Was an der Ostsee die Störtebeker-Festspiele sind, sind in Burg (Spreewald) einmal im Jahr die Spreewälder Sagennächte an Pfingsten. Bereits zum fünften Mal zauberte das Sorbische National-Ensemble eine der sagenumwobenen Geschichten um den Wendenkönig auf den Burger Schlossberg. Den Mittelpunkt des Veranstaltungsortes bildet dabei der Bismarckturm, der durch spektakuläre Licht- & Lasereffekte in neuem Glanz erstrahlt. Abgerundet wird am Ende der Show das ganze Spektakel mit einem imposanten Feuerwerk.
Man muss die ersten fünf Folgen der Geschichte nicht unbedingt gesehen haben, um in der diesjährigen Handlung mitzukommen. Die beiden Lutkis Jolka und Jorko erläutern gleich zu Beginn des bisher verpassten Werdegangs – das hat ein bisschen was von TV-Serien unter dem Titel „was zuvor geschah…“.
Inhaltlich setzt das Werk direkt an das Geschehen von 2018 (die Hochzeit) an. Durch die Heirat von Oda mit dem polnischen Herzog Chrobry ist nun endlich Frieden in der Lausitz eingekehrt. Doch Angst verbreitet sich derzeit in der Bevölkerung – verschwinden doch immer mehr junge Mädchen auf wundersame Weise. Auch der Wendenkönig Juro muss diese Erfahrung machen – seine frisch angetraute Anka verschwindet ebenfalls und vor seinen Augen in der Hochzeitsnacht. Es ist die Zauberin Wurlawa, die sich dem jungen Blut bedient, um nicht nur Nachts wandeln zu können, sondern auch das Tageslicht erblicken kann.
Der Serbski Kral schwört Rache und wendet sich an die anderen alten Götter – die Mittagsfrau und die Kralowka, die Schlangenkönigin.
Sie raten dem Wendenkönig sich dem neuen christlichen Glauben anzuschließen, damit sein Volk ihn auch weiterhin als König akzeptiert. Gleichzeitig entziehen die beiden Wurlawa ihre Macht und lassen Sie als Mensch auf der Erde wandeln. Sie findet ebenfalls Unterkunft im neu erbauten Kloster – als Juro dies mitbekommt zweifelt er an einem Gott, der dem Bösen Gnade zuspricht.
Ein großes Kompliment muss man in diesem Jahr den Bühnenbildern aussprechen. Die Aufteilung der Bühne mit einer Brücke und der Verbindung zur Häuserzeile ist ihnen dieses Mal sehr gut gelungen und war im Vergleich zu den letzten Jahren mal eine Erfrischung aus dem sonst üblichen Bühnenbild. Wenn wir jedoch schon beim Vergleich aus dem letzten Jahr sind, so fehlte dem Stück in diesem Jahr der gewisse i-Punkt. Die Kurzweiligkeit aus dem letzten Jahr konnte nicht gehalten werden. So zogen sich manche Gesänge und Musiken minutenlang durch das Stück, dass teils die Gäste im Publikum sich durch persönliche Gespräche vom Geschehen ablenkten. Da konnte die hübsche Auflockerung durch traditionelle Tänze auch nicht mehr viel ausrichten, waren es doch im vergangenen Jahr die zeitgenössischen Tänze, die dem Spektakel zu einem neuen Anstrich verhalfen.
Dennoch war es aber wieder ein Ohren- und Augenschmaus vor der tollen Kulisse des Bismarckturms und ein Highlight für das Pfingstwochenende.
Wer das Open-Air-Spektakel noch einmal live erleben will, hat heute Abend noch einmal die Chance. Tickets sind noch an der Abendkasse erhältlich.
Vorprogramm startet um 19:30 Uhr
das Hauptptogramm um 21:00 Uhr.
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