Die Kahnzustellerin der Deutschen Post beendet heute ihre siebte Saison. Bis April stellt sie die Post mit dem Auto zu. Viele der 65 Haushalte Lehdes sind von der Straße aus nicht zugänglich. Deshalb muss die Postbotin nun längere Wege zurücklegen und die bis zu 31,5 Kilogramm schweren Sendungen über Brücken sowie Treppen über die Fließe bringen. „Die Zustellung im Winter ist beschwerlicher und dauert länger, gar keine Frage“, sagt Kahnpostbotin Andrea Bunar.
Seit 121 Jahren gibt es diese einmalige Postzustellung. Während die Kahnzustellung heutzutage werktäglich erfolgt, mussten die Bewohner Lehdes Ende der 1890er Jahre ihre Post sonntags beim Kirchgang abholen. Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Landflucht nahm der Postversand zur Kontaktaufnahme mit den Daheimgebliebenen immer mehr zu. Deshalb beschloss die Post 1897, die Sendungen per Kahn direkt zu den Kunden nach Hause zu bringen.
In einer Woche stellt Andrea Bunar in dem Spreewalddorf mehr als 600 Briefe, Einschreiben und Karten sowie rund 70 Pakete und Päckchen zu. Pro Saison legt sie mit reiner Muskelkraft rund 1.100 Kilometer auf dem Kahn zurück – eine Entfernung wie zwischen Berlin nach Helsinki. Zudem können Kunden im Sommer wie im Winter bei Andrea Bunar und allen anderen Zustellern im ländlichen Raum Brief- und Paketmarken kaufen und den Postboten ihre Briefe, Postkarten, Einschreiben und Pakete für den Versand mitgeben.