Die Sonne brannte und dennoch strömten tausende Menschen in den Branitzer Park. Fahrräder säumten die Eingänge und Wege, zusätzliche Parkplätze für Autos waren geschaffen worden. All das weil das Staatstheater Cottbus seine alljährliche Spielplanpräsentation im Branitzer Park abhielt. Das Wetter entschädigte für das vergangene Jahr, als Regen die Protagonisten zu einer Verschiebung zwang. Vierzehn verschiedene Punkte konnten abgelaufen werden, alle Sparten zeigten verschiedene Darbietungen der kommenden Spielzeit. Insgesamt plant das Staatstheater Cottbus sechszehn Premieren, acht philharmonische Konzerte, kammermusikalische Tätigkeiten und Sonderkonzerte. Aber etwas war dennoch besonders heute. Pücklers Geist rief, denn nach drei Jahren wurde die Seepyramide, in der der Fürst begraben ist, feierlich übergeben.
Mit genetisch nachgezüchtetem Orginalwein bepflanzt, dem “Weg” um die Pyramide und wieder in Form gebrachten Ecken und Kanten lag sie bis kurz vor 18 Uhr verborgen unter 1.600 m² weißen Kunststoffbahnen. Das Abschlusskonzert des Orchesters, das normalerweise am Schloss stattfindet wurde zur Pyramide verlegt. Bereits über eine Stunde vor dem offiziellen Beginn um 17 Uhr suchten sich Neugierige schattige Plätzchen rings um den Tumulus (Seepyramide). Das war ein Schauspiel für sich und man fühlte sich an Pauschalurlaube mit Liegenbesetzungen erinnert. Die durch das Staatstheater sorgsam aufgestellten Bänke vor der Orchesterbühne wurden kreuz und quer über den Platz getragen, meist in schattigere Bereiche, enger zusammen, näher an die Bühne oder unter die nahen Bäume. Da war es vorbei mit der Gemütlichkeit und die Techniker des Staatstheaters mussten hilflos zusehen.
Vor der Landpyramide entstand eine Naturtribüne, die bis zum Konzertbeginn vom Wasser bis an den Rand der Pyramide reichte. Überall Menschen, die an diesem tollen Sommertag auf die Enthüllung warteten. So spürten auch die drei Redner Oberbürgermeister der Stadt Cottbus Holger Kelch, Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters und Ministerpräsident des Landes Brandenburg Dietmar Woidke, die wachsende Unruhe unter den Gästen. Nicht zwingend wegen des Inhalts des Gesagten, alle hatten Worte des Lobes und der Wertschätzung gegenüber den Köpfen und Firmen die die Restaurierung der Seepyramide möglich gemacht hatten und dem Parkensemble selbst sowie seines Erbauers des Fürsten Pückler übrig, doch die Hitze zerrte am Durchhaltevermögen. Mit Giuseppe Verdis Triumphmarsch aus AIDA war es soweit. Aus weißen Planen entfaltete sich die grüne Pracht der 13 Meter hohen Pyramide, die im Herbst wieder die Flammen lodern lassen kann (der Wein an den Hängen verfärbt sich rot). Insgesamt kostete die Baumaßnahme 1,3 Millionen Euro, wobei die Pyramide allein 400.000 Euro ausmachte und die restlichen Mittel in die Umfeldgestaltung flossen.
Fotos: Benjamin Andriske