Wie schon bei ihrer Inszenierung von Brechts „Die Antigone des Sophokles“ an der Neuen Bühne bewegt Verena Nagel auch mit Schillers „Maria Stuart“ Herz und Verstand des Senftenberger Publikums. Sie hat den Kampf der Königinnen Elisabeth und Maria Stuart auf die wesentlichen Aspekte der Handlung gekürzt. Und das ist gut so. So wird der Theaterabend temporeich und spannend. Dazu trägt auch aufschlussreiche Bühnenbild von Andreas Hartmann bei. Maria Stuart bewegt sich in einem recht schönen gläsernen Gefängnis, von der Außenwelt abgeschirmt und total überwacht. Wenn sich die Bühne dreht, ist man plötzlich im Machtzentrum der Elisabeth, das so gar nicht schön ist. Das einzig schöne ist großartige Königsmantel. Umgeben ist diese Königin von einem Haufen von Intriganten und Karrieristen. Die Sehnsucht der beiden Frauen nach Macht, Anerkennung und Liebe wird erhellend menschlich dargestellt. Dank der Darstellungskunst von Alrun Herbing (Maria Stuart) und Anita Iselin (Elisabeth) kann man in die Herzen der Königinnen schauen. Es ist bewegend die letzten Tage der Maria vor ihrer Hinrichtung mitzuerleben. Maria wird von Elisabeth wegen des Verdachts auf Hochverdacht gefangen gehalten. Später wird sich herausstellen, dass sich dieser Verdacht auf Falschaussagen von Intriganten beruht. Elisabeth fühlt sich von Maria in ihrem Herrschaftsanspruch bedroht, denn Maria hat berechtigte Ansprüche auf den Thron. Außerdem ist sie auch noch eifersüchtig, denn ihre Rivalin wurde und wird von Männern umschwärmt. Einer der alten Geliebten von Maria Leicester (Tom Bartels), der auch König an der Seite von Elisabeth sein möchte, glaubt er kann die Hinrichtung verhindern, wenn er ein Treffen der Königinnen arrangiert. Aber das Treffen wird eine Katastrophe. Maria ist nicht mehr zu retten. Elisabeth wird bedrängt. Voller Widerwillen unterzeichnet sie das Todesurteil. Die Schlusssequenzen des Stücks zeigen ganz unterschiedliche Lebensbilder und Persönlichkeiten. Maria blickt auf ihr Leben zurück und bekennt ihrem Pfarrer all ihre Sünden und Verfehlungen und erlangt Vergebung. Sie hat Frieden gemacht mit Gott und den Menschen und geht voller Zuversicht in den Tod. Elisabeth ist am Ziel ihres Machtkampfes, aber alle vermeintlichen Freunde haben sie verlassen, sie ist einsam und fühlt sich schuldig. Rücksichtsloser Machtkampf bringt eben nichts. Eine aufschlussreiche Inszenierung.
Nächste Vorstellungen am 4. Und 20. März
Foto: Steffen Rasche