Jubiläumsveranstaltung für Experten, Patienten, Angehörige und Interessierte findet am 14. März 2015 statt.
Intelligente Apps, eHealth, erster und zweiter Gesundheitsmarkt – Was ist schon da, was kommt in den nächsten Monaten? Wie reagieren die Krankenkassen? Ist dies alles ein Segen oder eine Bedrohung für die einzelne Arzt- oder Therapeutenpraxis? Wie wird sie fit für eine webbasierte Gesundheitsversorgung?
Diese und viele weitere interessante Fragen werden am 14. März 2015 im Rahmen der 20. Senftenberger Gespräche zum Schlaganfall aufgeworfen. Der Präsident der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg, Jörg Steinbach, wird die Teilnehmer zur Jubiläumsveranstaltung begrüßen. Als namenhafte Referenten werden unter anderem Dr. rer. pol. Thomas Urban, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Schmalkalden mit dem Thema „Informations- und Kommunikationsplattformen: Interaktionen auf dem ersten und zweiten Gesundheitsmarkt“ erwartet. Prof. Dr. med. Darius G. Nabavi aus dem Vivantes Klinikum Neukölln wird über „Neurovaskuläre Netzwerke in Deutschland“ referieren. Ein zukunftsweisendes Projekt zur Schlaganfallforschung, das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO), stellt Dr. med. Dr. phil. Martin Ebinger von der Charité Berlin vor. Das Stroke-Einsatz-Mobil ist ein Fahrzeug, das mit einem mobilen Computertomographen (CT) sowie mit modernster Labortechnik und telemedizinischer Vernetzung ausgestattet. Daneben verfügt es über eine notfallmedizinische Ausstattung. Damit ist man in der Lage, nach radiologischer Absicherung der Diagnose ischämischer Schlaganfall, direkt vor Ort mit der Akut-Lyse-Therapie zur Behandlung des Schlaganfallpatienten zu beginnen und diesen anschließend auf die nächstgelegene Schlaganfallstation (Stroke Unit) zu transportieren. Denn je früher nach einem Schlaganfall die Behandlung begonnen wird, umso größer sind die Chancen des Betroffenen, dass nur wenige Schäden zurück bleiben oder die Beeinträchtigungen sich im Laufe der Zeit sogar vollständig zurückbilden.
Unter dem Titel Schlaganfallbehandlungspfade im NeuroNETZ Lausitz werden zudem die Vernetzung in der Region zur Schlaganfallforschung, Medizinlogistik und Teleneurologie, sowie lokale Angebote zur Therapie, zum Beispiel in Form der Reittherapie auf dem FamilienCampus LAUSITZ, oder interaktive Informationssysteme in der Hausarztpraxis präsentiert. Unterstützt wird die Tagung von der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Informatik der BTU Cottbus – Senftenberg. Die Senftenberger Gespräche finden bereits seit vielen Jahren am Hochschulstandort Senftenberg statt. Die BTU ist ein wichtiger Partner im Bereich der Wissenschaft und Forschung. Das Klinikum und die Uni arbeiten unter anderen gemeinsam an Projekten zur Schlaganfalltherapie.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wird in gewohnter Tradition das Bürgerforum für Patienten, Angehörige und Interessierte stattfinden. Moderiert wird das Forum von Prof. Dr. Markus Reckhardt, Chefarzt des Zentrums für Neurologie und Schmerzbehandlung im Klinikum Niederlausitz. Hier haben die Teilnehmer die Möglichkeit, im direkten Austausch mit den Experten ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen zu stellen. Im Klinikum Niederlausitz werden jährlich etwa 600 Menschen mit einem Schlaganfall behandelt. Die Stroke Unit in Senftenberg ist nach dem Qualitätsstandard der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Deutschen Schlaganfall-Hilfe zertifiziert und steht somit für eine qualifizierte Behandlung von Schlaganfallpatienten.
Die Senftenberger Gespräche zum Schlaganfall setzen seit nunmehr 20 Jahren ein Zeichen in der Region und sind als innovative Veranstaltung etabliert. Das Klinikum Niederlausitz, explizit Prof. Dr. Fritjof Reinhardt, Leitender Arzt der Stroke Unit im Zentrum für Neurologie und Schmerzbehandlung, hat in den vergangenen Jahren eine Plattform für Experten, Patienten und Angehörige geschaffen, die auch bundesweit Anerkennung findet.
Zahlen für Deutschland (Quelle: www.schlaganfall-hilfe.de)
Knapp 270.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Deutschland, etwa 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle. Rund 20 Prozent der Schlaganfall-Patienten sterben innerhalb von vier Wochen, über 37 Prozent innerhalb eines Jahres. Rund die Hälfte der überlebenden Schlaganfall-Patienten bleibt ein Jahr nach Ereignis dauerhaft behindert und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Fast eine Million Bundesbürger leiden an den Folgen dieser Erkrankung. Der Schlaganfall ist nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.
Die häufigsten Folgen des Schlaganfalls sind neben einseitigen Lähmungen und Gefühlsstörungen der Arme und Beine, die Sprach-, Schluck-, Seh-, und Gleichgewichtsstörungen sowie Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen. Bedingt durch diese Einschränkungen oder durch die Schädigung des Gehirns selbst, ist bei etwa der Hälfte der Betroffenen mit depressiven Syndromen, wie Antriebsarmut oder starken Stimmungstiefs zu rechnen.
Derzeit werden in Deutschland für die jährlichen Behandlungs- und Pflegekosten aller erstmaligen Schlaganfälle circa zwei Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung aufgewandt. Aufgrund der älter werdenden Gesellschaft ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Schlaganfall-Erkrankten in den nächsten Jahrzehnten drastisch ansteigt. Das Krankheitsbild Schlaganfall stellt somit eine der bedeutendsten Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem dar.
Foto: BTU Cottbus-Senftenberg
Quelle: Klinikum Niederlausitz GmbH