Mit seinen „Heimatfilmen“, seinen Aktionen und Interventionen in Theater, Fernsehen, Oper und Kunst hat der Regisseur Christoph Schlingensief über zwei Jahrzehnte den kulturellen und politischen Diskurs in Deutschland mitgeprägt. Bettina Böhler mit ihrem Film als erste den Versuch, den Ausnahmekünstler Schlingensief, der 2010 im Alter von nur 49 Jahren verstarb und dessen Todestag sich zum 10. Mal jährt, in seiner ganzen Bandbreite zu dokumentieren.
Der Fokus des Films liegt in Schlingensiefs Auseinandersetzung mit Deutschland. Sein Verhältnis zu diesem Land war sehr widersprüchlich: einerseits verspürte er eine Verbundenheit mit den Menschen und Orten seiner Herkunft, andererseits rebellierte er gegen sie – auch gegen den Kleinbürger in sich selbst. Dass er 2004, am deutschesten Ort der Hochkultur, in Bayreuth, Wagners Erlöser-Oper „Parsifal“ inszenieren durfte, und später die Einladung erhielt, den Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig zu gestalten, erfüllte ihn auch mit Stolz, weil er erkannte, dass die Hassliebe zu seinem Land doch noch mit Anerkennung erwidert wurde.