Das Rätsel um den “größeren Kampfmittelfund” in der Lieberoser Heide bei Peitz (Landkreis Spree-Neiße) ist gelöst. Wie der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) des Landes Brandenburg mitteilt, wurde im Boden Teile einer Kurzstreckenrakete 8K14 (NATO- Bezeichnung „SS 1 Scud B“) geborgen, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus Beständen der ehemaligen sowjetischen Armee stammen. Zu DDR Zeiten war nach Niederlausitz aktuell Recherchen die 164. Raketenbrigade mit SS1 Raketen dort stationiert.
Die Rakete wurde unter Aufsicht des KMBD am Donnerstag, den 04.04.2019 aus dem Boden geholt. Die Raketenteile wurden offenbar beim Abzug der russischen Streitkräfte auf dem damaligen Truppenübungsplatz vergraben. Gründliche Untersuchungen ergaben, dass die aufgefundenen Teile keinerlei Explosivstoffe oder Treibstoffreste enthalten.
Der Abtransport der gefundenen Raketenteile zum Munitionszerlegebetrieb des KMBD ist bereits erfolgt. Die Verklappungsstelle und das unmittelbare Umfeld wurde mit Sondiertechnik durch den KMBD nochmals überprüft. Das Ergebnis ist negativ; weitere Funde wurden nicht gemacht. Die Arbeiten vor Ort sind abgeschlossen, der 1.000 Meter Sperrkreis bis zur B168 ist aufgehoben.
In den letzten Wochen wurden auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bereits breite Brandschutzschneisen geschaffen und von alter Munition befreit. Im letzten Sommer kam es auf dem Gelände zu mehreren Flächenbränden, die hunderte Einsatzkräfte aus der gesamten Region tagelang in Atem hielten. Weil das Gebiet munitionsbelastet war, kamen ebenfalls Löschhubschrauber zum Einsatz, Einsatzkräfte am Boden mussten sehr vorsichtig agieren und teilweise Feuer nicht bekämpfen, da sie unzugänglich waren.
Hintergrund laut Wikipedia:
Die R-17 ist eine ballistische Boden-Boden-Rakete aus der Sowjetunion. Der NATO-Codename lautet SS-1c Scud-B und im GRAU-Index wird die Rakete 8K14 bezeichnet. Die Bezeichnung für den Gesamtkomplex lautet 9K72 Elbrus und die Exportversion wird R-300 und R-17E bezeichnet. Sie gehörte zur Klasse der Kurzstreckenraketen (SRBM). Die R-17-Raketen und ihre Abarten sind bis heute im Einsatz und zählen zu den weltweit am weitesten verbreiteten Kurzstreckenraketen. Die R-17 hat mit einem Sprengkopf von knapp 1000 kg eine Reichweite von 275–300 km.
Die R-17 kann wahlweise mit einem Nukleargefechtskopf, einem Gefechtskopf für chemische Kampfstoffe, einem konventionellen Splittergefechtskopf oder einem Gefechtskopf für Streumunition bestückt werden. In der Sowjetarmee war der Standardgefechtskopf nuklear. Die konventionellen Gefechtsköpfe waren primär für den Export vorgesehen. So standen in den 1970er-Jahren für die Sowjetarmee 1125 R-17-Raketen bereit. Von diesen waren 1080 mit einem Nukleargefechtskopf bestückt und die restlichen 45 waren für den Einsatz von chemischen Kampfstoffen vorgesehen.
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