Gestern hatten wir wieder einmal Werbung im Briefkasten, obwohl bei uns dran steht „Werbung nicht erwünscht“. Nun will ich aber, einem alten Sprichwort folgend, aus der „Not“ eine „Tugend“ machen und den Inhalt dieser interessanten Veranstaltung mit meinen Möglichkeiten allen interessierten Leuten in der Niederlausitz und anderswo auch zugänglich machen. Mit diesem A4 – Glanzpapier-Bogen wird nämlich eingeladen zu einem schönen kleinen Event, zum 2. Hafenfest am Kleinen Hafen „Am Spreeschlösschen“ nach Lübbenau – und zwar vom 31. Mai bis 01. Juni 2008.
Veranstaltet wird dieses Hafenfest wohl vom Kahnfährmannsverein der Spreewaldfreunde e.V., der sich weitere Sponsoren sprichwörtlich mit ins Boot geholt hat. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. Neben einem fast durchgängigen musikalischen Unterhaltungsprogramm gibt es am Sonnabend, den 31. Mai 2008, u.a. Töpferei zum Anschauen und Anfassen, Imkerei und Herstellung von Honigwachskerzen, Ostereiermalerei mit Federkieltechnik und fortlaufende Frühlingskahnfahrten sowie ab 18.00 Uhr 30-minütige Benefiz-Kahnfahrten zugunsten des Kinderheims Boblitz und ab 19.00 Uhr klassische Instrumentalmusik in traditioneller und moderner Form mit Streich- und/oder Blasinstrumenten.
Sonntag, der 1. Juni 2008, steht dann ganz im Zeichen des Kindertages. Wieder mit fast durchgängigem musikalischen Programm gibt es für die Kleinen 3D Scherenschnitt-Basteleien, Anfertigung kleiner Honigwachskerzen, Ostermalerei mit der Federkieltechnik sowie Muldenherstellung zum Anschauen und Anfas-sen. Eine kleine Hüpfburg wird auch aufgebaut. Und ab 16.00 Uhr dann kostenlose 30-minütige Kahnfahrten zum Kindertag für Kinder und ihre Eltern um den Lübbenauer Erlenhorst.
Schade nur, dass mit dem Programm nicht auch gleich für die nähere Umgebung ein bisschen geworben wird. Gleich um die Ecke in der Schulstraße hat das Haus für Mensch und Natur nämlich auch seine Türen offen. Hier erfährt man bei angenehmer Kühle an dem sonst sehr warmen Wochenende in der Dauerausstellung viel Wissenswertes über das Biosphärenreservat Spreewald. Lässt man sein Auto auf dem Marktparkplatz stehen (wie überall – gebührenpflichtig!) kommt man gleich an dem sehr schönen Sagenbrunnen auf dem Kirchplatz bei der Nikolaikirche vorbei. Das Ensemble des Kirchplatzes mit diesem Sagenbrunnen wurde übrigens heute um 14.00 Uhr durch die Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischem Stadtkern als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Typisch für den Baustil Anfang des 20. Jahrhunderts ist auch die „Alte Feuerwehr“ in der Spreestraße. Und das Haus, welches dem Kleinen Hafen den Namen gab, war einst eine sehr gemütliche Gaststätte mit stimmungsvollen Tanzabenden. Es machte seinem Namen alle Ehre – Spreeschlösschen. Heute beherbergt es ein Steuerberatungsunternehmen. Einen Teil der Kahnfahrt-Route kann man auch zu Fuß erkunden: Erlenhorst – die Villa auf einer kleinen Insel. Und wenn man aus dem Spaziergang eine kleine Wanderung macht, kommt man auf dem Wotschofskaweg, vorbei an der alten Badeanstalt – heute Angelgewässer, nach 3 Kilometern oder nach einer Stunde zu der beliebten gleichnamigen Ausflugsgaststätte mitten im Spreewald. Kleine und große Sportfreunde können diesen Weg auch als Fitnesspfad nutzen. Entsprechende Stationen sind ausgebaut und beschrieben. Natürlich muss man dann den gleichen Weg