Die Modekette AWG hat am 28.01.2019 beim Amtsgericht Esslingen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das schwäbische Unternehmen mit 2.900 Mitarbeitern will sich unter dem Schutzschirm sanieren. Martin Mucha von Grub Brugger ist als Generalbevollmächtigter in die Geschäftsführung eingestiegen. Die Textilkette hat deutschlandweit rund 300 Filialen, auch in der Region gibt es über 20 in Cottbus, Senftenberg, Lauchhammer, Bernsdorf, Finsterwalde, Kamenz, Elsterwerda, Bad Liebenwerda, Lübbenau (Spreewald), Lübben, Großenhain, Weißwasser, Bautzen, Meißen, Herzberg und Guben.
Bereits vor wenigen Tagen hatte die Muttergesellschaft von der Modekette Gerry Weber Insolvenz angemeldet, AWG ist also das zweite Verfahren innerhalb kürzerer Zeit. Als Gründe führte das Unternehmen das schlechte Geschäftsjahr aufgrund des langen Sommers und warmen Herbst 2018 an. Zuletzt hatte es noch rund 290 Millionen Euro Jahresumsatz mit seinen rund 300 Filialen gemacht. Betroffen sind die Vollsortimenter und die Franchisegeschäfte der Marken S.Oliver, Esprit und Tom Tailor.
Wie durch andere Medien berichtet wird, waren seit Monaten Wirtschaftsprüfer im Unternehmen tätig, um die Voraussetzungen für den Antrag zum Schutzschirmverfahren zu prüfen. Nun hat AWG vom Gericht die Möglichkeit erhalten, von der Einreichung des Insolvenzverfahrens bis zur Verfahrenseröffnung zu versuchen, das Unternehmen zu sanieren. Frei von Vollstreckungsmaßnahmen und in Eigenregie ist das für maximal drei Monate, unter Aufsicht des vorläufigen Sachwalters möglich..
Als vorläufiger Sachwalter wacht Leichtle von Schultze & Braun über das Verfahren. In der Geschäftsleitung bleibt Albrecht Maier als Familienmitglied erhalten, Michael Weccardt, ebenfalls bisher Geschäftsführer, wurde abberufen. Es wurden und werden bereits Gespräche zu einer möglichen Finanzierung der Sanierung geführt. Die Filialen des Unternehmens sind vorläufig noch nicht betroffen und Entscheidungen darüber sind abhängig vom Ausgang des Insolvenzverfahrens.
Hintergrund (laut Wikipedia):
Die Allgemeine Warenvertriebsgesellschaft mbH (AWG) ist eine deutsche Bekleidungs-Handelskette mit Sitz in Köngen im Landkreis Esslingen (Baden-Württemberg). Das Familienunternehmen unterhält bundesweit über 300 Filialen mit insgesamt rund 3.500 Mitarbeitern. Im Jahr 2014 wurde ein Umsatz von 300,0 Mio. Euro erzielt. Der Slogan des Unternehmens lautet: „Alle Werden Glücklich.“
1969 gründete Schneidermeister Imanuel Maier die Gesellschaft und eröffnete 1970 das erste AWG-Modecenter. Sein bereits 1938 gegründetes Textilunternehmen besteht noch heute in Köngen unter dem Namen Maier Sports.
Nachdem AWG bis 1990 nur in Baden-Württemberg vertreten war, expandierte das Unternehmen ab 1991 hauptsächlich in den neuen Bundesländern. Im Jahr 1994 eröffnete die 50. Filiale, im Jahr 2000 die 100. Filiale und im Jahr 2008 die 200. Filiale. Heute sind AWG-Modecenter in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Saarland vertreten. Neben bekannten Marken wie z. B. Adidas, Esprit, Cecil, Nike, Tom Tailor oder Wrangler verkauft AWG auch Kleidung unter Eigenmarken wie Lisa Tossa, SURE, Southern Territory, Jim Spencer, one way, IX-O und Worker.