Die Sonderausstellung „Sachzeugen. Depotfunde zum Dritten Reich“ macht ab dem 29. September im Museum Schloss Doberlug Station und ist dort dann für zwei Monate zu sehen. In Kooperation mit der BücherKammer Herzberg nimmt der Museumsverbund Elbe-Elster das 75. Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Anlass, Depotfunde zum Dritten Reich vorzustellen. Als Wanderausstellung konzipiert und mit Leihgaben privater Sammler ergänzt, wird die kleine Schau nach einem Halt in Mühlberg und Finsterwalde nun in Doberlug gezeigt, um dann in Herzberg und Bad Liebenwerda präsentiert zu werden.
Zeit vor 1945 wird betrachtet
Eine übergreifende Betrachtung der Zeit vor dem 8. Mai 1945 gibt es für das Gebiet des heutigen Landkreises Elbe-Elster nicht. Die Zusammenschau von Einzeluntersuchungen führt zu der Erkenntnis, dass sich die damaligen Kreise Luckau, Liebenwerda und Schweinitz wenig von anderen Regionen Deutschlands unterschieden. Erdrutschartigen Wahlergebnissen für die NSDAP folgten nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 die schnelle Gleichschaltung des öffentlichen Lebens ebenso wie die Verfolgung Andersdenkender. Die zunehmende Militarisierung des Alltags und eine allgegenwärtige Präsenz der nationalsozialistischen Ideologie in allen Lebensbereichen spiegelt sich in Zeitzeugenberichten ebenso wie in den in der Sonderausstellung gezeigten Depotfunden. Die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs kündigt sich in der Verehrung vermeintlicher Helden an und endet schließlich in unermesslichen zivilen und militärischen Opfern. Zu den Ausstellungsobjekten gehören unter anderem eine Sammlungskiste zweier Jugendlicher für Autogramme nationalsozialistischer Idole, das Schild der NSDAP-Ortsgruppe Massen, das Typenschild eines abgeschossenen alliierten Flugzeugs oder ein hölzernes Grabkreuz für einen gefallenen Liebenwerdaer. Eine Medienstation präsentiert den vor einigen Jahren aufgefundenen Film über die 600-Jahrfeier Finsterwaldes 1936 mit den damals herrschenden Nazigrößen. Aus Doberlug stammt der Grabstein eines russischen Soldaten, der wohl bei den Kämpfen in der Umgebung gefallen ist. Eindrucksvoll erinnert dieses Objekt so an die vielen Toten, selbst in den letzten Tagen des Krieges.
Einblick in den Alltag
Diese Ausstellung wird eine tiefgreifende wissenschaftliche Untersuchung nicht ersetzen können. Ihre Zusammenstellung unterliegt weitestgehend dem Zufall: Sie zeigt, was die Depots der Häuser des Museumsverbunds Elbe-Elster und Privatpersonen über die Jahre an Sachzeugen zum Dritten Reich aufgenommen und gesammelt haben. Dennoch ermöglicht sie es in der direkten Beschäftigung mit dem Objekt, die Ideologisierung und Militarisierung des Alltags, den Fanatismus der Zeit, aber auch die Banalität des täglichen Lebens wahrzunehmen.
Foto: Museumsverbund EE
pm/red