auch wieder zurück. Wem das jedoch mit Kindern an diesen Tagen bei so warmen Wetter zu weit ist, der kann den Spaziergang oder die kleine Wanderung vom Wotschofskaweg aus auch nur alternativ durch den Schlosspark bis zur Steinbank ausdehnen. Bitte dabei an etwas Entenfutter für die „Eiskellerteichbewohner“ denken. Viele alte Bäume gibt es in dem Park zu bestaunen, z.B. eine Sumpfzypresse, herrliche Rotbuchen u.a.m. Zurück führt der Weg vorbei an der Stelle, an der schon Theodor Fontane die „Gondel…im Schatten eines Buchenganges“ bestieg. Vorbei führt der Rückweg weiter an der Orangerie und dem Efeuhaus mit schönem Panorama vom Schloss und der Kanzlei. Weithin sichtbar das vor nicht allzu langer Zeit wieder geweihte Wappen des Grafengeschlechts Lynar. Und vielleicht hat ja bei aller Diskussion über den jetzigen und den angedachten neuen Standort auch die Ausstellungshalle mit der „Spreewaldguste“, also der Spreewaldbahn, wieder einmal geöffnet. Auch das wäre doch ein schönes Geschenk für unsere Kleinen zum Kindertag, diese einmal aus der Nähe sehen zu können, auch wenn man damit nicht mehr fahren kann. Vor dem Schlosstor wartet noch der Stammvater der Lynar’schen Herrschaft in Form einer großen Büste auf die vorbei flanierenden Besucher. Gerade so, als hielte er an diesem Tore Wache. Rochus Quirinus Graf zu Lynar – italienischer Festungsbaumeister und Militär, Festungsbaumeister in Augustusburg, Hauptbaumeister der Zitadelle in Spandau und der Festung Peitz. Vorbei am früheren Wirtschaftshof des Schlosses und am historischen Mühleneck kommt man durch die Ehm-Welk-Straße (ja – der Ehm Welk, der hier in Lübbenau wohnend „Die Heiden von Kummerow“ schrieb) und die Spreestraße wieder zurück zum Kleinen Hafen und zum Hafenfest mit seinem bunten Treiben. Aber auch Spaziergänge in die andere Richtung, vorbei an der Brauerei Babben, der kleinsten Brauerei in Brandenburg, zum Torbogenhaus (Spreewaldmuseum) mit dem darunter hängenden Walfischkiefer und weiter über Winzlers Brücke, früher eine Zugbrücke als Zugang zur Stadt, bis zur Kursächsischen Postsäule in der Vorstadt sind sehr interessant und deshalb erwähnenswert.
Zum Foto: Noch ist es ruhig am Kleinen Hafen „Am Spreeschlösschen“ bei der Mühlspree…
(Weitere Fotos – siehe www.niederlausitz-aktuell.de Rubrik „Bilder der Region“: Oberspreewald-Lausitz : Lübbenau/Spreewald)
Bleibt nur die Frage, warum die Veranstalter nicht selbst ein solches Erlebnispaket mit dem Programm ihres 2. Hafenfestes mittendrin schnüren und es in solchen Portalen wie www.niederlausitz-aktuell.de oder www.cottbus-und-umgebung.de kostenfrei und seriös präsentieren? Oder ist das 2. Hafenfest etwa nur für die Lübbenauer und ihre Kinder gedacht? Täglich aktualisierte Informationen rund um das Hafenfest findet man auch unter www.spreewald-web.de/hafenfest.
Die Niederlausitzer Wandergurken
Gerd Laeser
Gästeführer Niederlausitz/Spreewald
Lübbenau
Der Sagenbrunnen auf dem Kirchplatz – Eine Info-Tafel mit Erläuterungen würde es erleichtern, sich das Tun der einzelnen Figuren besser erklären zu können.
Das Haus für Mensch und Natur in der Schulstraße mit einer Dauerausstellung über das Biosphärenreservat Spreewald
Romantische Steinbank im nordöstlichen Bereich des Schlossparks. Zum Sitzen und Picknicken sollte man sich jedoch eine Sitzunterlage mitnehmen, denn die Steine sind auch bei großer Tageshitze sehr kühl.