Tätiger, ob sorbischer Pionier oder schon älterer Sorbe, ob Sorbe in Cottbus oder in Kamenz, ob Sorbe evangelischen oder katholischen Glaubensbekenntnisses ebenso wie Atheisten. Die Domowina war, ist und bleibt die Helferin des sorbischen Volkes“.
Dennoch plädierte deren 1. Sekretär für einen Neuansatz, indem er darauf verwies, sich unmissverständlich auch zu den vor allem kirchlich gebundenen Sorben zu positionieren, die nicht Mitglieder der Domowina waren. „Katholische und evangelische Gläubige und Geistliche haben die Geschichte der Domowina mitgeschrieben und schreiben diese weiter mit ihren Wirken für unsere Republik wie auch für das Sorbentum fort.“ Zugleich machte er deutlich, dass die Sorbenvertretung unter dem Einfluss von Perestroika und Glasnost mehr denn je daran gemessen werde, inwieweit sie sich tatsächlich für alle Sorben öffne. Mit dieser Auffassung stand er allerdings im Kreise der anderen vier höchsten Funktionäre der Domowina allein.
Eine in der Entwicklung der Domowina in der DDR bleibende Zäsur stellte der Besuch einer 40-köpfigen Delegation bei Erich Honecker am 8. Oktober 1987 in Berlin dar. Dies war an sich schon bemerkenswert, da zuletzt Wilhelm Pieck als erster Präsident der DDR die Sorben anlässlich ihren ersten großen „Sorbentreffen“ nach Kriegsende im Sommer 1950 in Bautzen besucht hatte. Honecker bezeichnete hier die Domowina erstmals lediglich als eine „nationale Organisation“. Nur wenige Tage später, zu den Feierlichkeiten anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Domowina, nannte auch Jurij Grós die Domowina ebenfalls eine „nationale Organisation“, und nicht mehr „sozialistische nationale Organisation“. Beides rief Verwunderung hervor. Auch kritische Worte waren zu hören, ob denn „sozialistisch“ nicht mehr gelte.
Bereits im Vorfeld des Treffens in Berlin hatte sich die Domowina-Führung auch auf Druck von unten dazu durchgerungen, außerdem Vertreter der katholischen wie evangelischen Sorben zu ihrem Jubiläum einzuladen. Während erstere immerhin Ende September eine Stellungnahme veröffentlichten, beteiligten sich letztere auch an der Festveranstaltung am 13. Oktober 1987 in Hoyerswerda, dem Gründungsort 1912. Vielmehr jedoch war bemerkenswert, wie beide auf das Angebot und insbesondere auf den neuen Duktus in deren Veröffentlichungen der Domowina reagierten.
So hieß es u.a. seitens der sorbischen katholischen Vereinigung St. Cyrill und Methodius: „Die jetzige Leitung der Domowina setzt sich erneut stärker für das Sein und die Zukunft der sorbischen Sprache und des sorbischen Bewusstseins ein.“
Auch die sorbische evangelisch-lutherische Superintendentur in Bautzen meldete sich per Grußschreiben genau zum Zeitpunkt des Jubiläums am 13. Oktober 1987 zu Wort: „Im Geiste der Begründung der Domowina sollten wir um die Einheit unseres Volkes, um die Überwindung dessen, was die Gemeinsamkeiten hemmt, bemüht sein. Wir wünschen der Domowina, dass sie alle ihre Kräfte für das Sein der Sorben und die Entwicklung ihrer Kultur einsetzt […] und die geistige Heimat aller Sorben sein möge.“
Dies bedeutete eine Annäherung. Konnte aber auch ein Durchbruch in den Beziehungen erzielt werden? Waren die Voraussetzungen für die Aufnahme des seit der 2. Hälfte der 1950er Jahre unterbrochenen Kontakts mit führenden sorbischen Kirchenvertretern erfüllt, wenn die Führung die Domowina lediglich noch als „nationale Organisation“ bezeichnete?
Im Februar 1988 begann die Domowina die Gespräche sowohl mit der katholischen Vereinigung Cyrill und Methodius als auch mit Vertretern der Sorbischen evangelisch-lutherischen Superintendentur Bautzen. Ausgangspunkt bildete die „gemeinsame Sorge über das Sein und die Zukunft des sorbischen Volkes“. Trotz aller weltanschaulichen Unterschiede und politischen Vorbehalte waren alle Seiten bemüht, das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.
Die Ergebnisse der Gespräche, die sich über mehrere Monate hinzogen und eben nicht ergebnislos abgebrochen wurden, waren beachtlich: Der Umfang der beiden religiösen Monatszeitschriften „Katolski Posoł“ (Katholischer Bote) und „Pomhaj Boh“ (Gott hilf), die seit Anfang der 1950er Jahre wieder erschienen, wurde erweitert. Der evangelischen Zeitschrift wurden von nun an auch Artikel in niedersorbischer Sprache als „Pomogaj Bog“ beigefügt. Darüber hinaus wurden erstmals sorbischsprachige religiöse Rundfunksendungen in beiden Sprachen eingeführt. Hierbei handelte es sich um einen gravierenden Einschnitt, dem „eine langfristige Änderung des Sendeschemas” vorausgegangen war.
Die Annäherung und zeitweilige Zusammenarbeit unter den Sorben unterschiedlicher politischer und religiöser Couleur führte nicht dazu, dass die Mitgliederzahlen der Domowina seit Anfang 1989 weiter anstiegen. Sie waren dagegen sogar rückläufig, und das nicht erst gegen Ende des Jahres 1989, sondern bereits Monate davor! Die Ursache lag hauptsächlich darin begründet, dass sich die Domowina vor dem Herbst 1989 keineswegs von ihrer Hauptaufgabe der „politisch-ideologischen Arbeit für die Stärkung des Sozialismus in der DDR“ verabschiedete und sich ebenso wenig vom Einfluss der SED löste. Das ließ das DDR-System auch nicht zu! Noch im September 1989 forderte der 1. Sekretär, die Domowina im diesem Sinne ideologisch weiter zu festigen.
Gleichwohl hatten sich neue Akzentuierungen verfestigt. So hielt die Domowina-Führung unbeirrt daran fest, die sorbische Spracherhaltung und -pflege als Schwerpunkt zu intensivieren und das nationale Bekenntnis zum Sorbentum zu fördern. Bedeutsam war die Feststellung, dass es zum Dialog mit sorbischen Kirchenvertretern keine Alternative gegeben habe.
Auf ihrem Außerordentlichen Bundeskongress im März 1990 änderte die Domowina ihre Satzungen. Sie befreite sich aus der ideologischen Abhängigkeit einer Partei und sah sich fortan als „unabhängige und selbständige nationale Organisation des sorbischen Volkes.“
Dr. Peter Schurmann
Der Vortrag wurde gehalten am 5. November 2009 im Wendischen Haus in Cottbus im Rahmen eines Themenabends „Die Wenden und die Wende. Dolnoserby w casu pśewrośenja“ aus Anlass des 20. Jahrestags der Mauerfalls. Die Cottbusser Ortsgruppe der Domowina und der wendische wissenschaftliche Verein Maśica Serbska waren die Veranstalter.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der niedersorbischen Zeitung “Nowy Casnik” erschienen.
Nowy Casnik – Zum Artikel, der auch noch eine Chronologie zum Erwerb des Wendischen Hauses enthält.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung
Nowy Casnik
Straße der Jugend 54
03050 Cottbus

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