Heutzutage spricht man über ein angebliches Recht den Zeitpunkt seines Todes selbst zu bestimmen, über Sterbehilfe und über die Pflege alter Menschen in Pflegeheimen und wie diese finanziert werden soll sowie über ein würdevolles Sterben. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, wenn sich Eheleute, wie in William Pelliers Stück „wir waren“ ihr Sterben selbst zu organisieren. Im Theater Neue Bühne Senftenberg wurde diese Tragikomödie von Karl H. Gündel inszeniert. Gemeinsam mit Schauspielern Sybille Böversen und Heinz Klevenow gelingt es ihm wunderbare eindrückliche Menschenbilder auf die Bühne zu stellen. Das ältere Ehepaar, das den Selbstmord plant ist Paar wie es viele gibt. Sie haben eigentlich mehr oder weniger gut zusammengelebt. Sie haben keine Kinder, aber einen Pudel, der der Inhalt ihres Lebens ist. Sie haben ein Einfamilienhaus mit einem blühenden Garten. Die Frau ist eine perfekte Hausfrau und der Mann ein Meister beim Lösen von Kreuzworträtseln, Kontakte zu den Nachbarn gibt es nicht, weil diese laut frech oder Ausländer sind. Auch in der Bungalowsiedlung, in der sie Urlaub verbringen, ist es nicht besser. Die Nachbarskinder sind laut, der Pool ist dreckig. Alles in allen sie sind keine glückliche perfekte Lebensgemeinschaft. Aber wenigsten der Suizid soll perfekt sein. Es gibt eine Videoaufzeichnung der letzten Worte. Eine Leitplanke an der Straße wird demontiert, damit das Auto in eine todbringende Tiefe stürzen kann. Aber der Plan geht nicht auf. Am Ende sind beide im Pflegeheim. Es rührend mit anzusehen wie der Mann versucht dort eine angenehme Situation für die Frau zu schaffen. Sie wollten den perfekten schönen Tod, aber den gibt es nicht. Sybille Böversen und Heinz Klevenow spielen die Frau und den Mann mit großer Wahrhaftigkeit, Die Charaktere sind differenziert gestaltet. Man kann weinen und lachen und Schlussfolgerungen für das eigene Leben ziehen. Das Premierenpublikum jubelte den Darstellern zu.
Nächste Vorstellung am 19. Februar.
Foto: Steffen Rasche