Was würdest du tun, wenn die Idee umgesetzt werden würde?
Ich würde beruflich etwas anderes machen.
Möchtest du sagen, was?
Lokführer. Wenn es den Job nicht mehr gäbe, müsste ich ja was komplett anderes machen, also wieder ganz von vorne anfangen. Darüber habe ich mir schon oft Gedanken gemacht, aber wenn man sich dann die Gehälter anguckt – jeder Polizist verdient weniger. Mit dem BGE wäre das alles entspannter. Lokführer würde mir gefallen und mein Arbeitsplatz wäre quasi direkt vor der Haustür, ich würde mir also sehr viel Zeit durch das Pendeln sparen. Aber dann fehlt eben auch das Geld. Das Grundeinkommen wäre gut, um das abzufedern. Mit meinen Kollegen habe ich auch darüber gesprochen, die halten das für eine gute Sache.
Angenommen, es käme zur Umsetzung der Idee, was wäre dir dabei wichtig?
Es würde vieles abfedern, aber ein Grundeinkommen alleine reicht nicht aus. Es braucht auch neue Jobs. Die Kaufkraft ist ein wichtiger Punkt. Vielleicht würde sich dann wieder Handel ansiedeln, aber das alleine reicht auch nicht. Wir brauchen auch die großen Player, gute Tarifverträge und vielfältige Möglichkeiten, auch in Teilzeit zu arbeiten. Das Grundeinkommen kann dafür ein gutes Sprungbrett sein. Es wäre auch wichtig, dass es alle bekommen und nicht nur Kohlemitarbeiter. Auch die Frage, wie mit Zuzüglern umgegangen wird halte ich für wichtig. Und wo die Grenzen sind. Es kann schnell zu Neid kommen, wenn der Versuch auf eine kleine Region begrenzt ist. Wenn wir alle die gleiche Arbeit machen und einer bekommt 1000 Euro weniger für die gleiche Arbeit weil er pendelt, dann ruft das Neid hervor. Vielleicht wäre unter diesem Aspekt direkt die deutschlandweite Einführung leichter.
Wenn du der Kohlekommission etwas mit auf den Weg hättest geben können, was wäre das gewesen?
Die fahren da her, in die schönsten Hotels der Region und in irgendwelche Sitzungssäle, wo alles schön vorbereitet ist und geredet wird. Aber wenn sie wirklich was auf Tasche hätten, dann würden sie sich einzeln am Wochenende in die Region bewegen. Nicht hier nach Görlitz, Görlitz trifft es gar nicht so sehr. Aber sie würden sich die Dörfer anschauen, sie würden sehen, wie viele Leute es wirklich betrifft, mit den Leuten dort sprechen, nicht unbedingt nur mit den Kohlemitarbeitern, auch die, die nicht dabei arbeiten. Ihre eigentliche Aufgabe ist nicht das Datum festzulegen, sondern den Wandel zu organisieren, bevor alles platt gemacht wird..
Nun hat die Kommission ihren Abschlussbericht vorgelegt – was haltet ihr davon?
Schwierig. Insgesamt für Deutschland entspricht es wohl den Wünschen der Mehrheit. Für die Regionen ist es auch eine ganze Menge Geld an finanziellen Hilfen für Infrastruktur und weiteres. Und für die Kollegen bis zum Jahrgang 1980 ist auch ausgesorgt. Man muss aber beachten, dass wir wegen der Kündigungswellen kurz nach der Wende kaum Kollegen haben, die Baujahr 1970 – 1980 sind. Wir Jüngeren hängen aber etwas in der Schwebe ohne direkte und klare Zusagen und das macht einen schon etwas traurig und sprachlos.
Gibt es noch etwas, das du unserer Initiative mit auf den Weg geben möchtest?
Ja, ein Danke. Es ist einfach schön, wenn sich andere auch Gedanken machen und Ideen liefern. Sonst hat auch keiner konkrete Ideen, also warum sollte man das nicht einfach probieren?
Dies ist ein Gastartikel der Initiative “BGE statt Braunkohle”