Seit dem 28. März 2014 zeigt das Brandenburgische Textilmuseum Forst (Lausitz) eine neue Sonderausstellung. „Abgestaubt!“ – so der etwas zweideutige Titel. Es handelt sich hier eher um eine Depotausstellung als um eine thematische Ausstellung. Abgestaubt wurden verschiedenste Nähmaschinen von der guten alten Singer bis zur elektrischen Veritas, schwerste kohlebeheizte Bügeleisen bis zum elektrischen Reisebügeleisen. Auch verschiedene Radio-, Tonband- und Fernsehgeräte rufen Erinnerungen wach. Orden und Abzeichen zeigen nur eine kleine Auswahl aus der umfangreichen Museumssammlung. – Alles Sammlungsstücke aus 115 Jahren Forster Museum, dessen Geschichte wie die der meisten Regional- und Heimatmuseen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann.
Seinen Anfang nahm es mit der Gründung des „Vereins für die Geschichte der Stadt Forst i. L.“ im Jahr 1898 – entstanden aus dem gewachsenen Interesse der Bürger für eine systematische heimatgeschichtliche Forschung. Bereits bei seiner Gründung konnte der Verein 28 Mitglieder zählen. Die vom ihm zusammengetragenen historischen Gegenstände sollten ihren Platz vorerst in einem nicht näher beschriebenen „Zimmer“ finden. Damit war die Idee eines Stadtmuseums geboren.
Schon wenige Monate nach der Gründung des Vereins wurde am 11. Juni 1899 im alten Schloss in der Kirchstraße die erste Ausstellung eröffnet. Diese war jeden Sonntag von 11 bis 13 Uhr geöffnet.
1930 wurde die Sammlung in das Alte Amt verlegt und damit ihre Bedeutung erheblich gesteigert. Nach Sichtung und Ordnung des Museumsguts wurden eine vorgeschichtliche und naturwissenschaftliche sowie eine kulturgeschichtliche Abteilung in vorerst neun Räumen eingerichtet.
Am 8. Mai 1932 fand die feierliche Eröffnung des Museums statt. 1942 hatte das Museum einen Sammlungsbestand von 4.700 verzeichneten Objekten.
Mit dem 2. Weltkrieg begann eine Odyssee des Forster Museums bzw. seiner Sammlung. Das Alte Amt wurde stark zerstört. Bereits vorher waren die Objekte weitgehend ausgelagert worden, als klar war, dass auch Forst umkämpft werden würde.
1946 wurden zwei Mitarbeiter für Archiv und Museum eingestellt. Eine ihrer Aufgaben bestand in der Rückholung der ausgelagerten Archiv- und Museumsbestände. Im September 1947 wurde über ein neu zu gründendes und in möglichst baldiger Zeit zu eröffnendes Heimatmuseum in der ehemaligen Luisenschule berichtet. Doch nur kurze Zeit später musste es schon wieder weichen.
Von da an konnten mindestens 9 Umzüge der Museumssammlung anhand von Aufzeichnungen bzw. Pressemitteilungen nachvollzogen werden. Für den Sammlungsbestand bedeutete dies nahezu eine Katastrophe, da sich unter den Domizilen kaum wirklich museumsgeeignete Räumlichkeiten befanden. Vieles wurde zerstört oder ging auf verschiedenste Weise verloren, nicht zuletzt die Dokumentation der Objekte, woher sie stammen, welche Geschichte sie haben.
Als es die politische Lage 1990 erlaubte, ließen Forster Bürger ihren Protest gegen den unzumutbaren Zustand des Museums laut werden. Mit dem Ziel der Bewahrung der historischen Identität ihrer Stadt sowie ihres sichtbaren Gedächtnisses gründeten sie 1991 den „Museumsverein der Stadt Forst (Lausitz) e.V.“.
Im selben Jahr beschlossen die Stadtverordneten, nicht zuletzt auf Initiative des Vereins, den Aufbau eines Textilmuseums unter Einbindung der stadtgeschichtlichen Sammlung sowie den verstärkten Schutz der zu dieser Zeit in den Dachgeschossräumen des Gymnasiums verwahrten noch vorhandenen Sammlung.
Nach dem 1995 das Textilmuseum eröffnet werden konnte, gibt es leider noch immer keine dauerhafte stadtgeschichtliche Ausstellung. Und immer wieder taucht die Frage auf, was sich denn hinter den Museumsmauern in der Sorauer Straße außerhalb der Ausstellungen noch so verbirgt. Um diese Frage ansatzweise zu beantworten, zeigt das Museum diesmal keine thematische Ausstellung. Stattdessen haben die Mitarbeiter einfach einmal tiefer in die Regale gegriffen und Objekte ans Licht geholt, welche bisher selten oder noch gar nicht den Weg in eine Ausstellung gefunden haben.
Sollte sich jemand die Mühe machen und die ausgestellten Objekte zählen, wird er auf eine geschätzte Zahl von 500 kommen, was wiederum bedeutet, dass sich weitere 99 Prozent des Sammlungsbestandes dennoch im Depot befinden. Was aber grundsätzlich kein Problem ist, denn die wichtigste Aufgabe eines Museums ist neben der Ausstellung die Bewahrung und Erhaltung der materiellen Belege des Menschen und seiner Umwelt.
So haben also manche Ausstellungsstücke trotz zahlreicher Umzüge bereits zwei Weltkriege überstanden, andere wurden erst in den letzten zehn Jahren im Museum abgegeben.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 8. Juni 2014 von Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 17 Uhr und von Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr.
Quelle: Michaela Zuber