Vorerst letzte Veranstaltung im Landkreis Elbe-Elster nach 11 Jahren Projektlaufzeit
Projektträger, Referenten-Team und Schulen sind schockiert
Brief an Bildungsminister Baaske bisher erfolglos
Seit 2008 führt der Verein „Generationen gehen gemeinsam“ (G3) in Kooperation mit dem Landkreis Elbe-Elster das Schulprojekt „Toleranz durch Dialog“ durch. Das Projekt soll helfen, die bestehenden Hemmschwellen und Vorurteile gegenüber behinderten Menschen insbesondere bei Kindern und Jugendlichen abzubauen. Kommunikation und Dialog sollen Toleranz stärken. Themen wie Mobilität, Rehabilitation und Rollstuhlsport werden angesprochen. Aber auch nicht Alltägliches wie Blindenschrift und Goalball werden vorgestellt. In Wahrnehmungs- und Rollenspielen können Schüler einmal Alltagssituationen aus dem Leben behinderter Menschen ausprobieren und nachempfinden. Die Projektfinanzmittel werden im Wesentlichen vom Landkreis Elbe-Elster zur Verfügung gestellt. Im Laufe der Jahre konnte man die Sparkassenstiftung Elbe-Elster und das Sanitätshaus Kröger als weitere Unterstützer und Partner gewinnen. Projektkoordinator ist Herr Lutz Kunze, der vom Landesamt für Schule und Lehrerbildung für die Leitung des Projektes beauftragt wird.
Die letzte Veranstaltung fand im Dezember 2015 an der Grundschule Uebigau statt. Schulleiterin Bärbel Voigt bedauert das vorzeitige Projektende sehr. „Wir haben in unserer 3. Klasse einen Schüler mit Sehbehinderung. Für uns ist das Thema allgegenwärtig. Das Referentenpaar Monika und Wilfried Krüger haben sich sogar bereit erklärt, hier zusätzlichen Unterricht durchzuführen, um den Schüler beim Erlernen der Blindenschrift zu unterstützen“, berichtet Voigt.
Nach einer Modellphase gab es 2001 die Zusicherung vom Land, dass dieses Projekt nun in die Haushaltsplanung der Schullandschaft aufgenommen wird. Die damalige Schulrätin für Förderschulen, Frau Inge Nevoigt, hatte sich genau für diese Regelung stark gemacht. Projektkoordinator Kunze, erfahrender Sonderpädagoge aus Kostebrau, entwickelte ein stichhaltiges pädagogisches Konzept für alle Schulen der Landkreise Elbe-Elster/ OSL und führte innerhalb seiner Lehrtätigkeit seit 14 Jahren das Projekt erfolgreich durch.
Nun die Kehrtwende: Die Wochenstundenzahl des Koordinators wurde durch das Landesamt für Schule und Lehrerbildung, Regionalstelle Cottbus von anfänglich fünf Wochenstunden kontinuierlich auf zwei gekürzt. Um die Projekttage an den Schulen organisieren zu können, sind diese fünf Wochenstunden unverzichtbar. Ein Ersatz für Kunze ist nicht nur menschlich und logistisch schwer vorstellbar, sondern derzeit auch fachlich nicht erkennbar.
In einem offiziellen Brief an Bildungsminister Günter Baaske, dem das Landesamt unterstellt ist, heißt es: „Da aktuell alle Schulen und Referenten in Elbe-Elster/ OSL auf den Start des Projektes warten, ist die Situation für alle sehr brisant, weil kein Start vollzogen werden kann. Neben dem Verlust für die praxisbezogene Arbeit in den Schulen, stellt sich für uns auch das Problem des im Stichlassens der Referenten. Über viele Jahre ist es gelungen, dieses Referenten-Netzwerk von Menschen mit Behinderungen aufzubauen.“
„Wir können dieses wertvolle Projekt nicht einfach beenden. In Zeiten der Inklusion ist es für uns nicht nachvollziehbar, warum so ein erfolgreiches Projekt, dass durch die Zusammenarbeit mehrerer Unterstützer gewachsen ist und das mit geringsten finanziellen Mitteln für die gesamte Gesellschaft Bedeutung hat, nicht fortgeführt werden kann“, betont Lutz Kunze im Namen des gesamten Teams.
Quelle & Foto: Verein Generationen gehen gemeinsam (G 3) e.V.