Mit internationalen Gästen hat die Stadt Finsterwalde am 21. April der Befreiung vom Hitlerfaschismus und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren gedacht. Am Sowjetischen Ehrenfriedhof, wo 76 russische Soldaten der 13. Gardepanzerarmee ihre letzte Ruhestätte fanden, haben der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Finsterwalde, Frank Zimmermann, der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Andreas Holfeld, der erste Botschaftssekretär der russischen Botschaft, Wladimir Kukin, Staatssekretär Martin Gorholt, der Beigeordnete im Landkreis Elbe-Elster, Peter Hans, sowie der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Montataire, Jean-Pierre Bosino, Kränze niedergelegt. Schüler der Oberschule Finsterwalde gedachten der Opfer mit Rosen.
Frank Zimmermann erinnerte: „Unendliches Leid hat diese barbarische Diktatur in ihrem Größenwahn über die ganze Welt gebracht. Das darf niemals wieder passieren. Unser heutiges Gedenken am Ehrenfriedhof für die gefallenen Sowjetsoldaten der 13. Gardepanzerarmee schließt ein Gedenken an alle Menschen ein, die im Bombenhagel, in den Schützengräben, im Widerstand oder in den Arbeits- und Konzentrationslagern ihr Leben lassen mussten. Wir vergessen nicht, dass die Sowjetvölker mit mehr als 27 Millionen Kriegstoten eines der größten Opfer bringen mussten.“ Staatssekretär Martin Gorholt erinnerte an die in diesen Tagen begangenen Gedenkfeiern zur Befreiung der Konzentrationslager in Ravensbrück und Sachsenhausen: „Besonders Brandenburg erlebte in den letzten Wochen viele Erinnerungstage rund um den Tag der Befreiung. Wir haben dabei aber an alle Toten gedacht, die das nationalsozialistische Terrorregime hinterlassen hat“. Für ihn waren die Zeit von 1939 bis 1945 nicht nur Kriegsjahre. Sie waren ein Vernichtungsfeldzug, der die Ausrottung von Millionen Menschen vorsah, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Ausdrücklich bedankte er sich für die vielfältige Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in der Stadt Finsterwalde. Sein Dank richtete sich an das Sänger- und Kaufmannsmuseum, in dem unter der Leitung von Dr. Rainer Ernst verschiedene Projekte initiiert wurden, z. B. mit der jüdischen Schriftstellerin Inge Deutschkron. Er erwähnte auch das Sängerstadt-Gymnasium, an dem regelmäßig Geschichtsprojekte die Kriegs- und Nachkriegszeit im Fokus haben.
Wladimir Kukin, erster Botschaftssekretär im Konsulat der russischen Föderation, erinnerte insbesondere an die auf dem Ehrenfriedhof ruhenden russischen Soldaten: „Sie fanden in Finsterwalde ihren Tod. Damals, im April 1945, also wenige Tage vor dem ersehnten Frieden, träumten sie schon von Heimkehr, doch sie sollten für immer hier bleiben“. Er sagte aber auch, die aufgebaute Erinnerungskultur in Brandenburg, an all das Entsetzliche was im Zweiten Weltkrieg passiert ist, erachtet man in Russland als vorbildlich.
Jean-Pierre Bosino, Bürgermeister der französischen Partnerstadt Montataire, äußert sich zur französischen Beteiligung. „Frankreichs Regierung kollaborierte mit den Nazibesatzern und war eifriger Unterstützer dieses Systems. Für uns ist es eine besondere Ehre, gemeinsam mit unseren deutschen Freunden zu mahnen und der vielen Kriegsopfer zu gedenken“, sagte er. Der erste Beigeordnete des Landkreises Elbe-Elster, Peter Hans, sagte: „Brandenburg, auch der Landkreis Elbe-Elster, nimmt seine Verantwortung für das vor mehr als 70 Jahren Geschehene an. Das schließt auch die Verpflichtung ein, die sowjetischen Gräber und Gedenkstätten zu pflegen und zu erhalten, die an viele Tausende sowjetischer Soldaten erinnern, die den Kampf um die Befreiung Deutschlands vom Faschismus mit ihrem Leben bezahlt haben und nun in deutscher Erde ruhen. Die Gräber der Kriegstoten, die Gedenkstätten für die Opfer des Krieges bleiben für uns auch heute, nach 70 Jahren Ende des 2. Weltkriegs, unverzichtbar als Orte der Erinnerung. Sie laden auch im 21. Jahrhundert alte und junge Menschen zum Nachdenken ein. Wir sollten die Kriegsgräber als Warnsignale wahrnehmen. Sie erinnern uns daran, beharrlich Wege der Verständigung und der Versöhnung zwischen den Menschen unserer Völker zu suchen und gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben der Völker in Europa zu wirken“.
Die Stadt Finsterwalde hatte zur feierlichen Kranzniederlegung am Sowjetischen Ehrenfriedhof eingeladen. Der Einladung sind Abgeordnete der Stadt Finsterwalde und der Partnerstadt Montataire, Dr. Rainer Ernst, Leiter des Sänger- und Kaufmannsmuseums in Finsterwalde, Pfarrer Markus Herrbruck von der evangelischen Kirchengemeinde, Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, Vertreter der Feuerwehr in Montataire, Vertreter der Seniorenverbände sowie Schüler der Oberschule in Finsterwalde mit Direktorin Cornelia Warsönke gefolgt.
Kranzniederlegung Kukin: Der 1. Botschaftssekretär der Botschaft der Russischen Föderation in Deutschland, Wladimir Kukin, (rechts) bei der Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenfriedhof.
Titelbild: Kranzniederlegung_Zimmermann_Holfeld: Stellvertretender Bürgermeister Frank Zimmermann und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Holfeld bei der Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenfriedhof.
Quelle & Fotos: Stadt Finsterwalde