Rezension – Premiere „Das brennende Aquarium“ , Kammerbühne
Schauspielabend in vier Teilen nach Texten von Ronald D. Laing mit anschließender Debatte, 18.11.2017
ER redet mit SIE, oder auch nicht
Es fühlt sich ungewohnt an: Ein Theaterstück mit drei Teilen, alle eigene Inszenierungen, alle mit eigenem Regisseur, mit zwei Schauspielern und einer Bühnenbildnerin.
Interpretiert werden Texte aus Ronald D. Laings, Gedichtband „Liebst Du mich?“. Das verspricht keinen dramaturgischen Tiefgang sonder theaterspielerischen Umgang mit einem gesellschaftlichen Dauerbrenner, der (nicht) funktionierenden Pärchenkommunikation.
Das Intro hält, als quasi vierter Teil, eine linguistische Überraschung für den Zuschauer bereit.
Die Regisseure Angelika Zacek, Matthias Horn und Max Schumacher bekamen freie Hand – ohne gegenseitigen Austausch und nur mit der Vorgabe, Texte aus Laings Buch zu verwenden.
Kristin Muthwill, SIE, und Boris Schwiebert, ER, setzten das Szenarium auf der Bühne von Pascale Arndtz um. Wir haben uns mit den Regisseuren über die Arbeit an dieser außergewöhnlichen Inszenierung unterhalten:
Erfrischend experimentell, mit einem Augenzwinkern, manchmal auch mit etwas Klamauk, wird der Zuschauer durch die Facetten des absurden Informationsaustausches zweier Menschen geführt. Er fühlt mit oder fühlt sich ertappt. Spürt Selbsterkenntnis und Selbstbestätigung.
Muthwill und Schwiebert schaffen es, trotz der Vielfalt der Szenenspiele, gleichbleibend zu überzeugen. In einem eigenwilligen Ambiente von Arndtz Wohnzimmerbühne folgt der Beobachter einem Ritt durch alle Emotionen.
Zwei Fragen, um die Neugierde anzustacheln: Kann ein Aquarium brennen und wie viele Fische schwimmen darin?
Noch eine Frage: Halten sie Musik für gefährlich?
Musik spielt in allen drei Teilen eine große dramaturgische Rolle und lässt das Publikum, unterstützt durch gelegentliche Videosequenzen, der Versuchung widerstehen, eine klassische Theaterposition einzunehmen.
Schade nur, dass die Aufnahmefähigkeit des Beobachters an ihren Grenzwert gebracht wird. So viele Szenen, alle mitreißend dargestellt, vergehen mit dem Kurzzeitgedächtnis. Man läuft Gefahr, weniger die Bilder der Stücke sondern allein die Botschaft kommunikativer Differenzen mit nach Hause zu nehmen. Da hilft nur höchste Konzentration oder ein zweiter Besuch.
Sowohl das Stück als auch die anschließende Debatte mit allen Beteiligten waren vollständig besucht. Eine Überraschung und ein gutes Zeichen, dass in Cottbus solche Experimente gewürdigt werden.
Dem anschließend also der Tipp – Prädikat wertvoll – Unbedingt ansehen!
Niederlausitz aktuell, mb
Video: Benjamin Kühn
Bild: © Marlies Kross