Großer Aufmarsch in der Festspielstadt Cannes: Bei der Verleihung der „Cannes Corporate Media & TV Awards“ wurde die SWR Dokumentation „Das Jahr ohne Sommer“ ausgezeichnet. In der Kategorie „Doku-Drama“ erhielt der Film über die Entstehung des Cannstatter Volksfest einen Goldenen Delphin. Zu den Verantwortlichen gehört Holger Bergmann, der bei dem Stuttgarter Unternehmen AV Medien arbeitet. Der Cottbuser, den es vor ein paar Jahren als Filmproduzent in den Süden Deutschlands zog, produzierte die Dokumentation zur Entstehungsgeschichte des Cannstatter Volksfest.
Das Festival fand in diesem Jahr zum zehnten Mal statt und gilt inzwischen als einer der wichtigsten Wettbewerbe für Dokumentationen, Reportagen und Wirtschaftsfilme. Fast 1.000 Einreichungen aus 51 Ländern – dazu eine 18-köpfige internationale Jury mit einigen Oscar- und Emmy-Gewinnern. Entsprechend glanzvoll der Rahmen: „Welcome Evening“ an der legendären Croisette, Workshops im noblen Charlton-Hotel und das Gala Diner mit Preisverleihung im Palm Beach Club direkt am Yachthafen von Cannes. Mit der Volksfest-Doku „Das Jahr ohne Sommer“, ausgestrahlt im September 2018, konnte der SWR in der Kategorie „Doku-Drama“ glänzen und erhielt für ein „überzeugendes dramaturgisches und erzählerisches Meisterwerk“ den Goldenen Delphin.
Der 90minütige Film erzählt in aufwendig inszenierten historischen Episoden die Hungerkatastrophe in Württemberg nach dem Vulkanausbruch des Tambora im Jahr 1815. In dieser von Hunger, Not und Tod geprägten Zeit entschließen sich König Wilhelm I und seine Frau Katharina, für die gebeutelte Bauern das Cannstatter Volksfest als Zeichen der Hoffnung zu stiften. Der Film erzählt ausführlich das Leiden der Bauern, die Prunksucht der Adeligen und die Liebesgeschichte des jungen Königspaars, das für seine bemerkenswerten Reformen bis heute von der Bevölkerung verehrt wird. „In der aktuellen Informationsflut ist es immer wichtiger, auch inne zu halten und den Blick zurück zu werfen. Große historische Stoffe wie die Gründung des Volksfestes brauchen eine ganz besondere Erzählweise. Nur wer begreift, was damals war, kann auch verstehen, was heute ist“, sagt Stefanie Schneider, Landessenderdirektorin in Stuttgart. „Deshalb freut mich nicht nur diese Auszeichnung, sondern fast mehr noch die Tatsache, dass der Film im Geschichtsunterricht an baden-württembergischen Schulen eingesetzt wird“.
Die anregenden Gespräche mit Kollegen aus der ganzen Welt waren für den verantwortlichen SWR Redakteur Norbert Bareis der wichtigste Teil der Preisverleihung.
„Regionale historische Themen gehen heutzutage fast unter – das haben viele der Fernsehmacher in Cannes beklagt. Wenn wir öffentlich-rechtlichen Sender sie nicht für die junge Generation aufbereiten, gehen sie verloren“. Für Norbert Bareis und das Team der Stuttgarter Produktionsfirma AV Medien ist es – nach einem Goldenen Delphin für die fünfteilige Reihe „Sagenhafter Südwesten“ – bereits die zweite Auszeichnung in Cannes. In den zwölf Kategorien des Wettbewerbs „Reportagen und Dokumentationen“ wurden insgesamt nur acht Goldene Delphine vergeben. Norbert Bareis lebt seit über 30 Jahren in Bad Cannstatt.
Produzent Holger Bergmann: “Aus unserer Sicht gibt es immer mehrere Aspekte, die bei einer solchen Produktion eine wichtige Rolle spielen. Darunter fällt das Feedback des Zuschauers und vom Sender. Zudem ist es auch eine tolle Rückmeldung des Filmmarkts, der die geleistete Arbeit durch den Preis entsprechend würdigt. Vor allem aber spiegelt die Auszeichnung die herausragende Leistung des gesamten Projektteams wieder, da wir in unserer Kategorie die einzigen Gold-Gewinner sind und so einen von insgesamt nur vier goldenen Delphinen aus den Dokumentationskategorien in den Händen halten konnten. Mich persönlich erfüllt dieser Preis natürlich mit Stolz und ich freue mich für unser gesamtes Team von AV Medien.”
Die Dokumentation wird im SWR Fernsehen am Sonntag, 6. Oktober, um 13 Uhr wiederholt.
Hintergrund:
Holger Bergmann wurde 1984 in Cottbus geboren und ging nach seinem Studium an der BTU Cottbus im Bereich Informations- und Medientechnik an die Filmakademie Ludwigsburg, um dort ein Filmproduzentenstudium zu absolvieren. Während seiner Unizeit in Cottbus produzierte er bereits bei der Filmgruppe8 (ein Bereich der Bühne8 in Cottbus) erste Kurzfilme und den Film “Rootstock“. Er kehrte für das Abschlussprojekt von Regisseur David Voss in seine Heimat zurück um Ende 2013 den Film “Die Kunst des Verlierens” in Cottbus und Hoyerswerda zu produzieren, über dessen Entstehung auch Niederlausitz aktuell berichtete. Der Film wurde für den deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Sein eigenes Abschlussprojekt drehte er in Baden-Württemberg den Serienpiloten “Mein Herz schlägt Schlager“. Bereits vorher sorgte er mit einem inoffiziellen Mercedes Werbespot von Regisseur Tobias Haase, in dem Hitler als Kind getötet wird, für Aufsehen und den Gewinn des First Steps Award in der Kategorie “Werbefilm” (Deutscher Filmnachwuchspreis). Er lebt und arbeitet derzeit mit seiner Lebensgefährtin in Stuttgart und ist seit Juni 2019 Juni Vater einer Tochter.
Foto: Holger Bergmann (dritter von links) nach der Preisverleihung