Starker Anstieg der Flüchtlingszahl macht Notunterkünfte in der Erstaufnahme notwendig – Schröter wirbt erneut beim Bund für schnelle Asylverfahren
Eisenhüttenstadt – In der Erstaufnahmeeinrichtung der Zentralen Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt müssen erstmals Asylbewerber in Zelten untergebracht werden. Das teilte Behördenchef Frank Nürnberger heute mit. Die Zelte waren in den vergangenen Wochen vorsorglich für den Fall aufgestellt worden, dass die Kapazitätsgrenze der Erstaufnahmeeinrichtung erreicht werden sollte. „Das ist seit Beginn der Woche der Fall“, sagte Nürnberger.
Brandenburg verzeichnet ebenso wie die anderen Bundesländer eine stark steigende Zahl von neu ankommenden Flüchtlingen und Asylbewerbern. Im ersten Halbjahr 2015 registrierte das Land 5.818 Neuzugänge. Das stellte einen neuen Höchstwert seit den frühen 1990er Jahren dar. Im gesamten vergangenen Jahr hatte das Land 6.315 Asylbewerber aufgenommen. Im Jahr 2013 waren 3.305 Neuzugänge registriert worden. Bundesweit stieg die Zahl der Asylanträge im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 130 Prozent auf 179.037. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) waren Ende Juni 237.877 Asylanträge noch nicht entschieden.
Neben einer stark steigenden Zahl von syrischen Kriegsflüchtlingen verzeichnet das BAMF vor allem einen starken Zuwachs bei Asylantragstellern aus Albanien. Die Zahl der Asylbewerber aus dem Balkanstaat erhöhte sich fast um das Sechsfache auf 22.209. Da Albanien eines der Herkunftsländer ist, für das die BAMF-Außenstelle in Eisenhüttenstadt zuständig ist, steigt auch die Zahl der Albaner in der brandenburgischen Erstaufnahmeeinrichtung erheblich. Allein in der Nacht zu Dienstag kamen dort 63 Personen aus Albanien an.
Menschen aus den Balkanstaaten haben jedoch in Deutschland praktisch keine Aussicht auf Asyl. Deshalb warb Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter erneut dafür, dass der Bund die Asylverfahren beschleunigt. Dazu müsse das Personal beim BAMF zügig aufgestockt werden. Nur so könne der Aufenthalt ausreisepflichtiger Menschen verkürzt und damit für Entlastung in den Flüchtlingsunterkünften gesorgt werden.
Die Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt war angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen von ursprünglich 500 Plätzen auf zuletzt etwa 1.900 Plätze erweitert worden. Dazu waren zunächst Notquartiere wie die Turnhalle am Hauptsitz in der Poststraße in Eisenhüttenstadt sowie mehrere kleinere Außenstellen in Betrieb genommen worden. Da nun erneut die Kapazitätsgrenze erreicht war und in den geplanten neuen, großen Außenstellen in Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf frühestens zum Jahreswechsel erste Asylbewerber untergebracht werden können, hat die Zentrale Ausländerbehörde nun zusätzlich insgesamt 23 Armeezelte beschafft. Sie bieten Notbetten für bis zu 280 Personen.
Die Zelte werden ausschließlich auf dem Hauptgelände der Erstaufnahme an der Poststraße in Eisenhüttenstadt betrieben. Da die Zelte nicht beheizbar sind, werden sie maximal bis Oktober genutzt. Dort werden ausschließlich allein reisende Männer untergebracht. Der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen hat in der Nähe der Zelte Sanitärcontainer mit Toiletten und Duschen installieren lassen.
Die Zelte sind etwa zehn Meter lang, sechs Meter breit und bis zu drei Meter hoch. Die Planen bestehen aus schwer entflammbarem Material und sind wasserabweisend. Während die meisten Zelte mit Feldbetten ausgestattet wurden, sind auch einige als Aufenthaltszelte mit Sitzgelegenheiten hergerichtet worden.
Das Essen bekommen die Asylbewerber weiterhin in den Speisesälen der Erstaufnahmeeinrichtung. Der Betreiber der Erstaufnahme stockt für die Zelte sein Personal auf. So sind zusätzliche Sozialbetreuer und Wachschutzkräfte vorgesehen. Die Nutzung der Zelte ist mit Brandschutzbehörden und Ordnungsamt abgestimmt.
Foto: Wiki CC 3.0 Hamster3
Quelle: Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg